Das Firmenschild

[21] Ist wo ein frisches Schweineschlachten

und hat man also Wurst im Haus,

dann stellt der Schlächter zum Nachachten

den Stuhl mit seiner Schürze raus.


Bedienen wo in einer Stampe

statt Kellner Mädchen, voll und heiß:

siehst du das an der roten Lampe –

damit der Ehemann es weiß.


Weil wir von Firmenschildern sprechen:

Die ›Kreuzzeitung‹ trug – wie bekannt –

an ihrem Kopfe das Versprechen:

»Mit Gott für König und Vaterland!«


Seit Achtzehn war der Satz verschwunden,

seit eines Fürsten Dauerlauf.

Doch nun, vor vierundzwanzig Stunden,

da stand der Wahlspruch wieder auf.[21]


Der gute Spruch? Wo war er in den Wirren?

Wo ließest du ihn zweimal überwintern?

Du liebes Blatt! Du trugst nicht auf der Stirn

den Preußenspruch – du trugst ihn — — —

Nicht genehmigt: Brunner


  • · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 03.03.1921, Nr. 9, S. 260.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 3, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 21-22.
Lizenz:
Kategorien: