[133] Königliches Schloß in Sevilla.
Der König. Don Diego Tenorio. Gefolge.
KÖNIG.
Ist Isabella endlich angelangt?
DON DIEGO.
Ja, Herr, doch tief bekümmert.
KÖNIG.
Hat sie denn
Nicht freudig die Vermählung angenommen?
DON DIEGO.
Es schmerzt sie, daß der Ruf entehrt sie nennt.
KÖNIG.
Aus anderm Grunde wohl entquillt ihr Gram. –
Wo stieg sie ab?
DON DIEGO.
Im Karmeliterkloster.
KÖNIG.
Sie soll das Kloster augenblicks verlassen,
Bequemlich weilen bei der Königin.
DON DIEGO.
Soll die Verlobung mit Don Juan geschehn,
So laß ihn, Herr, dein Antlitz wieder schauen.
KÖNIG.
Er mag erscheinen, und in stolzen Ehren;
Mein Wille werde kund der ganzen Welt.
Don Juan Tenorio soll von diesem Tag
Als Graf besitzen meine Stadt Lebrija;
Steht Isabella einem Herzog gleich,
So mag sie, da sie einen Herzog erst
Verloren, einen Grafen nun gewinnen.
DON DIEGO.
Für diese Gnade küss' ich deine Füße.
KÖNIG.
Wohl hast du würdig meine Gunst verdient;[133]
Und wenn wir die Verdienste wägen wollen,
So geb' ich nicht genug mit dieser Gunst.
Mir deucht es gut, Don Diego, daß zugleich
Wir Doña Anna's Hochzeitsfest begehn.
DON DIEGO.
Sie wird Octavio's Gattin?
KÖNIG.
Nein; nicht soll
Octavio tilgen ihrer Ehre Makel.
Hört: Doña Anna, wie die Königin,
Erbat von mir Verzeihung dem Marques;
Denn nach des Vaters Tod wünscht Doña Anna
Im Gatten einen Vater zu gewinnen.
So geht mit wen'gen Leuten, unbemerkt,
Sofort ins Schloß Triana; kündet ihm,
Daß ich, ihn zu erfreun, und seiner Base
Beleidigung zu sühnen, ihm verzeihe.
DON DIEGO.
So wird erfüllet, was ich heiß ersehnt.
KÖNIG.
Ihr könnt ihm sagen, die Verlobung sei
Auf diesen Abend.
DON DIEGO.
Alles endet gut.
Leicht wird sich der Marques bereden lassen;
Er ist in seine Base heiß verliebt.
KÖNIG.
Setzt auch Octavio gleich davon in Kenntniß.
Der Herzog hat mit Weibern nun kein Glück;
Sie alle sind Einbildung nur und Laune.
– Ich hör', er grolle heftig eurem Sohn.
DON DIEGO.
Mich wundert's nicht; – wenn er Don Juans Vergehn
Erfuhr, das so viel Schlimmes ihm gebracht.
– Der Herzog kommt.[134]
KÖNIG.
Bleibt mir zur Seite hier;
Denn das Vergehen habt ihr mit zu tragen.
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