[66] Heinecke. Frau Heinecke. Robert.
ROBERT. Vater, Mutter – seid mir nicht böse – Ich muß Euch – in Euerm Leben muß – und wird – eine große Umgestaltung vor sich gehn.
HEINECKE. Was is los?
ROBERT. Ich habe mich überzeugt, daß Alma rettungslos[66] verderben muß, wenn sie nicht in Verhältnisse gebracht wird – die nicht einmal die Möglichkeit zu einer Rückkehr in ihr bisheriges Leben gestatten. – Aber was soll aus Euch werden? – Allein dürft Ihr hier nicht bleiben ... Sonst würdet Ihr der Gier der Michalskis zum Opfer fallen. – Kurz und gut ... Ihr müßt mit mir gehn ...
FRAU HEINECKE entsetzt. Nach Indien?
ROBERT. Ganz egal, wohin. Vielleicht auch nach Indien. Der Einfluß Trasts reicht weit. Wir sind in der Lage, wählen zu können.
HEINECKE trotzig. Wenn schon, denn jleich nach Indien.
FRAU HEINECKE. Mir geht der Kopf auseinander.
ROBERT. Es wird Euch schwer ... Ich seh ja das ein. Aber verzagt nicht. Es scheint nur so schlimm. Man lebt in den Tropen tausendmal bequemer, als daheim. Ihr werdet Diener haben, so viel Ihr wollt.
HEINECKE. Potz Dausend.
ROBERT. Und Euer eigenes Haus!
HEINECKE. Und Palmen?
ROBERT. Mehr als Ihr brauchen könnt.
FRAU HEINECKE. Und die schönsten Siedfrüchte pflückt man sich von de Bäume?
ROBERT. Man läßt sie sich pflücken.
FRAU HEINECKE. Und kosten nischt?
ROBERT. So viel wie nichts.
HEINECKE. Und die Popejeien fliegen so rum? Und die Affen – Wie im Zoolog'schen?
ROBERT. Also Ihr willigt ein?
FRAU HEINECKE. Wenn du meinst, Vater?
HEINECKE. Na, also meinetwegen – wir kommen mit!
ROBERT. Ich dank Euch! – Ich dank Euch! Beiseite. Gott sei gelobt, daß ich sie nicht zu zwingen brauchte! Laut. Und nun keine Zeit verloren! Wo ist Feder und Papier?
Heinecke kratzt nachdenklich den Kopf.
FRAU HEINECKE. Alma hat sie wohl!
Sie geht in die Kammer.
[67]
HEINECKE. Natürlich. Die schreibt ja immerzu Briefe.
Schließt die Ofentür.
ROBERT für sich, mit einem Seufzer der Erleichterung. Ah! – Nun bin ich doppelt begierig auf die Genugtuung, die er anbieten wird, und die ich – ablehnen werde. – Ablehnen, wie das Duell. – Sie werden mich feige und ehrlos schelten! Ach, was! Ich brauche ihre Ehre nicht, ich habe den Meinen Brot zu schaffen.
FRAU HEINECKE zurückkehrend. Auf 'n Tisch ist alles zurechtgelegt. – Oder willst du hier –?
ROBERT. Nein, nein! Dort bin ich ungestört!
FRAU HEINECKE. Du siehst müde aus. Du solltest ein Stündken ruhen.
ROBERT schüttelt den Kopf. Wenn Herr Mühlingk junior Nachricht sendet – oder sich selbst bemüht, so ruft mich. Ab.
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Die Ehre
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