|
1849 |
22. Januar: Johann August Strindberg wird als viertes von insgesamt elf Kindern in Stockholm geboren. Er ist das erste eheliche Kind. Sein Vater ist der Kolonialwarenhändler und Dampfschiffkommissionär Carl Oskar Strindberg. Er gehört dem Mittelstand an. Ein späterer Konkurs stürzt die Familie in eine vorübergehende Krise. Die Mutter ist eine Schneiderstochter und vor der Eheschließung Kellnerin und Magd. Durch die mütterliche Linie stammt August Strindberg von deutschen Vorfahren, nach Schweden eingewanderten Handwerkern ab. Im Hause Strindberg herrscht patriarchalische Strenge. Dabei ist der Vater dem kulturellen Leben sehr aufgeschlossen. August Strindberg leidet unter dem Unverständnis des Vaters, der dessen Phantasieerlebnisse und ambivalent gerichtete Gefühlswelt nicht versteht. Gegenüber solcher Abwehr sucht der Knabe Liebe bei der Mutter, scheitert aber auch damit. Die erlebten Kümmernisse des hochsensiblen Jungen bilden die Basis für die hohe Empfindsamkeit des späteren großen Dichters. |
1856 |
August Strindberg kommt in die Klara-Schule, danach in die Jakobsschule und in eine Privatschule. |
1862 |
Als August Strindberg dreizehn Jahre alt ist, stirbt die Mutter an Lungentuberkulose. Carl Oskar Strindberg heiratet nun die Haushälterin, was zu schweren Zerwürfnissen zwischen August Strindberg und dem Vater führt. |
1865 |
Schon vor dem Abitur nimmt August Strindberg eine Hauslehrerstelle auf einem Gutshof in Sotaskär an. In diese Zeit fällt auch seine erste Predigt, die er auf Bitten des Ortsgeistlichen mit Erfolg vor der kleinen Gemeinde hält. Hier bricht auch die neu erworbene, religiöse Position durch: Vom Pietismus in der Prägung eines Carl Olof Rosenius zur religiös-liberalen Anschauung mit pantheistischen Zügen. |
1867 |
25. Mai: August Strindberg macht das Abitur und beginnt in Uppsala Medizin, aber auch Literaturwissenschaft zu studieren. |
1868 |
Frühjahr: Er bricht erst einmal das Studium ab und wird stellvertretender Volksschullehrer in Stockholm. Herbst: Er wird Hauslehrer bei Axel Lamm. |
1869 |
Frühjahr: Danach versucht er sich weiter im Medizinstudium, unterbricht es aber erneut, um sich als Schauspielaspirant am Dramatischen Theater in Stockholm zu bewerben. August Strindberg will sich das Leben nehmen. Anfang November: Er schreibt nun im Bewußtsein, daß er nicht zum Schauspieler, aber zum Dramatiker geboren sei, seinen ersten Zweiakter, »Eine Namentagsgabe«. Das Stück wird vom Intendanten des Dramatischen Theaters abgelehnt. Es ist heute verschollen. August Strindberg macht sich nun daran, noch im selben Jahr ein neues Stück, ein Familiendrama zu schreiben: »Fritänkaren« (»Der Freidenker«, 1869). Auch dieses Stück wird abgelehnt. August Strindberg berührt sich mit Sören Kierkegaards Kritik am Gewohnheitschristentum. August Strindberg schreibt noch weitere Stücke: »Hermione«, ein historisches Schauspiel in drei Akten. Es wird später neu gefaßt. Begonnen wird außerdem ein Jesus-Drama in Versen. |
1870 |
Es folgt der Dramenentwurf »Erik XIV.«, der in fünf Akten geplant wird. August Strindberg verbrennt es. August Strindberg kehrt abermals an die Universität in Uppsala zurück und gründet die literarische Gesellschaft »Runa«, wo regelmäßig literarische, philosophische und religiöse Probleme diskutiert werden. Ende März: August Strindberg schreibt den Einakter »In Rom« in Versen. 13. September: Die Uraufführung dieses auf den dänischen Bildhauer Bertil Thorwaldsen bezogenen Stückes findet am Dramatischen Theater in Stockholm statt. Das kleine Drama wird elfmal gespielt. September: Gleichzeitig beginnt August Strindberg ein neues, historisches Drama in fünf Akten zu schreiben mit dem Titel »Blot-Sven«. Nach wenigen Wochen wird er über diese Arbeit so unmutig, dass er das vorliegende Drama verbrennt. |
1871 |
Anfang des Jahres: Das Stück »Blot-Sven« wird in vierzehn Tagen zum Einakter »Den fredlöse« umgeformt. 16. Oktober: Das Drama mit dem deutschen Titel »Der Geächtete« wird am Dramatischen Theater in Stockholm uraufgeführt und bringt August Strindberg ein Stipendium durch König Karl XV. ein. August Strindberg zieht sich auf die Schäreninsel Kymmendö zurück, um sich mit einigen Freunden zu erholen. |
1872 |
März: Er gibt endgültig sein Studium und sein Ziel zu promovieren auf und kehrt nach Stockholm zurück. Er schreibt nun als Rezensent für verschiedene Zeitungen, vor allem über kulturelle Probleme und tagespolitische Fragen. Er muß Gelegenheitsarbeiten übernehmen. 8. August: Die Prosafassung von »Mäster Olof« (»Meister Olof«) wird abgeschlossen. |
1874 |
Herbst: Es geht August Strindberg finanziell besser, da er Assistent an der Königlichen Bibliothek in Stockholm wird. Um sich aber abzusichern gibt er noch Privatstunden. Außerdem übersetzt er und schreibt weiter an Zeitschriftenartikeln. Intensiv vertieft er sich zu dieser Zeit in die chinesische Kultur und Sprache. |
1875 |
Er begegnet Siri von Essen, seiner späteren Frau. |
1876 |
Mai: Der Stoff von »Mäster Olof« wird in Versform gesetzt. August Strindberg reist über Norwegen nach Frankreich. |
1877 |
30. Dezember: Die Hochzeit mit Siri von Essen wird gefeiert. |
1879 |
»Röda rummet« (»Das rote Zimmer«) erscheint. Dieser kritische Roman macht Strindberg auf einen Schlag bekannt. |
1880 |
Die Tochter Karin wird geboren. |
1881 |
Die zweite Tochter Greta folgt. Die Kritik an August Strindbergs Roman wird in Schweden so stark, dass sich der Dichter gezwungen fühlt, aus Schweden zu fliehen. |
1883 |
Er reist nach Frankreich. Seine Gedichte werden gedruckt. |
1884 |
Die Familie siedelt in die Schweiz über, wo der Sohn Hans geboren wird. Die berühmten Ehegeschichten »Giftas« I (»Heiraten« I) erscheinen. Die Kritik an der damaligen Abendmahlsfeier bringt August Strindberg eine Anklage wegen Gotteslästerung ein. Er wird freigesprochen. Der Prozeß erregt großes Aufsehen. |
1886 |
Strindberg befindet sich auf Reisen und bereitet seinen ersten großen Entwicklungsroman, den ersten Teil auch der eigenen Biographie vor. Seine Lebensgeschichte als »Tjänstequinnans son« (»Der Sohn der Magd«) mit dem Untertitel »En själs utvecklingshistoria« (»Die Entwicklung einer Seele«) behandelt die Jahre 1849–1867. Der Schritt zum naturalistischen Meisterdrama »Fadren« (»Der Vater«, 1887) ist somit getan. August Strindberg beschäftigt sich eingehend mit der Suggestionspsychologie. Die Enttäuschung nach der Kritik an dem Erzählband »Giftas« (»Heiraten«, 1884) führen Strindberg, der sich in diesem Band für die Gleichberechtigung der Frau ausspricht, nun zur Gegenposition. Er kritisiert jetzt die Frauenemanzipation. |
1887 |
August Strindberg mit seiner Frau und den drei Kindern siedeln von der Schweiz nach Dänemark über. August Strindberg schreibt den Roman »Hemsöboerne« (»Die Leute vom Hemsö«). |
1888 |
Im zweiten naturalistischen Drama »Fröken Julie« (»Fräulein Julie«, 1888), kurz nach dem »Vater«-Stück geschrieben, spielt in das Psychodrama die Klassenkritik hinein. Eigene Erlebnisse August Strindbergs in »Skovlyst« nahe Kopenhagen beeinflußen die Dramenkonzeption. Von 1888 bis 1892 folgen zusammen mit »Fräulein Julie« elf Einakter, die zum Teil die Erlebnisse des Dichters widerspiegeln. Mehrere dieser Schauspiele werden nicht in Schweden, sondern in Berlin uraufgeführt. |
1889 |
9. März: Um die Jahreswende, also noch in Dänemark, entsteht der Einakter »Den starkere« (»Die Stärkere«, uraufgeführt in Kopenhagen. 14. März: Das Drama wird in einer geschlossenen Vorstellung des Studentenvereins in Kopenhagen uraufgeführt. Die Titelrolle wird von August Strindbergs Frau Siri von Essen gespielt. Die geschlossene Vorstellung ist nötig, da das Stück der Zensur unterliegt. Frühjahr: August Strindberg kehrt nach Schweden zurück. |
1890 |
Er veröffentlicht den bedeutenden Roman »I havsbandet« (»Am offenen Meer«). Nach einer französischen Fassung erscheint auch der autobiographische Roman »En Dåres Försvårstal« (»Die Beichte eines Toren«). |
1891 |
Januar: Endlich nach großen Schwierigkeiten wird die Ehe mit Siri von Essen vor dem Gerichtshof von Värmdo geschieden. August Strindberg leidet besonders darunter, daß die drei Kinder Karin, Greta und Hans bei der Mutter bleiben. |
1892 |
Strindberg unterhält einen intensiven Briefwechsel mit Émile Zola. Im Einakter »Debet och kredit« (»Debet und Kredit«) sind Erinnerungen August Strindbergs an die entsetzliche Armut eingegangen. Das Stück »Die Himmelrikets nycklar« (»Die Schlüssel zum Himmelreich« erscheint. Auch in dem Stück »Inför Döden« (»Vor dem Tode«) verarbeitet Strindberg sein Gefühl der totalen Vereinsamung. September: Er reist nach Deutschland und lebt zuerst als Gast von Ola Hansen und seiner Frau in Friedrichshagen bei Berlin. Hier verkehrt er mit Wilhelm Bölsche, Max Halbe und Bruno Wille. Ende des Jahres: August Strindberg zieht nach Zerwürfnissen mit seinen Gastgebern in die Innenstadt von Berlin. |
1893 |
Januar: August Strindberg lernt die Tochter des Herausgebers der Wiener Zeitung Frida Uhl kennen. 2. Mai: Er lässt sich mit Frida Uhl auf Helgoland trauen. Danach folgen Aufenthalte in England, in Österreich und schließlich in Frankreich. Nur sieben Ehewochen sind August Strindberg und Frida Uhl in London zusammen. Dann fährt Strindberg nach Rügen, um sich dort mit einigen Bekannten aus der Berliner Zeit zu treffen. Ende Juli: Die Einladung durch Fridas Mutter Marie Uhl, in das Sommerhaus der Familie an den Mondsee zu kommen, nimmt Strindberg an. 11. August: Strindberg bricht vom Mondsee auf. Die beiden Eheleute treffen sich nun in Berlin zur Aussprache. November: Das Paar reist auf Einladung der Großeltern Fridas nach Dornach in der Nähe von Amstetten/Donau. Das Leben und Verhalten dieser Großeltern veranlaßt August Strindberg später, diese in »Advent« zu kopieren. »Inför döden« (»Vor dem Tode«, 1892) wird zusammen mit »Gläubiger« und »Första varningen« (»Die erste Warnung«, 1892) am Residenztheater uraufgeführt. |
1894 |
In Dornach malt August Strindberg und erlebt, wie im Frühling die deutsche Übersetzung seines naturwissenschaftlichen Buches »Antibarbarus« erscheint. 10. Mai: Die Tochter Kerstin wird geboren. Das Ehepaar trennt sich. Später wird die Ehe in Wien geschieden. In Paris geht nun August Strindberg naturwissenschaftlichen und alchimistischen Studien nach. Er experimentiert mit Schwefelverbindungen, hat Wahnvorstellungen und Verfolgungsängste. |
1898 |
Nach einigen Reisen entsteht im Hotel Londres in Paris der erste Teil von »Till Damaskus«. »Till Damaskus I« (»Nach Damskus I«) eröffnet die große Dramentrilogie von August Strindberg nach der Überwindung der »Infernokrise«. Der zweite Teil des großen Dramas wird ebenfalls 1898 vollendet. Der dritte Teil folgt erst 1901. Am Ende des Pariser Aufenthaltes, während des Prozesses der inneren und äußeren Genesung, beschäftigt sich der Dichter mit den Schriften von Emanuel Swedenborg. |
1899 |
20. Juni: August Strindberg verläßt Lund, wo er sich nach dem Pariser Aufenthalt ein ganzes Jahr aufhält, um endlich nach Stockholm zu ziehen. Zuerst wohnt er in Furusund innerhalb der Stockholmer Schärenlandschaft. Schon in Lund schreibt er bis zum Umzug zwei große historische Dramen »Folkungersage« (abgeschlossen 20. April 1899) und »Gustav Vasa« (abgeschlossen Mitte Juni 1899). 13. Oktober: August Strindberg zieht in den Narvavägen, danach in die Banérgata 13. |
1900 |
»Advent«, »Ostern« und »Midsommar« (»Mittsommer«) werden auch als die »Jahresfestspiele« bezeichnet. |
1901 |
Mit »Nach Damaskus« und dem dann – nach der endgültigen Rückkehr – in Stockholm geschriebenen »Ett drömspel« (»Ein Traumspiel«) erreicht Strindberg eine Neuorientierung des Theaters. Er schreibt die beiden Märchenspiele »Kronbruden« (»Die Kronbraut«) und »Svanevit« (»Schwanenweiß«). Ebenfalls schreibt er das historische Drama über den schwedischen Freiheitshelden »Engelbrekt« und das Schauspiel »Kristina«. |
1902 |
11. März: Das Stück »Bandet« (»Das Band«, 1892) wird am Kleinen Theater in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt. |
1904 |
Nach der Scheidung von seiner dritten Frau folgen Prosaarbeiten. Herausragend sind neben »Götiska rummen« (»Die gotischen Zimmer«), die »Historiska Miniatyrer« (»Die historischen Miniaturen«, 1905). Die äußere Trennung von Harriet Bosse bedeutet für Strindberg eine tiefe Bindung durch die Vorstellung, dass es ein telepathisches Zusammensein mit ihr gebe. Das Tagebuch zeigt, wie sehr Strindberg nach der »Infernokrise« im Okkultismus lebt. |
1906 |
Der Dichter beginnt am berühmten »Blaubuch« zu arbeiten. Es erscheinen vier Bände. So unterschiedliche Betrachtungen wie »Ein religiöses Theater«, »Der Fremdling Zola« finden sich in den Essays. |
1907 |
Januar/Februar: Er schreibt das Kammerspiel »Oväder« (»Wetterleuchten«). Die Stücke »Die Brandstätte« und »Spöksonaten« (»Gespenstersonate« werden aufgeführt. Briefwechsel mit Nietzsche. Veröffentlichung des letzten Romans, »Svarta fanor« (»Schwarze Fahnen«). November: Eröffnung des eigenen »Intimen Theaters« zusammen mit dem jungen Schauspieler August Falck. März: Ein weiteres Stück »Den blödande handen« (»Die blutende Hand«) wird durch den Autor selbst verbrannt. April: Das Drama »Toteninsel«, durch A. Böcklins berühmtes Bildmotiv geprägt, bleibt Fragment. Juni: Das vierte Kammerspiel wird beendet, 26. November: Zur Eröffnung des Intimen Theaters wird das vierte Kammerspiel uraufgeführt. |
1908 |
August Strindberg zieht in den berühmten »Blauen Turm«. |
1909 |
Auch sein letztes großes Drama »Stora landsvägen« (»Die große Landstraße«) ist ein »Stationendrama«. Aufführungen der sogenannten Regentendramen. 22. Januar: Das erste von diesen drei geschichtlichen Stücken »Siste riddaren« (»Der letzte Ritter«) wird uraufgeführt. |
1912 |
14. Mai: Strindberg stirbt in Stockholm an Magenkrebs. Am 19. Mai 1912 wird Schwedens Dichter auf dem Neuen Friedhof von Stockholm zu Grabe getragen. |
Buchempfehlung
Strindbergs autobiografischer Roman beschreibt seine schwersten Jahre von 1894 bis 1896, die »Infernokrise«. Von seiner zweiten Frau, Frida Uhl, getrennt leidet der Autor in Paris unter Angstzuständen, Verfolgungswahn und hegt Selbstmordabsichten. Er unternimmt alchimistische Versuche und verfällt den mystischen Betrachtungen Emanuel Swedenborgs. Visionen und Hysterien wechseln sich ab und verwischen die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.
146 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro