80.

[238] Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott von ferneher? Kann sich auch jemand so heimlich verbergen, daß ich ihn nicht sehe? spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde füllt? spricht der Herr. Jerem. 23, 23. 24


Du lebst und schwebest stets in Gott, drum such ihn ja nicht ferne,

Er sitzt fürwahr nicht eingesperrt hoch über Mond und Sterne;

Wärst du nur selber nicht so weit,

Vermannigfaltigt und zerstreut,

Kämst du recht zu dir selber, da

Würd'st du im Geist Gott finden nah.

Du nahes Wesen, bring mich nah, daß ich in deinem Lichte

In Ehrfurcht wandle, wo ich bin, vor deinem Angesichte;[238]

Ich will mich nicht verdecken, nein,

Mein Herz liegt bloß, schau, wie ich's mein,

Du füllest Erd' und Himmel, Herr,

Laß doch mein armes Herz nicht leer!


Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 238-239.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliches Blumengärtlein
Geistliches Blumen-Gärtlein Inniger Seelen; Oder kurtze Schluß-Reimen, Betrachtungen und Lieder uber allerhand Warheiten des Inwendigen Christenthums ...: [Reprint of the Original from 1735]