[188] Früher, wenn mal etwas Komisches war:
ein Rednerschwupper an Thron und Altar,
der Kindermund eines Generals,
der Duft eines Reichsgerichtsskandals,
Adele Sandrocks herrlicher Baß,
ein dämlicher Kabinettserlaß;
wenn mit Recht ein Verleger Pleite gemacht,
wenn ein Tisch sich mit Literaten zerkracht –
dann tat eine innere Stimme befehlen:
Das mußt du gleich S. J. erzählen![188]
Dahin.
Jetzt sitz ich ganz allein.
Keinen hör ich vor Beifall schrein;
hör nie mehr das schmetternde Gelach,
nie mehr die Herzensfreude mit Krach . . .
Doch dreimal am Tage, wenn was passiert,
wenn die Filmzensur sich selbst parodiert;
wenn Deutschland mit Polen zusammenschliddert,
wenn ein Parteivorstand um die Ämter zittert –:
dann denk ich: Das darf er nicht verfehlen –
das mußt du gleich S. J. erzählen!
Das machen wir noch so dreißig Jahr.
Dann ist alles nicht mehr wahr.
Dann pflanzen sie uns mit Chorälen ein,
wir liegen still und ziemlich allein . . .
und die Seele steigt aus dem engen Verlies
mit der Pressekarte ins Paradies.
Dann will ich ihn wiedersehn.
Und alles, was bis dahin geschehn:
deine Arbeit und meine Malheure,
den letzten Radau der Regisseure,
eure Treue und unsre Mühn,
und die besten Witze aus ganz Berlin,
Manna für die unsterblichen Seelen –:
Das will ich dann alles S. J. erzählen.