's ist Krieg!

[133] Während des Krieges verboten gewesen


Die fetten Hände behaglich verschränkt

vorn über der bauchigen Weste,

steht einer am Lager und lächelt und denkt:

»'s ist Krieg! Das ist doch das beste!

Das Leder geräumt, und der Friede ist weit.

Jetzt mach in anderen Chosen –

Noch ist die blühende, goldene Zeit!

Noch sind die Tage der Rosen!«


Franz von der Vaterlandspartei

klatscht Bravo zu donnernden Reden.

Ein ganzer Held – stets ist er dabei,

wenn sich Sprecher im Saale befehden.

Die Bezüge vom Staat, die Nahrung all right –

laß Stürme donnern und tosen –

Noch ist die blühende, goldene Zeit!

Noch sind die Tage der Rosen!


Tage der Rosen! Regierte sich je

so leicht und bequem wie heute?

Wir haben das Prae und das Portepee

und beherrschen geduckte Leute.

Wir denken an Frieden voll Ängstlichkeit

mit leider gefüllten Hosen –

Noch . . .

Noch ist die goldene, die blühende Zeit!

Noch sind die Tage der Rosen!


  • · Kaspar Hauser
    Die Weltbühne, 31.07.1919, Nr. 32, S. 145, wieder in: Fromme Gesänge, auch u.d.T. »Krieg und Friede«.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 133.
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