[21] »Schaug hi!« sagt da Joseph und lacht,
»Bei'n Josias brennt no d' Latern,
Jetzt hot's a si wirkli guat g'macht,
Jetzt hamm ma z'letzt do no an Stern.
Und schaug no, wia schö is dös Haus!
Sechs Fensta herunt und fünf drob'n,
So reinli und sauba siecht's aus,
Da muaß ma mei Basl scho lob'n.
Jetzt wart no, i ziahg an da Schell'n,
Vom Ummasteh ham ma jetzt gnua,
De wer i ge außa rebell'n.
He Josias, mach amal zua!«
Sie hör'n bald, wia drob'n oana schreit:
»Wos is bei da stockfinstern Nacht?
Wer kimmt um a sellane Zeit?
Do werd koa Spetakel net g'macht!«
»Ja, grüaß di Good, Josias! Kimm
Und laß ins no g'schwind amal nei':
Du kennst mi ganz gwiß an da Stimm,
Mir kemma vo' Nazareth rei'.
Mir san heut scho lang auf da Roas',
Und suach'ma Loschi überall'n,
Und wia'r i z'letzt gar nix mehr woaß,
Da bist ma halt du no ei'gfall'n.«
»So moanst du? Da braucht's ja net mehr,
Jetzt geht's scho auf zehni bereits,
Da kamst du ganz oafach daher,
I woaß net amal, wer's ös seid's.«
»Da Joseph. Mir san do vawandt,
Und de Dei' is a Basl vo mir ...«
»Vo dem is mir gar nix bekannt,
Jetzt geht's amal weg vo da Tür!
[21]
I sag da des sell, bei da Nacht,
Da hab' i am liabern mei Ruah,
Da werd koa Bekanntschaft net g'macht,
Adjes! Und jetzt geht's amal zua!«
»Geh, Josias, bal a da's sag' ...«
»Nix sagst d' ma! I kenn di net, di,
Scho deratweg'n, weil i net mag,
Wo's d' her bist, da gehst wieda hi'!«
Jetzt kimmt no a Weibets dazua,
De tuat scho abscheili und schreit:
»A Ruah möcht' ma hamm, inser Ruah!
Was san da denn dös no für Leut!«
»A Vetta vo dir, hot a g'sagt ...«
»Wos Vetta? A sella, der kimmt
Und 's Sach na bei'n Haus außi tragt
Und selba nix hot und grad nimmt!
A Vetta! A so waar'n s' ma recht!
Ja, selle Verwandte gab's vui,
Wo jeda was brauchat und möcht
Und jeda was o'brocka wui.
Da gang oan d' Vawandtschaft net aus,
De fressat oan' arm, vor ma schaugt,
Koa sella kimmt net in mei Haus!
A Vetta! Dös hätt ma ge 'taugt!«
Sie hamm jetzt de Fensta zuag'schlag'n
Und wergeln und schimpfa no drin.
Da Joseph woaß gar nix zum sag'n,
Es is eahm ganz wunderli z' Sinn.
Er geht a paar Schritt auf da Straß',
D' Maria geht hinta eahm drei',
Sie siecht, seine Aug'n san eahm naß.
Wia kinna de Leut a so sei'?
Er wischt üba 's Gsicht mit da Hand.
»Maria, wos tean ma denn jetzt,[22]
Wos trifft ins no alls mitanand,
Wos is ins no alles aufg'setzt?
Da soll na da Mensch net vazag'n
Und soll bei da Bravheit besteh'!
Bal's d' arm bist, muaßt d' alssamm vatrag'n,
Und alls muaß da üba si geh'!«
»A selle Red soll'n ma net führ'n,
Schau, Joseph, dös waar do a Sünd!
Mir brauchan koan Unmuaß net spür'n,
Ins is do des Schönste vakünd't.
I woaß wohl, du moanst ma's recht guat,
Grad weil a da gar so dabarm,
I hab do den fröhlichsten Muat
Und woaß ja, mir zwoa san net arm.«
Jetzt, wia no d' Maria so spracht,
Da kimmt üba d' Straß her a Mo;
Der fragt, was sie tean bei da Nacht
Und ob er s' net eppa führ'n ko.
Ös Leuteln, i bild ma dös ei,
I moan g'rad und woaß ja net g'wiß,
Dös sell kunnt an Eng'l g'wen sei,
Bal's eppa koa Mensch g'wesen is.
Ko sei oda net, er hot s' g'weist
Und hot si koan Ausred vagunnt,
Er hot si so richti befleißt,
Wia's an Engl net bessa toa kunnt.
Da drauß'd vor da Stadt war a Haus,
A Häusl war's, kloa und dafall'n,
Do sagt da Mo: »Simmei, kimm raus,
Geh außa und tua ma den G'fall'n!«
»Glei kimm i,« schreit oana vo drin,
Es dauert net lang, geht die Tür.
»De Leut hätt'n 's Dobleib'n an Sinn,
I moanat, es gang scho bei dir?«
[23]
Da Simmei, der kratzt si a weng
Z'erscht hinta de Ohr'n, sagt: »Am End
Gang's wohl, do bei mir is halt eng,
Wia waar's denn im Stall eppa drent?«
»Vagelt's Gott! Mir waar'n ja so froh,«
– Sagt da Joseph – »wann du ins nahmst
Und gabst ins a wengl a Stroh – –
Mir tat'n 's wohl aa, bal du kamst.«
»Ja, bleibt's no. I weiger mi net,
I woaß scho, wia's tuat, is ma 'r arm.
's is schod, daß 's herinna net geht,
Aba drent'n im Stall, da is warm.
Und 's Stroh hab i enk glei aufg'schütt',
A Heu kriagt's ma'r aa no dazua,
Da legt's enk ös eini a' d' Mitt',
Da habt's ös de allabest Ruah!«
»I woaß ja, da Simmei is recht,«
Sagt der ander, »bfüat enk Gott aa!
Ös sehgt's scho, ös habt's as it schlecht
Im Stall drinn auf enkera Strah.«
Da Simmei, der führt s' jetzt in Stall,
Und da Joseph b'steht eahm was ei'.
»Woaßt d',« sagt a, »bei ihr is da Fall,
Es kunnt no heut nacht eppas sei'.«
»O mei Gott, und muaß umanand!
Es is auf da Welt scho a Kreiz,
Jetzt bin i erst recht bei da Hand
Und hülf enk, weil's gar so arm seid's.«
Dös beste Stroh hot a aufg'straht,
Und schaugt, daß de Tür aa guat schliaßt,
Daß ja net koa Wind eina waht,
Und daß sie ja gar nix vodriaßt.
Na sagt a recht freundli: »Guat Nacht,
Ös Leut, und ös derft's ja it moan',[24]
Ös hätt's ma'r an Arwat herg'macht,
Und an Umstand macht's ma'r ös koan'.
Guat Nacht jetzt und schlaft's ma recht guat
Und laßt's enk nix kümmern mitnand.
I woaß an mir selba, wia's tuat,
Und 's Armsei', dös is ma bekannt.«
Ja, Simmei, du host di scho brav,
Du host di scho richti o'gstellt!
Bal jeda so waar, den ma traf,
Na waar's da fei schö auf da Welt.
Es mag net finsta wer'n,
Es bleibt so hell,
Es rucken Mond und Stern
Net von da Stell.
Sie hamm wia Liachta brennt,
So still und klar,
Als waar dös Firmament
A Hochaltar.
Und 's is so wunderfei',
Wia's oba klingt!
Dös muaß da Herrgott sei,
Der 's Hochamt singt.
Ausgewählte Ausgaben von
Heilige Nacht. Eine Weihnachtslegende
|
Buchempfehlung
Diese »politische Komödie in einem Akt« spiegelt die Idee des souveränen Volkswillen aus der Märzrevolution wider.
30 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro