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[37] Ans Fenster schlagen Äste föhnentlaubt.

Im Schoß der Bäurin wächst ein wildes Weh.

Durch ihre Arme rieselt schwarzer Schnee;

Goldäugige Eulen flattern um ihr Haupt.


Die Mauern starren kahl und grauverdreckt

Ins kühle Dunkel. Im Fieberbette friert

Der schwangere Leib, den frech der Mond bestiert.

Vor ihrer Kammer ist ein Hund verreckt.


Drei Männer treten finster durch das Tor

Mit Sensen, die im Feld zerbrochen sind.

Durchs Fenster klirrt der rote Abendwind;

Ein schwarzer Engel tritt daraus hervor.

Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 37-38.
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