XX

[122] Bei Rostows waren, wie immer sonntags, ein paar nähere Bekannte zu Tisch; aber Pierre war absichtlich recht früh gekommen, um die Familie noch allein zu treffen.

Er war in diesem Jahr so dick geworden, daß er häßlich gewesen[122] wäre, wenn er nicht einen so hohen Wuchs, einen so derben Gliederbau und eine solche Kraft besessen hätte, daß man ihm die Mühelosigkeit, mit der er sein Gewicht trug, ansehen konnte.

Schnaufend und etwas vor sich hinmurmelnd, stieg er die Treppe hinan. Sein Kutscher hatte, wie schon seit längerer Zeit, gar nicht gefragt, ob er auf ihn warten solle. Er wußte: wenn der Graf bei Rostows war, so dauerte es bis gegen zwölf Uhr. Die Rostowschen Diener stürzten erfreut auf ihn zu, um ihm Mantel, Stock und Hut abzunehmen; denn nach Klubgewohnheit ließ Pierre auch Stock und Hut im Vorzimmer.

Das erste Familienmitglied, welches er sah, war Natascha. Noch ehe er sie erblickte, hörte er sie, als er im Vorzimmer den Mantel ablegte. Sie sang im Saal Solfeggien. Er wußte, daß sie seit ihrer Krankheit nicht mehr gesungen hatte, und war daher überrascht und erfreut durch den Klang ihrer Stimme. Leise öffnete er die Tür und erblickte Natascha, wie sie in dem lila Kleid, in dem sie zur Messe gewesen war, im Saal hin und her ging und sang. Als er die Tür öffnete, wendete sie ihm beim Gehen gerade den Rücken zu; aber als sie sich kurz umdrehte und sein dickes, erstauntes Gesicht erblickte, errötete sie und trat schnell auf ihn zu.

»Ich wollte probieren, ob ich wieder singen kann«, sagte sie. »Es ist doch wenigstens eine Beschäftigung«, fügte sie wie zur Entschuldigung hinzu.

»Sie tun sehr recht daran«, erwiderte er.

»Wie freue ich mich, daß Sie gekommen sind! Ich bin heute so glücklich!« sagte sie mit der früheren Lebhaftigkeit, die Pierre an ihr schon lange nicht mehr gesehen hatte. »Wissen Sie schon, Nikolai hat das Georgskreuz bekommen. Ich bin so stolz auf ihn!«

»Freilich weiß ich es; ich habe ja den Tagesbefehl hergeschickt.[123] Aber ich will Sie nicht weiter stören«, fügte er hinzu und wollte nach dem Salon weitergehen.

Natascha hielt ihn zurück.

»Graf! Ist das etwas Schlechtes, daß ich singe?« sagte sie und blickte errötend, aber ohne die Augen abzuwenden, Pierre fragend an.

»Nein, wieso denn? Im Gegenteil ... Aber warum fragen Sie gerade mich?«

»Ich weiß es selbst nicht«, antwortete Natascha hastig. »Aber ich möchte nichts tun, was Ihnen mißfallen könnte. Ich habe zu Ihnen in allen Dingen ein großes Zutrauen. Sie wissen nicht, wie wichtig Sie für mich geworden sind, wieviel ich Ihnen zu verdanken habe!« Sie sprach schnell und bemerkte nicht, daß Pierre bei diesen Worten errötete. »Ich habe aus demselben Tagesbefehl ersehen, daß er, Bolkonski« (sie sprach diesen Namen eilig und flüsternd aus), »in Rußland ist und wieder im Dienst steht. Was meinen Sie«, sagte sie schnell; sie redete offenbar deswegen so hastig, weil sie fürchtete, ihre Kraft werde nicht vorhalten; »was meinen Sie: wird er mir jemals verzeihen? Wird er nicht immer gegen mich ein Gefühl des Hasses haben? Was meinen Sie? Wie denken Sie darüber?«

»Ich meine ...«, erwiderte Pierre, »ich meine, er hat Ihnen nichts zu verzeihen ... Wenn ich an seiner Stelle wäre ...«

Eine natürliche Gedankenverknüpfung versetzte ihn in diesem Augenblick wieder in die Zeit zurück, wo er sie getröstet und zu ihr gesagt hatte, wäre er nicht der, der er wirklich wäre, sondern der beste Mensch auf der Welt und dabei frei, so würde er auf den Knien um ihre Hand bitten; und es ergriff ihn dasselbe Gefühl des Mitleids, der Zärtlichkeit und der Liebe, und dieselben Worte drängten sich ihm auf die Lippen. Aber sie ließ ihm nicht Zeit, sie auszusprechen.[124]

»Ja, Sie ... Sie ...«, sagte sie, indem sie das Wort »Sie« mit besonderer Herzlichkeit sprach. »Das ist auch etwas anderes. Einen edleren, großmütigeren, besseren Menschen als Sie habe ich noch nie gekannt, und es kann auch keinen geben. Wenn Sie damals nicht gewesen wären, so weiß ich nicht, was aus mir geworden wäre; und auch wenn ich Sie jetzt nicht hätte ... denn ...«

Ihre Augen füllten sich plötzlich mit Tränen; sie wendete sich ab, hob die Noten zu den Augen hinauf und begann wieder zu singen und im Saal auf und ab zu gehen.

In diesem Augenblick kam Petja aus dem Salon hereingelaufen.

Petja war jetzt ein hübscher, gesund aussehender fünfzehnjähriger Bursche mit dicken, roten Lippen; mit Natascha hatte er ziemlich viel Ähnlichkeit. Er bereitete sich zur Aufnahmeprüfung für die Universität vor, hatte aber in der letzten Zeit mit seinem Kameraden Obolenski zusammen heimlich beschlossen, zu den Husaren zu gehen.

Petja kam zu seinem Namensvetter hereingelaufen, um mit ihm über diese wichtige Angelegenheit zu reden; er hatte ihn gebeten, sich zu erkundigen, ob er wohl bei den Husaren werde angenommen werden.

Pierre ging nach dem Salon zu, ohne auf Petja hinzuhören. Petja faßte ihn an den Arm, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

»Nun, wie steht es mit meiner Angelegenheit, Pjotr Kirillowitsch? Ich bitte Sie inständig; Sie sind meine einzige Hoffnung«, sagte er.

»Ja, richtig, deine Angelegenheit. Du wolltest ja wohl zu den Husaren? Ich werde dir Bescheid geben, gewiß. Heute noch, über alles.«

»Nun, wie ist's, mein Lieber? Haben Sie sich das Manifest verschafft?«[125] fragte ihn im Salon der alte Graf. »Die Gräfin war zur Messe bei Rasumowskis und hat da ein neues Gebet mit angehört. Es ist sehr schön gewesen, sagt sie.«

»Ja, ich habe es bekommen«, erwiderte Pierre. »Morgen kommt der Kaiser. Es findet eine außerordentliche Adelsversammlung statt, und es heißt, es soll eine Aushebung von je zehn Mann auf das Tausend veranstaltet werden. Ja, und ich spreche Ihnen meinen Glückwunsch aus.«

»Ja, ja, Gott sei Dank. Nun, und was gibt es Neues von der Armee?«

»Die Unsrigen sind wieder zurückgegangen. Sie stehen schon bei Smolensk, heißt es«, antwortete Pierre.

»Mein Gott, mein Gott!« rief der Graf. »Wo haben Sie denn das Manifest?«

»Den Aufruf? Ach ja!«

Pierre begann in den Taschen nach seinen Papieren zu suchen, konnte sie aber nicht finden. Immer noch an seinen Taschen herumklopfend, küßte er der Gräfin, die eingetreten war, die Hand und sah sich dann unruhig um; er wartete offenbar auf Natascha, die nicht mehr sang, aber trotzdem nicht in den Salon kam.

»Wahrhaftig, ich weiß nicht, wo ich die Papiere gelassen habe«, sagte er.

»Na ja, Sie verlieren aber auch immer alles«, sagte die Gräfin.

Natascha kam mit wehmütig gerührter Miene herein, setzte sich hin und blickte Pierre schweigend an. Sowie sie ins Zimmer trat, strahlte Pierres bis dahin finsteres Gesicht, und er blickte, während er fortfuhr nach den Papieren zu suchen, mehrere Male zu ihr hin.

»Weiß der Himmel, ich muß sie zu Hause vergessen haben; ich werde noch einmal zurückfahren. Unter allen Umständen ...«[126]

»Aber, da kommen Sie ja zu spät zum Essen.«

»Ach, und der Kutscher ist ja auch weggefahren.«

Aber Sonja, die ins Vorzimmer gegangen war, um die Papiere dort zu suchen, fand sie in Pierres Hut, wo er sie sorgsam halb hinter das Futter gesteckt hatte. Pierre wollte nun mit dem Vorlesen beginnen.

»Nein, bitte nach Tisch!« sagte der alte Graf, der von dieser Vorlesung offenbar ein großes Vergnügen erwartete.

Bei Tisch wurde auf die Gesundheit des neuen Georgsritters Champagner getrunken, und Schinschin erzählte Stadtneuigkeiten: von der Krankheit der alten Fürstin von Grusien, und daß Métivier aus Moskau verschwunden sei, und daß Leute aus dem Volk zu dem Grafen Rastoptschin (dieser habe die Geschichte selbst erzählt) einen Deutschen gebracht und dem Grafen erklärt hätten, das sei ein Champignon (sie hätten »Spion« sagen wollen); Graf Rastoptschin habe Befehl gegeben, den Champignon wieder laufenzulassen, und den Leuten bedeutet, das sei kein Champignon, sondern ein ganz gewöhnlicher alter deutscher Pilz.

»Ja, man ist jetzt flink mit dem Arretieren bei der Hand!« rief der Graf. »Ich habe der Gräfin auch schon gesagt, sie soll nicht so viel französisch sprechen. Das ist in diesen Zeitläuften nicht angebracht.«

»Aber haben Sie das gehört?« sagte Schinschin. »Fürst Golizyn hat sich einen russischen Lehrer angenommen; er lernt russisch. Es fängt an gefährlich zu werden, wenn man auf der Straße französisch spricht.«

»Na, wie ist denn das, Graf Pjotr Kirillowitsch? Wenn die Landwehr aufgeboten wird, müssen Sie wohl auch zu Pferd steigen?« sagte der alte Graf, zu Pierre gewendet.

Pierre war während des ganzen Diners schweigsam und in[127] Gedanken versunken gewesen. Als er von dem Grafen so angeredet wurde, blickte er ihn an, wie wenn er ihn nicht verstanden hätte.

»Ja, ja, in den Krieg«, sagte er. »Aber nein, was würde ich für ein Krieger sein! Übrigens, es ist alles so sonderbar, so sonderbar! Und ich verstehe mich selbst nicht. Ich weiß nicht, militärische Neigungen liegen mir eigentlich ganz fern, aber niemand kann in unserer jetzigen Zeit garantieren, was er morgen tun wird.«

Nach Tisch setzte sich der Graf gemächlich in einen Lehnstuhl und forderte mit ernstem Gesicht Sonja zum Vorlesen auf, da diese sich hierin einer besonderen Meisterschaft rühmen konnte.

»An unsere erste Residenzstadt Moskau.

Der Feind ist mit großen Streitkräften über die Grenze in Rußland eingedrungen und trachtet, unser geliebtes Vaterland zugrunde zu richten«, las Sonja eifrig mit ihrem hellen Stimmchen. Der Graf schloß die Augen, hörte zu und seufzte an einigen Stellen.

Natascha saß gerade aufgerichtet da und blickte bald ihrem Vater, bald Pierre forschend ins Gesicht.

Pierre fühlte ihren Blick auf sich gerichtet und vermied es, nach ihr hinzusehen. Die Gräfin wiegte bei jedem feierlichen Ausdruck des Manifestes mißbilligend und ärgerlich den Kopf hin und her. Sie entnahm sich aus all diesen Worten nur das eine, daß die Gefahren, die ihrem Sohn drohten, noch nicht so bald zu Ende sein würden. Schinschin, der seinen Mund zu einem spöttischen Lächeln verzogen hatte, stand offenbar auf dem Sprung, sich über das erstbeste lustig zu machen, was zum Spott Anlaß geben würde: über Sonjas Vorlesen, über das, was der Graf sagen würde, ja sogar über den Aufruf selbst, wenn sich kein besserer Gegenstand für seine Spottlust finden sollte.[128]

Nachdem Sonja von den Gefahren gelesen hatte, von denen Rußland bedroht sei, und von den Hoffnungen, die der Kaiser auf Moskau und namentlich auf den altberühmten Adel setze, las sie mit einem Zittern der Stimme, das hauptsächlich durch die gespannte Aufmerksamkeit hervorgerufen wurde, mit der ihr alle zuhörten, die folgenden Worte: »Wir werden nicht zögern, selbst in der Mitte unseres Volkes in dieser Hauptstadt und an anderen Orten unseres Reiches zu erscheinen, um die erforderlichen Beratungen zu veranstalten und die nötigen Anweisungen für alle Verteidiger unseres Vaterlandes zu erteilen, sowohl für diejenigen, die schon jetzt dem Feind den Weg versperren, als auch für diejenigen, die neu eingestellt werden sollen, um ihn überall niederzuwerfen, wo er sich nur zeigen mag. Möge das Verderben, in das er uns zu stürzen gedenkt, sich auf sein eigenes Haupt wenden und das von der Knechtschaft befreite Europa den Namen Rußlands preisen!«

»So ist's recht!« rief der Graf, die feuchten Augen öffnend. Und mehrmals von Schnauben unterbrochen, wie wenn man ihm ein Fläschchen mit starkem Riechsalz unter die Nase hielte, fuhr er fort: »Der Kaiser braucht nur ein Wort zu sagen, so bringen wir alles zum Opfer; nichts soll uns zu teuer sein!«

Schinschin hatte noch nicht Zeit gefunden, den Witz auszusprechen, den er bereits über den Patriotismus des Grafen zurechtgemacht hatte, als Natascha von ihrem Platz aufsprang und zu ihrem Vater hinlief.

»Was habe ich für einen prächtigen Vater!« rief sie und küßte ihn; und dann sah sie wieder nach Pierre hin mit der unbewußten Koketterie, die ihr zugleich mit ihrer Lebhaftigkeit wiedergekehrt war.

»Ei, ist das eine Patriotin!« bemerkte Schinschin.

»Gar nicht Patriotin, sondern einfach ...«, erwiderte Natascha[129] gekränkt. »Ihnen ist alles lächerlich; aber dies ist ganz und gar kein Scherz ...«

»Keine Rede von Scherz!« stimmte der Graf bei. »Wenn der Kaiser nur ein Wort sagt, so kommen wir alle ... Wir sind andere Leute wie diese Deutschen ...«

»Aber haben Sie auch wohl beachtet«, sagte Pierre, »daß es in dem Aufruf heißt: ›um Beratungen zu veranstalten‹?«

»Na, ganz gleich, wozu ...«

In diesem Augenblick trat Petja, auf den niemand geachtet hatte, zum Vater hin und sagte mit hochgerötetem Gesicht, wobei ihm die Stimme fortwährend überschlug, so daß sie bald tief, bald hoch klang: »Aber jetzt, lieber Papa, sage ich Ihnen mit aller Entschiedenheit ... und auch Ihnen, liebe Mama, da mögen Sie sagen, was Sie wollen ... ich sage Ihnen mit aller Entschiedenheit: lassen Sie mich als Soldat eintreten; denn ich bin nicht imstande ... Ja, das war's, was ich Ihnen sagen wollte!«

Die Gräfin blickte entsetzt zu ihm auf, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und wandte sich ärgerlich zu ihrem Mann:

»Das hast du nun mit deinem Gerede angerichtet!« sagte sie.

Aber der Graf hatte sich nach der ersten Aufregung sogleich wieder gefaßt.

»Na, na!« sagte er. »Das ist noch mal ein Krieger! Laß die Dummheiten beiseite; du mußt lernen.«

»Das sind keine Dummheiten, Papa. Fjodor Obolenski ist jünger als ich und geht auch. Und vor allen Dingen, es ist ganz gleich, ich kann jetzt doch nicht lernen, wo ...« Petja hielt inne, wurde dunkelrot und stieß dann heraus: »wo das Vaterland in Gefahr ist.«

»Hör auf, hör auf! Das sind Dummheiten.«[130]

»Aber Sie haben doch selbst gesagt, wir wollten alles zum Opfer bringen.«

»Petja! Ich sage dir, schweig still!« rief der Graf und blickte dabei nach seiner Frau, die ganz blaß mit starren Augen ihren jüngsten Sohn ansah.

»Aber ich sage Ihnen, ich bleibe dabei. Und auch Pjotr Kirillowitsch hier wird Ihnen sagen ...«

»Ich sage dir, das ist lauter dummes Zeug. Ist noch nicht trocken hinter den Ohren und will Soldat werden! Höre, was ich dir sage ...« Der Graf schickte sich an, aus dem Zimmer zu gehen; die Papiere nahm er mit, wahrscheinlich um sie in seinem Zimmer vor dem Schläfchen noch einmal durchzulesen. »Nun, Pjotr Kirillowitsch, kommen Sie mit, rauchen Sie ein bißchen ...«

Pierre war verlegen und unschlüssig. Nataschas ungewöhnlich lebhafte, glänzende Augen, die fortwährend mit einem mehr als bloß freundlichen Ausdruck auf ihn gerichtet waren, hatten ihn in diesen Zustand versetzt.

»Ich danke, ich muß wohl nach Hause ...«

»Nach Hause? Aber Sie wollten doch den Abend über bei uns bleiben ... Sie kommen in letzter Zeit überhaupt so selten zu uns. Und meine Tochter«, sagte der Graf gutherzig, auf Natascha weisend, »ist nur heiter, wenn Sie hier sind.«

»Ja, ich habe etwas vergessen ... Ich muß ganz notwendig nach Hause ... Geschäftliches ...«, sagte Pierre hastig.

»Na, dann also auf Wiedersehen«, sagte der Graf, ging weiter zur Tür und verließ das Zimmer.

»Warum brechen Sie auf? Warum sind Sie so verstimmt? Warum denn?« fragte Natascha Pierre und blickte ihm in freundlich entgegenkommender Art in die Augen.

»Weil ich dich liebe!« wollte er sagen, sagte es aber nicht; er[131] errötete, daß ihm beinah die Tränen kamen, und schlug die Augen nieder.

»Weil es für mich besser ist, wenn ich Sie seltener besuche«, sagte er. »Weil ... Nein, ganz einfach, ich habe Geschäftliches zu erledigen ...«

»Warum wollen Sie weg? Nein, sagen Sie es mir doch ...«, begann Natascha in entschlossenem Ton, verstummte aber plötzlich.

Beide blickten einander erschrocken und verlegen an. Er machte einen Versuch zu lächeln, war aber dazu nicht imstande: sein Lächeln hatte einen schmerzlichen Ausdruck; er küßte ihr schweigend die Hand und ging.

Pierre nahm sich vor, Rostows nicht mehr zu besuchen.

Quelle:
Tolstoj, Lev Nikolaevic: Krieg und Frieden. 4 Bde., Leipzig 1922, Band 3, S. 122-132.
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