7. Andrea Cosimo an Rosa

[484] Rom.


Es kann und soll nicht anders sein als es ist, überlaß es mir, meine Plane zu ersinnen und zu regieren, wenn sie Dir gleich noch wunderlicher erscheinen sollten. Was kümmert es Dich, wenn ich mir ein seltsames Spielwerk erlese, das mir die Zeit ausfüllt und auf meine eigene Art meinen Geist beschäftigt? Wenn ich bemerke, auf welche sonderbare Art die eine Seele auf die andere wirken kann? Du hast wohl mehrere Nächte unter Karten und Würfeln hingebracht; so vergönne mir, daß ich mir aus Menschen ein Glücksspiel und ernsthaft lächerliches Lotto bilde, daß ich ihre Seelen gleichsam entkörpert vor mir spielen lasse, und ihre Vernunft und ihr Gefühl wie Affen an Ketten hinter mir führe, und danke dann mir, daß ich Dich als Freund und nicht als Spielzeug gebrauche.

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Ludwig Tieck: Werke in vier Bänden, Band 1, München 1963, S. 484.
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