96.

[248] So spricht der Herr Herr: Tue weg den Hut und hebe ab die Krone! Denn es wird weder der Hut noch die Krone bleiben; sondern der sich erhöht hat, soll erniedrigt werden, und der sich erniedrigt, soll erhöht werden. Ich will die Krone zunichte, zunichte, zunichte machen, bis der komme, der sie haben soll; dem will ich sie geben. Hes. 21, 31. 32


Wie fertig ist die Eigenheit, sich alles anzumaßen!

Hat man den Unflat dieser Welt in erster Buß' verlassen,

So nennt man sich in seinem Sinn

Schon Christi Braut und Königin

Und mit dem Hut der Freiheit deckt[248]

Den Greuel, der im Grund noch steckt.

Ach, diese ist es lange nicht, heb ab die Kron' zur Erden,

Du mußt zunicht, zunicht, zunicht und tief geniedrigt werden!

Wer's meint zu sein, von dem Gott spricht:

»Auch diese Seele ist es nicht«;

Wer ganz entblößt und klein und schlecht,

Der hat allein zur Krone Recht.


Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 248-249.
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