Erste Szene

[362] Beermann kommt durch die Glastüre, geht an den Schreibtisch, sperrt eine Schublade auf und nimmt das Tagebuch der Hauteville heraus. Er sieht sich vorsichtig um, holt aus dem Bücherregal einen Band des Konversationslexikons, schlägt ihn auf und legt das Tagebuch darauf. Er setzt sich und beginnt zu lesen. In diesem Augenblicke wird die Glastüre leise geöffnet, und Frau Beermann sieht herein.


FRAU BEERMANN. Bist du allein, Fritz?

BEERMANN schlägt erschrocken den Band zu, wodurch das Tagebuch eingeklemmt wird. Aber Lina, wie kannst du mich so erschrecken?

FRAU BEERMANN. Ich wußte bis gestern nicht, daß du nervös bist.

BEERMANN. Ach was, nervös! Ich bin überarbeitet, aufgeregt. Wenn man jeden Tag eine Rede vorbereiten soll!

FRAU BEERMANN. Und darin habe ich dich gestört? Entschuldige!

BEERMANN. Was willst du eigentlich?

FRAU BEERMANN. Dich um eine Unterredung bitten.

BEERMANN. Das muß doch nicht jetzt sein! Morgen oder ...[362]


Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 2, München 1968, S. 362-363.
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