Das neie Barlahmend

[522] Gelibte in Härn!

Zuerscht mus ich es eich zun wiesen machen, das ich bin gewelt wohrden und allsbahld wider nach Minchen kohme. Es had fiele leithe geben, wo mier disse rumfole auferstähung nichd gunnen sontern geschprochen und geschriem hawen das disser mentsch nichd mähr sich bliecken lasen derf, und ich mus es mid schmärzen sahgen das leuder meine ienigen bardeibrieder am frächsten auf mich geschimbft hawen.

Dersälbige schreihber fon der Eusenbahn mechte auch schimbfen ieber den althen barlamändarischen fertretter des Folkhes, wo schohn regiehrt had, wies dissem mentschen noch in die hossen gangen ist. So ein harmsäliger mentsch der wo sein läben nichz than had als nuhmern aufgeschriem fon die biehrwägen oder Mielchpietschen oder die säuhe, wo mir biderne landmähner herfor briengen, ein solchener mechte seine fozen schtrabazirn und seine Drägschleidern aufreisen.

Mein liber, da rahme ich dich zusahmen du hergozakeramänt und schreihbe die säuhe auf du schreihbersgnächd du halbseihdener, du ausgrunens Dräbernfaß.

Was wielst du fon dem mahne des folkhes?

Fileichd dadurch das er nichd so schreim kahn wie du indem das seine hende fom bfluge gehärthet siend und keihne sollchen bazigen fienger nichd had wie deine brathwierschte, du schreihbersgesähle!

Meine liben leithe ich bien gewies ein kristlicher mahn fohler barmhärzigkeid und wähmuth und thue nimanden nichz, aber jäz geth mier die gedulth aus bald solchene schweinerne brieder herumfarren und auf dem lande ieber mich schiembfen das ich dem bauernschtande zur unähre gereuche.

Schreihbe die säuhe auf und die mielchpitschen fir was du fom folkhe bezallt bist und schimbfe nichd ieber mich du hanzwurscht du drieaugeter!

Gelibte in härn wohlen mir aber hinwäggehen fon dissem drauringen Kabiedel der mentschlichen hasbegiehrde und Eiffersuchd und mir wohlen in freide schwälgen!

Haläluha!

Nichz als wie lauder haläluha![522]

Gelibte in härn!

Im winther for es zum schneiben had angefangen had ins ein schlächter wiend hinauß gewaht aus dem härlichen ballaste des barlamänz und mier sind mit drauringen härzen gewahndert in inser libliches heum zu dem gelibten weihbe und insernen kiendern und mir hawen mid betripten auhge herumgeschaugt in unserner wonstette wo mier gehoft gehabt hawen das mier sie nichd bald widersähen. Aber auf einmahl sind mir daheum gewäsen wie anderne mentschen und keine barlamändarischen nichd und mir haben ins im schtiehlen erforschd ob mir fieleichd ins ganz dem Genuse des landläbens hingäben missen oder nichd, den nichz gewieses weuß mahn nichd und durch disse ferbrächerische freindschafd fon insern keniglichen beahmten mid den sotsi ist uns sär schlächt zu muthe geworn.

Mir hawen ins sähr schtark ieberlegt ob mir fileichd nichd zu fräch gewäsen siend indäm das mir ins geteischt haben wie fil mir inserner regierung auflahden dierfen und bei einer fersamlung fon geischlingen Ferdrauensmähnern had auch der bäpschtliche hausbrelath Gsothaber gesagd meine kiender sagt er dissesmahl habz eich zu fil trauth und bald auch ein bairischer miniester fil ferdragen kahn habz ier die supen zu schtark geschmaltzen.

Da hawen mir ins sähr geschähmt nichd deßzwegen weil mir fräch wahren sontern das mir nicht kent hawen wan mir aufhären missen.

Aber disse schahm wahr plos brifatiem und bald ins nimand gehärt had, aber fier die andern leithe hawen mir den stiehl umdraht und ins gewunderth das der ministher so ferbländet ist fier das woll des fatherlandes und die bästen freinde ferstosen derf.

Der hausbrelath had auch gesagd das jäz die friechte da siend fon inserner briederschaft mit den sotsie und had er gesagd bald die ärzbischäfe schpezel siend mid solchen leithen köhnen mir nichz sahgen gengen die beamthen, aber disses wahr auch plos brifatiem und in der welth hawen mir die auhgen ferdraht ieber disse mentschen, wo es ins nachgemacht haben. In der bolidik mus mahn es machen wie im wierzhauß bald ein freind zuhaud und eine fozen hergiebt siet mahn es nichd aber bald die andern herschlahgen siet mahn es schon und ist fohler abschei.[523]

Meine lieben leithe so hawen mir die ganse zeid ins durchschwiendeln missen wie die schlächten schieler wo iere aufgab nichd gemachd hawen und siend aus der anxt nichd hinauß kohmen, das inserne wehler was mergen.

Aber Gozeidank jez ist es forieber und bald jäz der schwiendel aufkohmt machd es nichz mähr denn da geht es akarad so wie beim fiechhandl, wo der mentsch das fiech behalden mus bald er den gesäzlichen fähler nichd spahnt, und den abgeorneten derf mahn iberhaupz nichd mähr zurikgäben, sondern mus ien behalden bald er noch so fil gesäzlinge fähler had.

Gozeidank!

Jäz had der schlächte wiend aufgehert zum blassen und mir zihen fon der schänen heumath fort nach minchen hinein fohler wuht und Unbarmhärzikeid, indem das inser Generall Orderer den befähl erdeilt had, das ahle minischter inserne feunde siend und fäldgeschrei ist ausgäben, das sie ausi müssen aus der wiertschafd zun bayrischen löwen.

Jäz haben mir wider disse wiertschaft gebachtet und sollchene gäschte köhnen mir nichd leihden wo ins zuerscht hinauß geschmiesen hawen, sontern jäz bfeift der neie wierth, wo sich Orderer schreibt seinen haußgnecht held das er sie hinaustud und bald disses breißische Grippelmahnderl nichd gelangt, siend mier da mit insern arbeizahmen henden und tiechtigen feisten.

Meine liben leithe jähz häz ier aber sehgen solen wie schnel die wirzstuben lahr gewohrden ist noch for das mier hinein siend, sontern bloß wies ins aus der färne haben kohmen hären had jäder seinen hud bakt und ist gelauffen das iem die färsen auf den a entschuldigen auf den hientern geschlahgen haben.

Der bodewisel ist bei der hinthern Thiere hinauß das der staup geflohgen ist und had schohn geklaubt mier siend hinter iem här mit insern geweichten stehken und ist geflohen in die resadenz wo er um schänes wether bithen wiel.

Der wähner toni wo mier sonzt fir einen sär schtarken kadolikhen gehalden hawen und jäz fir einen häslichen tirahnen gengen jeßuithen und einen miesratenen son der muther kierche erkehnen ist bein fänster hinauß und ist iem der frauendorfer wo inser ergster feund ist auf den kobf gesbrungen. Der Mielthner had sein ziliender hint lasen missen und die ahndern hawen auch keine zeid nichd mähr gehabt das die thiere zu machen.[524]

Jäz ist das wierzhauß lär und die minischterstiehle warthen wer sich darauf siezt. Eine sollchene anxt haben die mentschen for dem bidernen landmahn bald er gereizt ist und fier das fatherland schtreiten wiel als wie bei der sändlinger schlachd gengen banduhren und minischter.

Disses hawen mir folbracht.

Meine liben leithe jäz ist fastnacht wo father und muther und kiender danzen wohlen und herum flankheln und da hawen mir auch einen danz aufgefiehrt mit dem minischteri und hawen den kehrauß gedanzt und mir haben ins ein kaschperlgespiel auffihren lasen das wo heist die dapferen minischter in baiern und mir haben anderst gelachd wie sie dafon gelauffen siend plos weil der hanswurscht zurik gekohmen ist mid seiner britschen.

Da fragt der kaschperl buam seiz ahle da und mier schreihen jo und ist aber nichd gans wahr indem das der bliez schon ein wänig eingeschlahgen had in den zändrumsthurm und elfi siend erschlahgen worden.

Mir hawen ein leuchenmal gehalden im Gasino und der Orderer had die leuchenräde gehalden und had gesagd, das man nichd weis wie schnäl es ofd dahien geth. Er had es aber schon gewißt und ist als ädler Kämbfer in Inglstad in die schlachd gezohgen wo keine gefarr nichd ist und kein wollf aus der schaffhärde den hamel entreisen kahn.

Fon den gefahlenen ädlen Schtreitern ist der ädelste der hochwierninge her haußbraled Schädler, wo schohn zwahnzig jar das barlamänd forziehrt had und so gescheid wahr das er frieher auch in Inglstad gekämbft had aber jäz in Bahmberg haz ien zeriessen.

Der kandither und bräzelpacher Forster fon Egenfälden had ins gras biesen und mus jez draurig sein bärendräg und gerschtenschleum fier die schlägghaften mätchen ferkauffen und mir weunen iem eine threne nach, den er wahr ein libreucher waxziehger und had den ährennahmen gehabd der kadollische zwetschgentatschi.

Auch der franz Dauer ist hinwäggeraft wohrden und durch ien ist ein schöhner mentsch ferlohren gangen mit einen schnuhrbart wie der schwans von einen eichkazl.

Auch dem asesser Jäger ist disses mal die biexe arschlings[525] losgangen und had ien selbs getrofen, das er schtark ferwundet ist und wider einen asesser machen mus.

Der gnahden her landriechter Schöndorf derf auch nichd mähr nach minchen farren sontern daheum bleiben im greise der liben und in dem lahnde wo es keine Dihäden nichd gibd.

Jäz missen mir auch noch wähklagen wegen einen, den wo der orderer nichd genant had wegen insern Doktor heum, der wo nichd mär möhgen had wegn seiner gesundheid indem das er die ausdienstung fon hern Bichler nicht ferdragen kahn.

Mir biderne landmähner thun bei die andern blos so aber fier dissen mahn seifzen mier sär schtark und bald mier ien gengen sex Kadau und sex Bichler krigen kenten mechten mir gleuch disses gescheft machen und ferlangen nichz herauß sontern geben noch einen Kadau drein bald disen kadau wer wiel, aber leuder so thum ist kein mentsch.

Mir biderne landmähner haben beschlosen das es sär schmärzlich ist, das disser mahn nichd mer zun forschein komt indem das er den purschen wo in der bardei sich ein pißchen fiel kraud herausgenohmen haben, auf die fozen geschlahgen had zu inserner grosen freide.

Meine liben leithe jäz schlahgt ienen nimand mär auf die fozen und baßt nur auf das mir jäz was erläben bald jäz disse Purschen wield wehrden und mid die haxen ausschlahgen derfen da get es zu als wie im frujahr wan mahn die saubährn auslast und farren gans damisch herum und grunsen abscheilich. Gelibte im härn mir wohlen aber frälich sein das mir selbst wider da sind wo die Dihäden siend.

Nachdem das disses leuchenmal mid groser lustbahrkeid ist zu ende gangen haben inserne groskobfeten eine Breißferteilung gehalden fier die landstrieche fon Baiern wo sich fier räligiohn und inserne Dihäden am bästen sich bewehrt haben.

Den erschten Breiß had erhalden der bezirk Oberbfaltz mid ahlen bunkten. Es siend zur Ausstehlung gelangd in dissem bezierke fimbzähn mitglider der bairischen zändrumsgenosenschafd und siend ahle fimbzähn angekauft wohrden fier das barlamänd.

freihling ist eihner dabei under dissen erwohrbenen, wo nichd fon inserner Rahse ist, aber mahn mus ien haben weil er eingeschriem und eingetrahgen ist in der Genosenschafd. Er ist ein[526] breiße mid nahmens Held und ist leuder zugereißt und had mahn es frieher ferseimt das mahn iem das Reißgeld ersäzt hät und wider heumgeschiekt had in sein schenes Fatherland, aber dorth missen sie ien nichd braugen känen, weul sie ien gahr so gern herlasen und sie haben ien fileicht erkahnt.

In disser oberbfaltz mus es noch fil schener sein als wie bei ins und ich mus den bezierk anschaugen. Der Ixner michel had es mir ferzelt wie es freidefohl ist zun läben und legt mahn schohn dem kiende in seine wigen ein rossengranz und ein schmaizlerglaß und durch disses wierd er ein oberpfaizler und Kadolikh und bleibt es und brauchd mahn keine anxt zu haben, das er nachdänkt sontern er wehlt plos. Aber bald iem der schmaizler ausgät mus mahn iem schnäll einen forschafen sonzt grohlt er gengen den stat und die muther kierche. In disser walbähriode siend fom heulingen father in Rohm fürzen zändner schmaizler nach ambärg geschiggt wohrden wodurch mein bardeibruder lerno mit Driumbf ist gewelt wohrden. Inser Dokter had mier genau ausgelägt, wohär disses komt indem das der schnubfdabak das hiern anfeiert als wie der bfäffer und bald das hiern rechd scharff ist gelangt die anhenglichkeid an das zändrum hinein und kahn nichd mär hinaußgelangen indem das das nassenloch mit dem schubfdabak ferstobpft ist. Durch disses hawen mir inserne ergäbnise in der oberbfaltz und auch den held und den lerno.

Den zweithen breiß had erhalden der bezierk Niderbaiern. Es siend auftrieben wohrden zur ausstehlung achzähn schwartze, und leuder siend drei zurikgeschlahgen wohrden und dafier rothgefläkte biendler angenehmen wohrden. Das nextemahl missen wir ein bar wagohn schmaizler auch in disses Land schiekhen obwol im bayrischen Wahld schon fil geschnubft wierd und in bassau gleich so fiel das sie den bichler wehlen.

Den drithen breiß had erhalden die landschafd Unterfranken, wo fier schwartze wegtriehben sind wohrden aber fürzen angekaufft. Disses ist ein groser schmärz fier ins oberbaiern das mir durch die stath minchen siend breißferlustig wohrden indem disse gleich dreizähn rothe gelifert had aber mir fom land hawen zwahnzig schwartze ins barlamänd eingelahden, und leuder ist disser katau dabei, wodurch mir erscht recht keinen breiß ferdint hawen.[527]

Jäz ist die breißferteilung foriber und sohl die musiek einen höll klingenden dusch blassen.

Gelibte im härn durch disses das mir alßo wider bei sahmen sind wohlen mir ins beraden, was mir jäz begienen.

Inser forstand Orderer had ins einen brif forgeläsen den wo ein dafon geloffener minischter an ien geschriem had und wo er um gnahde flät, das mir das känigreich baiern noch bestähen lasen. Mir haben eine lange beradung über disses gehabt, ob mir ins erweuchen lasen und der Orderer selbs ist sär hardhärzig gewäsen und had nichd mär wohlen, und plos mir landmähner haben den drohn gestietzt.

Aber die stath Minchen mus eine harthe straffe erhalden und da giebt es keine barmhärzikeit, und bald mir sie auch nichd an alen fier ekhen anzienden mus sie doch um gnade wimbseln. Disses ist beschlosen.

Mier sind gans gemiethlich auf den stiehlen der folksfertreter gesässen und hawen an nichz gedenkt bis auf einmahl fräche mentschen uns hienten gestochen hawen das mir haben den siez ferlasen missen.

Meine liben leithe disse nahdel wo ins gestochen had stäkt noch darien und mir hawen einen schiefling im a im hienthern der wo ausschwährt und dadurch haben mir einen has auf die groskobfeten der wo nichd fergät.

Erst bald mahn ins einen ballsam darauf schmirt und der wähdam fergät wohlen mir wider känigstreie Underthanen sein aber so lang der schifling im baken stäkt hawen mir rachefohle Grundseze und die Gozöbersten solen schaugen das sie bald einen ballsam fienden, den wo sie ins hinaufschmiren.

Sonzt ist es aus mid der angeschtamten Treie.

Den wo es angeth der fersteth mich schohn und schauge nichd um der fux geth um.

Disses gäbe ich zu wiesen, damid das es ahle läsen und werz mich schon gähen hören und beschtetige es durch meine unterschrieft

Jozef Filser

nei gewelter käniglicher Abgeorneter

und Mitglid fon rachebunth.
[528]

Bostschkribt

Disses bald ich nochmahl erfarre das ein mentsch ieber mich schimbfd und das biderne landfolk anschwiendelt an dissem schlahge ich einen dreizöhligen stäken auseinahnder. Kohme nichd mär hinauß du wahgenschreiber, Du biläthenzwieker, sonzt nähme ich dein andliez in meine arbeizahme hand du hergozapperamend!

Und base auf wie ich dich schpringen lase! Und ich iebe an dier meine notwähr aus das du waserbladern krigst.

Disses bestetigt zun zweithenmahle

Jozef Filser.


Nuhmera 2

Jäz habe ich es geläsen das ein mentsch fon der kristgadollischen Zeidung ein brif geschriben had als wenz ich geschriben häth. Disses had mich sär gefreith das sollchene rindfiecher sich bäsern und ein guthes Beispiehl sich nämen. Bis jäz had das gadollische folkh immer geklaubt, das dissen mentschen in beirischen Kuhrir ein ox das hiern ausgesopfen had. Und mus er ahber doch ein pißchen was darin gelasen haben. Fileicht haz dem oxen graußt?

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 4, München 1968, S. 522-529.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Tschechow, Anton Pawlowitsch

Drei Schwestern. (Tri Sestry)

Drei Schwestern. (Tri Sestry)

Das 1900 entstandene Schauspiel zeichnet das Leben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina nach, die nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz leben. Natascha, die Frau Andrejs, drängt die Schwestern nach und nach aus dem eigenen Hause.

64 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon