[24] Albrecht. Stephan von Emershofen. Hans Preisinger. Hans Zenger.
ALBRECHT. Ritter Emershofen, willkommen! – aber, in der That, desto unwillkommener, je fröhlicher Euer Auftrag.
EMERSHOFEN. So komm' ich erwünscht, gnädiger Herr! leset diesen Brief!
ALBRECHT liest; dann für sich. Jawohl, erwünscht! Gott! ein Sturm ist vorüber. Wie wird sich Agnes freuen! Laut. Also hat Elisabeth selbst gewählt? und Hans von Werdenberg ist –
EMERSHOFEN. Leider! ihr Gemahl.
ALBRECHT. Und warum sagt Ihr dazu leider?
EMERSHOFEN. Gnädiger Herr! diese Frage klingt wunderlich in Eurem Munde. Und wer nach ihrem Vater hat mehr über Schimpf und Unrecht zu klagen als Ihr selbst?
ALBRECHT. Welches Unrecht? kannte sie mich? verlobte sie sich mir? oder war ihr Herz nicht frei? – und welcher Schimpf? der Graf von Werdenberg ist ein Ritter und mag leicht bei Elisabeth einen Unbekannten aufwiegen; und dann, ist Ehe nicht mehr als Verlobung?
EMERSHOFEN. Ich errate, woher Euch dieses kalte Blut kommt; aber was ist Euer Entschluß auf meines Herrn Brief?
ALBRECHT. Sagt ihm, es thäte mir leid, daß seiner Tochter heimliche Verbindung so sehr ihn kränke; daß ich vielmehr – doch nein! daß ich ihm aber nie in seiner Wut und Verfolgung beistehen werde. Sagt ihm, Albrecht habe auch gewählt, und alles sei aus.
EMERSHOFEN. Aber, gnädiger Herr! wenn Ihr Euern Beistand zur Verfolgung dieser Flüchtlinge versaget, so wird Graf[24] Eberhard auch die verdungenen Strafgelder nicht geben; das soll ich sagen; das ist mein Auftrag.
ALBRECHT. Sagt das meinem Vater, dem Herzoge, der den Bund für sich, nicht für mich schloß: mir wagt nicht, davon zu sprechen. Hätt' ich Elisabethen geliebt: so müßte man sie mir mit Blute zahlen; so aber nehm' ich vom Württemberger kein Trinkgeld dafür, daß ich einmal umsonst meinen Namen schrieb. Geht! Emershofen ab. Und Ihr, Preisinger! wozu kommt Ihr?
PREISINGER. Ich komme zwar, gnädiger Herr! vermutlich ungelegen; aber von Euerm Vater gesandt, Euern kriegerischen Mut wieder zu wecken und zum Turnier, das er in Regensburg angestellt, zu berufen.
ALBRECHT. Meinen Mut wieder zu wecken? – und wann schlief er? – Preisinger, Ihr seid meines Vaters Rat.
PREISINGER. Ich verstehe den Wink. Ich bin nicht Ernstens, aber des Herzogs Rat, und mehr des Thronerbens, als Albrechts Freund. Kommt Ihr zum Turnier?
ALBRECHT. Aber warum jetzt ein Turnier? warum mein Vater? – etwa zu Werdenbergs Hochzeit?
PREISINGER. Ich soll Euch berufen; mehr weiß ich nicht.
ALBRECHT. Mehr sagt Ihr nicht! Für sich. Stolzer Mann! auch so einer von Stahl, innen und außen. – Das gilt dir wieder, Agnes! entfernt wollen sie mich haben. Laut. Wann ist denn das Turnier?
PREISINGER. Morgen fängt's an.
ALBRECHT. Und heute beruft man mich? ist das Rittersitte?
PREISINGER. Wo hätte man Euch suchen sollen, gnädiger Herr! drei Monate waret Ihr abwesend, nicht erkennbar in Eurer fürstlichen Würde: gestern kamt Ihr hier an; der Herzog erfuhr's und läßt Euch sogleich berufen, mehr zum Troste Eures älternden Vaters als zum Ritterspiele.
ALBRECHT. Zum Troste? – sprecht geradezu, Preisinger! wie Ritter zu Ritter; bei ja und nein! – weg soll ich wegen Agnes, nicht wahr? zerstreuen, aufhalten will man mich? – kurz und gut; ich liebe Agnes und werde sie lieben, solang ich ein Herz habe. Wehe dem, der sie herausreißen will!
PREISINGER. Also kömmt Ihr nicht?
ALBRECHT. Ich komme! meine Hand drauf; abends bin ich dort. Sagt's meinem Vater, daß ich noch Albrecht bin. Ihr[25] sollt mich kämpfen sehen um – nichts und lernen, was ich thäte für meine Liebe. Verrichtet Euern Auftrag; sehet zu morgen und merkt's Euch dann!
Preisinger geht stolz ab.
HANS ZENGER. Gottlob! da habt Ihr wieder einmal gesprochen wie ein Ritter.
ALBRECHT. Könntet Ihr mich auch verkennen, Zenger! Ist es denn entehrend, zu lieben? und hat ein Fürst nicht auch ein Herz für sich?
HANS ZENGER. Wohl! aber ich bleibe dabei, Liebe sei Zeitvertreib, Erholung; niemals eines Mannes Beschäftigung, eines Fürsten nun einmal gar nicht. Auch ist's mir darum lieb, daß Ihr sie gar geheiratet habt; so seid Ihr uns Bayern wiedergegeben.
ALBRECHT. Hätte euch nie gemangelt im Notfalle.
HANS ZENGER. Wenn Ihr heute noch in Regensburg sein wollt, so müßt Ihr bald thun, was hier noch zu thun ist.
ALBRECHT. Und dann fort? – am Hochzeittage fort? –