Die Kronprinzenbühne

[191] Sieh da, sieh da: am preuß'schen Hof

erblickt man einen Musenschwof.

Man spielt beim Sohn vom Vater

Theater.


Die kleine Zote, lieb und nett,

wird blank poliert für das Parkett –

und, was der Gallier schildert,

gemildert.


Auch fühlt man sich beträchtlich wohl

im reinlichen Salontirol.[191]

Der Dichter schwingt im Gmüatl

's Hüatl.


Und auch die Tonkunst ist allhier:

da hinten trommelt am Klavier

für viele Pinke-Pinke

Paul Lincke.


Und alles ist im Ordensfrack . . .

Nur leider fehlt der Kunstgeschmack.

Nun, man behilft sich ohne

beim Sohne, Sohne, Sohne –

beim Sohne.


  • · Theobald Tiger
    Vorwärts, 20.03.1914, wieder in: Fromme Gesänge.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 1, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 191-192.
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