122. Der Wandel in Gottes Gegenwart

[588] Mel.: Sieh, hier bin ich, Ehrenkönig ...


1.

Ich will einsam Und gemeinsam

Mit dem ein'gen Gott umgehn

Und die Sinnen Halten innen,

Was nicht Gott ist, lassen stehn,

Das Getümmel Und Gewimmel

Außer mir nicht mehr ansehn.


2.

O du süße, Stille Wüste,

Da all das Geschöpfe schweigt,

Da das Herze Ohne Schmerze

Sich zum großen Schöpfer neigt

Und der Wille In der Stille

Sich ganz unter ihn hinbeugt.


3.

Mir hier stinket, Was da blinket

Nach der eiteln Herrlichkeit,

Weil ich einsam Und gemeinsam

Handle mit der Ewigkeit.

Mit Gott leb' ich, An Gott kleb' ich

In und außer aller Zeit.


4.

Nach der Stille Ohn' Gewühle

Hat mein Heiland selbst getracht't

Und im Hause Und nicht drauße

Dreißig Jahre zugebracht,

Da er fleißig, Ja, das weiß ich,

Hat vor seinem Gott gewacht.
[589]

5.

Himmlisch Wesen, Laß genesen

Mich in deiner Gegenwart

Und hingegen Ganz ablegen

Esaus weltgesinnte Art,

Die das Brausen Liebet draußen

Und sich nicht vorm Feind bewahrt!


Nach Jodokus v. Lodenstein

Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 588-590.
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Geistliches Blumen-Gärtlein Inniger Seelen; Oder kurtze Schluß-Reimen, Betrachtungen und Lieder uber allerhand Warheiten des Inwendigen Christenthums ...: [Reprint of the Original from 1735]