Neunter Auftritt.

[277] Dalton und Frau von Wichmann.


DALTON. Ein abscheuliches Unglück – ich kann es nicht erzählen – dieser Tag ist der letzte dieses Hauses.

FRAU VON WICHMANN. Dalton – ist es –

DALTON. Belmont –

FRAU VON WICHMANN. Ach – lebt meine arme Julie noch?

DALTON. Sie lebt – noch lebt Sie, aber bis an mein Grab wird mich dieser Anblick begleiten. Sie trat blaß – halbtodt in die Stube, auf dem Bette vor ihr – ach da lag er ausgestreckt, und das Blut floß bis zu Ihren Füßen. Ihre Augen stunden offen – Sie versuchte zu schreyen – und mit einem fürchterlichen Ton fiel Sie auf ihn hin – Ich wollte Sie wegreißen: Grausame! schrie Sie – laß mich sterben, hier auf seinem Herzen will ich sterben – Belmont – Belmont noch einen Laut – deine Julie – Er fuhr mit einer Art von Zückung in die Höh, als wenn er Sie umarmen wollte; aber seine Arme fielen zurück. Die eine Hand brachte er mit Mühe auf die blutige Brust, und dein –[278] dein – war alles, was er mit einer dumpfen Stimme tief heraus seufzete – o und in seinem Gesicht, – da war der nahe Tod. Ich versuchte es, Sie von ihm loszureissen – Ihr Vater, rief ich – haben Sie Mitleiden mit ihm – er kam eben in die Stube, Mein Vater! schrie Sie – und fiel auf ihre Knie – o nehmen Sie es wieder, das elende Leben, das Sie mir gegeben haben – o diesen Segen noch – und so sprang Sie auf mit einer Wildheit im Gesichte, die uns alle zittern machte. Ach – ich kann nicht mehr – Ich sollte Sie rufen – wollen Sie nicht zu dem armen Kinde gehen? Das ist ein abscheulicher Jammer – Meine Kinder – die ich so unschuldig, so blühend gekannt habe! Mein unglücklicher, verjagter Wilhelm – ermordet – ermordet bringen sie dich wieder, und meine einzige Julie – O Sie wird es nicht überleben.

FRAU VON WICHMANN. Dalton – was ist da zu thun? – ich muß das Mägdchen retten, wenn es möglich ist – Ach, Sie kommt.


Quelle:
Peter Helfrich Sturz: Schriften. Band 1, Leipzig 1779–1782, S. 277-279.
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