[50] Voheburg Gemach.
Albrecht. Hans Zenger. Percifal Zenger. Tuchsenhauser. Tore.
ALBRECHT. Was? schon eine Antwort von meinem Vater? wie möglich?
TUCHSENHAUSER. Er stellte sich's schon vor, wie es uns Gundelfing unterwegs sagte: dieser Brief, gnädiger Herr! enthält seinen Willen.
ALBRECHT. Er muß friedlichen Inhalts sein, daß Ihr ihn bringt, Tuchsenhauser!
TUCHSENHAUSER. Ich soll hoffen, Ihr werdet zufrieden sein.
ALBRECHT hält den verschlossenen Brief. Gott! was mag er enthalten! Erbricht ihn, liest.
»Freundlichlieber Sohn!
Es werden Euch zwar schon unser Hofmeister, der Gundelfinger, und der Ritter Thorringer unsers Willens unterrichtet, und wie wir hoffen, auch bereit gefunden haben, alle Fehde zwischen uns abzuthun. Wir mögen uns vorstellen, was Antwort sie uns von Euch bringen werden, da wir derweil anderwärts berichtet worden, wie Ihr mit der Agnes Bernauerin steht. Wenn Ihr denn forthin im Frieden leben, Euer Erbland schonen, und Euers Vaters und Herzogs Gnade wieder haben wollt; so müßt Ihr Euch zuforderst sogleich nach Wemding an Schwabens Grenze begeben, um wegen der Strafgelder der Elisabeth mit dem von Württemberg die Irrung zu schlichten: wir haben auch seine Anwälte schon dahin beschieden. Ihr könnt glauben, daß Euch dieser Gehorsam zu Eurem wahren Nutzen und Ruhme in der Folge sein wird. Wir gehen jetzt nach München und erwarten Euch dort nach verrichtetem Geschäfte. Unser Kanzler und Ritter Tore werden Euch das mehrere sagen: wir empfehlen Euch Gottes und aller Heiligen Schutze.« –
So erkennt er Agnesen als meine Frau?
TUCHSENHAUSER. Das steht eben nicht im Brief, aber verstehen[50] läßt sich's wohl, weil er's nun schon einmal weiß und Euch nur gleichsam Bedingnisse setzt?
ALBRECHT. Aber ich soll fort?
TORE. Ja, und unverzüglich.
ALBRECHT. Aber warum die Eile? sollte mein Vater mich betrügen wollen?
TORE. Wie? der Herzog?
TUCHSENHAUSER. Seht, gnädiger Herr! man muß das eine thun, das andere nicht lassen; eines nach dem andern vornehmen; schön ordentlich verfahren. Da muß dann das Ding mit der Württembergerin ganz aus sein; und da der Herzog auf dem Turniere wegen der von Braunschweig sich auch verbindlich gemacht hatte: so wird er wohl mit dem Gelde der Elisabeth die Anna befriedigen müssen. Ihr begreift wohl, daß die Württemberger von Eurer Ehe nichts wissen dürfen, sonst wären ja die Strafgelder strittig.
ALBRECHT. Aber zu alle dem bin ich ja nicht nötig! das hättet Ihr auch verrichten können!
TUCHSENHAUSER. Es ist höchst weislich von Eurem Vater gehandelt, gnädiger Herr! denn seht Ihr, erstens bekräftiget Ihr ihm dadurch, daß Ihr zu dem in drei Tagen bestimmt gewesenen Aufgebot nicht mehr kommen wollt; zweitens ist's eine Prüfung von seiner Seite und ein Beweis des Gehorsams und Friedens auf der Eurigen; drittens gereicht's zu Eurer eigenen Ehre; da der Vorfall beim Turniere vermutlich viel Lärm und Aufsehens und Nachredens gemacht, so sieht man dann, wenn Ihr nach Wemding geht, daß Ihr mit Eurem Vater wieder gut seid: man wird eher glauben, Herzog Ernst habe sich übereilet. Endlich, wenn die Herzoge von Ingolstadt und Landshut auf die Uneinigkeit schon ihres Vorteils wegen gerechnet, so werden alle ihre Anschläge beizeiten zu Wasser, und von allem wird bald gar nicht mehr geredet. Viertens –
ALBRECHT. Schon genug! wenn nur das alles so ist.
TORE. Und warum zweifelt Ihr, gnädiger Herr? wir haben doch sicher Befehl, alles das zu sagen.
ALBRECHT. Mein Vater sollte einwilligen? – so schnell? – ehe er mit Gundelfingen sprach? – – Aber wird Agnes meine Gemahlin dann?
TUCHSENHAUSER. Sie ist's ja schon; und Euer Vater schreibt,[51] daß er's weiß: und bricht alle Unterhandlungen ab; ist das nicht klar genug? – Eben weil er mit Gundelfingen noch nicht gesprochen hatte, gab es seine Würde nicht zu, deutlicher zu schreiben.
ALBRECHT. Wartet! Bald sollt ihr meinen Entschluß hören. Ab.