[5] Frau Hebenstreit und Frau Heinecke.
Frau Heinecke ist eifrig beschäftigt, die Stube zu säubern.
FRAU HEBENSTREIT durch die Tür rechts. Es is also wahr? – Ihr Sohn ist da? –
FRAU HEINECKE. Pst! Pst! – Um Jotteswillen! – Er schläft! –
FRAU HEBENSTREIT. Dort in Alma'n ihre Kammer?
FRAU HEINECKE. Ja doch! – Ick weeß nicht mehr, wat ick dhu'. – Mir ist janz wirblig vor lauter Freuden.
Läßt sich in den Schemel fallen.
FRAU HEBENSTREIT. Weiß man's schon drüben ins Vorderhaus?
FRAU HEINECKE. Er hat sich anmelden müssen, weil es doch die Herrschaft ist, und heute wird er eine Fisite machen.
FRAU HEBENSTREIT. Wie lange ist er eigentlich weg gewesen?
FRAU HEINECKE. Sieben – acht – neuneinhalb Jahr. – So lang hab ich mein Kind nicht gesehen.
Weint.
FRAU HEBENSTREIT. Und haben Sie ihn gleich wieder erkannt?
FRAU HEINECKE. I, wo werd ick denn! Jestern abend gegen Uhre achte ... Heinecke ist übern Lokalanzeiger eingedruselt,[5] und ick sitz nu da und näh für Alma'n 'nen Spitzensaum an'n Unterrock, denn wat das Mächen für Weißzeug braucht! ... kurz – da kloppt's und ein Mann kommt rein – was sag ich, ein Herr, ein feiner Herr in einem teuren Biberpelz – da hängt er – fassen Sie mal den Biber an – ick denk, es is einer von Alma'n ihre vornehmen Bekanntschaften, dem jungen Herrn Curt seine Herren Freunde – –
FRAU HEBENSTREIT lauernd. So, so. – –
FRAU HEINECKE. – Denn die sind jar nich stolz und kommen sich nicht zu schad vor, mal bei uns arme Leute ins Hinterhaus vorzusprechen. – Also das denk ich mir, da hat er auch schon Rock und Hut an die Erde geworfen – einen pikfeinen Celinder einfach an die Erde – und is dicht vor mir uf die Knie gefallen. – Ick denke, mir rührt der Schlag, aber wie er nu ruft: Mutter, Vater, erkennt Ihr mich nich? ... ick bin's, Robert, Euer Sohn Robert ... ach, Frau Hebenstreit, es war zu schön. – Wie ich das überleben werd! ...
Weint.
FRAU HEBENSTREIT. Ruhig Blut, Frau Nachbarin. Die Freud' wird sich schon legen. Jede Ratze hat'n Kopp und'n Schwanz, und der Ratzenschwanz ist mehrschtendeels voll Jift.
FRAU HEINECKE. Wie können Sie so wat sagen? Mein Sohn ist ein juter Sohn und ein nobler Sohn.
FRAU HEBENSTREIT. Zu nobel, Frau Heinecken! Wenn einer in so ville Herren-Ländern gewesen ist und auf lauter Sammet und Seide gelegen hat –
FRAU HEINECKE auf die Sessel weisend. Kann er auch bei uns, Frau Hebenstreit.
FRAU HEBENSTREIT mit einer Grimasse. Na, na. Ob er wird wollen!
FRAU HEINECKE. Wird wollen, Frau Hebenstreit! Was ein Mutterherz is, kennt kenen Rang und kenen Stand. – Und Jeses – ich steh hier! Und – wo mein Heinecke nur steckt? – Haben Sie Heinecken nicht gesehen? – Wenn der das Humpeln kriegt mit seinen lahmen Bein![6]
FRAU HEBENSTREIT. Der stand vorhin mit 'nen riesenjroßen Plakat bei drei Jrad Kälte in'n schönsten Morgensonnenschein, zum Trocknen, sagt er.
FRAU HEINECKE. Lassen Sie dem ollen Mann sein Vergnügen. Die halbe Nacht hat er an des Dings rumgekleistert. Haben ja doch nich schlafen können – alle beid'. Denn so'ne Freude –
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Die Ehre
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