Siebenter Auftritt.

[275] Frau von Wichmann und Peter.


FRAU VON WICHMANN. Das ist unerhört traurig! Kennt ihr en Fremden nicht – habt ihr ihn niemals hier in der Nähe gesehen?

PETER. O seyn Sie meine Beschützerin gnädige Frau!

FRAU VON WICHMANN. Was? – kennet ihr ihn?

PETER. Gott ist mein Zeuge! nein.

FRAU VON WICHMANN. Habt ihr ihn nie gesehen?[275]

PETER. Leider.

FRAU VON WICHMANN. Nun, Peter?

PETER. O Himmel! wer hätte sich das Unglück vorstellen können?

FRAU VON WICHMANN. Heraus mit der Sprache, Peter, sagt mir alles, was euch von dem Menschen bekannt ist; so etwas muß nicht verschwiegen bleiben.

PETER. Ich will alles sagen, aber ich bitte Sie mit Thränen, machen Sie mich nicht unglücklich! ich halte den Fremden für einen alten Feind des Woldemars.

FRAU VON WICHMANN. Und –

PETER. Und für einen Nebenbuhler.

FRAU VON WICHMANN. Was –? ihr erschreckt mich zum Sterben – woher wißt ihr, daß er sein Nebenbuhler ist?

PETER. Gott ist es bekannt – ich habe nichts damit zu thun – er ist hier oft im Hause im Vorzimmer gewesen – und hat sich nach allem so genau erkundigt – nach der Fräulein, nach ihrer Hochzeit und allem –[276]

FRAU VON WICHMANN. Auch nach Woldemar.

PETER. Auch nach ihm – und er schien aufgebracht zu seyn, wenn er ihn nannte – O wer hätte das voraus sehen können! – keine Schätze hätten mich bewegen sollen, Woldemar zu rufen.

FRAU VON WICHMANN. Das habt ihr gethan? Elender! – und sagt nichts davon?

PETER. Ach! ich bitte um Gnade – ich konnte ja nicht wissen –

FRAU VON WICHMANN. O mein Gott! –


Hebt die Hände auf und geht vorwärts.


PETER läuft weg. Hier muß ich davon.


Quelle:
Peter Helfrich Sturz: Schriften. Band 1, Leipzig 1779–1782, S. 275-277.
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