Erster Auftritt.

[105] Gaseno's Haus im Dorfe Dos-Hermanas.

Patricio.


PATRICIO.

Eifersucht, du Uhr der Qualen,

Die du mich mit bittrem Wehe,

Dessen Grund ich nicht verstehe,

Läßt die kurzen Freuden zahlen, –

Laß doch ruhn dieß arme Herz!

Ach! die Liebe gab mir Leben;

Aber was du mir gegeben,

War der kalte Todesschmerz.

Warum schafft ihr mir dieß Wehe,

Gnäd'ger Herr? – Als ich ihn sah,

Wohl mit Wahrheit sagt' ich da:

Unheil deutet's meiner Ehe!

Ha, daß er mein Bräutchen hieß

Ihm bei Tisch zur Seite sitzen,

Mich nicht mit den Fingerspitzen

An die Schüssel rühren ließ!

Und war ich einmal so frei,

Hat er gleich beim ersten Bissen

Mir die Hände weggerissen,

Und gesagt; »Pfui, Tölpelei!«

Und der andre Teufelsbraten,

Wenn ich wünschte ein Gericht,[105]

Sprach er: »Davon ißt er nicht?

Er ist wahrlich schlecht berathen!«

Und wie ich mir was erlesen,

Stahl er mir's am Mund vorbei; –

Eine Taschenspielerei,

Keine Hochzeit ist's gewesen. –

Nein, das ist nicht auszustehen,

Unter Christen nicht zu leiden! – –

Haben nun gespeist die Beiden,

Wie wird's erst beim Schlafengehen?!

Sicher bleibt er auch dabei!

Will ich mich zu nähern wagen

Meinem Weib, gleich wird er sagen:

Tölpelei! pfui, Tölpelei!

– Doch er kommt; ihn auszuspähen,

Will ich mich beiseite drücken. – –

Aber nein, es wird nicht glücken;

Denn er hat mich schon gesehen.


Quelle:
Molina, Tirso de: Don Juan, der Verführer von Sevilla oder der steinerne Gast. In: Spanisches Theater, fünfter Band, Leipzig [o. J], S. 105-106.
Lizenz: