Neunter Auftritt.

[206] Belmont, in einer schwarzen Perucke und einem Ueberrock. Werneck und Peter.


WERNECK. Wenn Sie nur nicht erkannt werden?

BELMONT. In diesem Aufzug gewiß nicht, ich habe mich sehr verändert. Stille, hier ist ein Bedienter. Zu dem Bedienten. Gehört Er hier in dieses Haus, Freund?

PETER. Unterthäniger Diener.

BELMONT. Ob Er bey dem Herrn von Wohlau ist?

PETER. Ja, zu Ihrem Befehl.[206]

BELMONT. Schon lange bey ihm?

PETER. Ja – schon acht Wochen.

BELMONT. So – wird es nicht eine Hochzeit in diesem Hause geben?

PETER. Nun das könnte seyn, und könnte auch nicht seyn.

BELMONT. Wie so, Freund, nicht seyn, warum könnte es nicht seyn?

PETER. Ja nun – die Fräulein sieht einer Braut gar nicht ähnlich.

BELMONT. Wie so? Wie sieht sie denn aus?

PETER. Als wenn Sie zur Leiche gehen sollte, traurig und bleich, und eine Thräne jagt die andere.

BELMONT. Warum denn das? mag Sie vielleicht den Mann nicht leiden?

PETER. Getroffen – und dennoch ist es der artigste Herr von der Welt, der jedermann und auch unser einem[207] seinen Respect giebt, und mit allen Leuten freundlich thut, und ihr Herr Vater will es durchaus haben, aber da hift nichts, Sie will nicht.

BELMONT. Was mag ihr denn in Kopfe stecken? vielleicht ein älterer Liebhaber?

PETER. Da liegt es eben, denn wie das Gemurmel im Hause geht, so hat sich die gute Fräulein verplempert, wie man zu sagen pflegt, Sie hat sich in einen jungen Menschen vergafft, dem mein Herr aus Barmherzigkeit das liebe Brod gegeben hatte, und der nun in der Welt herum streift, oder irgend wo in einem Stockhause sitzt, Gott weiß wo; wenn man ihn ertappen könnte, ich möchte den Lohn nicht mit ihm theilen.

BELMONT. So – Hier guter Freund, auf meine Gesundheit. Giebt ihm Geld.

PETER. O ich bitte schönstens –

BELMONT. Hingenommen, und das soll das letzte nicht seyn – aber um einen kleinen Gegendienst will ich bitten.

PETER. O Sie haben zu befehlen, gnädiger Herr![208]

BELMONT. Er muß mir den Gefallen thun, und von allem Nachricht geben, was diese Hochzeit angeht, alles was vorfällt, Freund, und wenn es noch so gering wäre; ich werde mich noch einige Tage hier im Wirthshause aufhalten; ich möchte doch wohl wissen, was die Sache für ein Ende nähme, und ein tiefes Geheimniß, hört Er – niemand darf darum wissen. Er soll belohnt werden.

PETER. Sie können sich darauf verlassen, gnädiger Herr, ich werde mir alle Mühe geben. Sie sind allzugnädig.


Verbeugt sich tief und geht ab.


Quelle:
Peter Helfrich Sturz: Schriften. Band 1, Leipzig 1779–1782, S. 206-209.
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