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[56] »Das«, sagen die Leute oft, wenn sie einen Vers von mir lesen, »fällt Ihnen gewiß sehr leicht. Es klingt, als ob . . . « – »Ich es aus dem Ärmel geschüttelt hatte, wie?« sage ich dann. »Ja«, sagen die Leute.
Die Mühe, die es macht, der deutschen Sprache ein Chanson – und nun noch gar eins für den Vortrag – abzuringen, ist umgekehrt proportional zur Geltung dieser Dinge. »Es steht nicht dafür«, sagen die Wiener. Ich habe nie geglaubt, daß so viel Arbeit dahinter steckt, um zu erreichen, daß Leute abends zwei Stunden lachen, ohne daß sie und die Autoren sich hinterher zu schämen haben. Und gar, bis es so weit ist, daß man denkt, wir hätten es ›aus dem Ärmel geschüttelt‹! Zum Glück sieht keiner die erste Niederschrift: wie krumplig, wie schwerfällig, wie schwerflüssig ist da noch alles . . .
Der Tragöde hats gut. Wenn er noch so mittelmäßig ist: er rollt doch mit den Augen, und das verfehlt hierzulande seine Wirkung nie. Bei uns wollen sie sich scheckig lachen (drei Poängten pro Zeile) und hinterher verachten sie das. Und daß einer gar dabei ernst sein kann, das ahnen sie kaum. Wie wenige hören es zwischen den Zeilen Walter Mehrings schluchzen! Es sind ja nur Chansons. (Und doch sind die da aus der Seele geschüttelt.)
Aber wer nun einmal das Cabaret (mit einem t, bitte!) liebt . . . Es ist eine unglückliche Liebe.