Einundzwanzigster Auftritt.

[137] Octavio. Gaseno. Aminta.


GASENO.

Gewiß kann dieser Herr uns sagen, wo

Don Juan Tenorio weilt. – O gnäd'ger Herr,

Ist ein Don Juan wohl hier herum zu finden?

Bekannt muß sein Familienname sein.

OCTAVIO.

Ihr meint Don Juan Tenorio?

AMINTA.

Ja, ganz recht;

Der Don Juan ist's.

OCTAVIO.

Der weilet hier. Was wollt ihr

Von ihm?

AMINTA.

Der edle Herr ist mein Gemahl.

OCTAVIO.

Wie?

AMINTA.

Wißt ihr's nicht, da ihr am Hofe lebt?

OCTAVIO.

Er hat mir nichts gesagt.[137]

GASENO.

Ist's möglich?

OCTAVIO.

Freilich!

GASENO.

Doña Aminta ist mit Recht geehrt

Durch solche Heirath; sie ist durch und durch

Bis auf die Knochen eine alte Christin,

Und weiß mit ihrem Gut in Dos-Hermanas

Viel besser Haus zu halten, als ein Graf

Und ein Marques. Don Juan verlobte sich

Mit ihr und nahm sie dem Patricio weg.

AMINTA.

Sagt auch, daß ich als Jungfrau ward sein eigen.

GASENO.

Hier ist ja kein Gericht; hier klagt man nicht.

OCTAVIO für sich.

Das ist ein Streich, wie sie Don Juan verübt;

Und meiner Rache kommt zu gut die Kunde.


Laut.


Was wollt ihr denn?

GASENO.

Ich möchte, weil die Zeit

Vergeht, daß baldigst nun die Hochzeit sei;

Sonst klag' ich bei dem König.

OCTAVIO.

Eure Absicht

Ist gut.

GASENO.

Und ganz gebührlich, und gerecht.

OCTAVIO für sich.

Nach Herzenswunsch kommt die Gelegenheit.


Laut.


Im Schlosse giebt es Hochzeit.

AMINTA.

Meine Hochzeit?[138]

OCTAVIO.

Damit es uns gelingt, ersinn' ich Etwas

Für euch: – kommt, Fräulein! zieht ein Hofkleid an;

Dann geht ihr mit mir in des Königs Saal.

AMINTA.

Ihr führt mit eurer Hand mich zu Don Juan.

OCTAVIO.

So fangen wir's gescheidt und listig an.

GASENO.

Das Mittel deucht mir gut.

OCTAVIO für sich.

Die Beiden hier

Verschaffen Rache mir an diesem Buben

Für seine Frevelthat an Isabella!


Alle ab.


Quelle:
Molina, Tirso de: Don Juan, der Verführer von Sevilla oder der steinerne Gast. In: Spanisches Theater, fünfter Band, Leipzig [o. J], S. 137-139.
Lizenz:

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Gedichte. Ausgabe 1892

Gedichte. Ausgabe 1892

Während seine Prosa längst eigenständig ist, findet C.F. Meyers lyrisches Werk erst mit dieser späten Ausgabe zu seinem eigentümlichen Stil, der den deutschen Symbolismus einleitet.

200 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon