Scena 5ta.

[100] Daß Theatrum praesentirt das Capitolium. Thron und Sesel, die Soldaten halten die Bindlruthen.

Augustus, Scauro Scatilio, Cecina und Stath.


AUGUSTUS. Euere angefihrte Klage haben wir vernohmen, und war uns längstens von den Burgermeister hinterbracht worden, als koche sein Gemüth Verrätherey. Nun, Scauro Scatilio, vernehmet mich, ihr Cecina bequemet Euch zur Gedult und ein ieder verbane alle Furcht aus seinen Herzen.[100] Nicht zu einer geringen glori dienet Unß, daß wir den Stoltz all unserer Feinde gedämpfet, und noch zu einer größten soll uns gereichen, da wir den Zwitracht und Uneinigkeit wischen denen Bürgern beylegen werden. Daß Marcus Antonius ein hochmütiger und Ehrgeitziger Mann, ist uns sattsam bekant; das Cicero durch seine Beredsamkeit großen Nutzen diesen Reich geschafft, weis iederman. Beede sind uns lieb, doch mus Cicero einen Burgermeister die Ehre lassen. Wir haben sie anhero beruffen; aus was Ursach keiner erscheinen will, verstehe ich, und ein ieder wird es begreiffen; doch damit ihre Feindschafft abnehme und die vorige Freundschafft wieder zu seinen Wachsstumb gelange, tragen wir Euch Beiden dieses Ambt auff, versuchet das Beste und erfreuet Uns nebst Rom.

SCAURO SCATILIO. Unüberwindlichster Monarch, ich bin bereith deinen Befehl ein Genügen zu leisten, allein es wird Euer May. noch in reiffer Gedächtnus, daß wir vormahls in einen Zweykampf begriffen waren; und wollen wir uns dazumahl in Beysein Ener May. vereinigten, ware doch daß Hertz des Marcus Antonius weith von der Freundschafft entfehrnet, befürchte also, so wir zusamen komen solten, daß ein neuer Streit angefangen wurde, welcher Euer May. müssahlen wurde.

AUGUSTUS. Schätzet ein Burgermeister unsere Gnade so gering? Sehe zu, unvorsichtiger Phaeton, damit du nicht gestürzet werdest. Verrichtet dann ihr solches, Cecina.

CECINA. Mächtichster Kayser und Herr, mir ist von sicheren und warhafften Persohnen hinterbracht worden, als hätte Cicero die Flucht genohmen und Marcus Antonius habe ihm verfolget.

AUGUSTUS. Wie? Hat er ihm sogar zur Flucht gezwungen und auch verfolget? Dieses ist zu viel und wir wissen nicht, was unser Gemüth uns zu verstehen will geben, wir befürchten, es seye wircklich schon eine Verrätherey vorbey gegangen. Aber was bringet Terentia so eylfertig, Himmel, mit thränenbenetzten Wangen?


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 100-101.
Lizenz:
Kategorien: