Die Belohnung

[186] Mit den Autoren hat mans nicht leicht.

Bespricht man sie gar nicht, sind sie böse; tadelt man sie, nehmen sie übel, und lobt man sie, zahlen sie nicht. S. J. hat mir erzählt, man habe nur ein einziges Mal in seinem Leben versucht, ihn zu bestechen, und da haben sie ihm fünfundsiebzig Mark geboten – darüber hat er sich oft beklagt . . . Immerhin gibt es zum Glück Ausnahmen, ich habe hundert Mark verdient, und der Name des Spenders – Walter Mehring – sei in die Nachttischschublade geritzt.


Chansonwerke Mehring A.- G. Groß-Stötteritz

Propaganda X. B. 12543

Vertraulich


Sehr geehrter Herr!

Im Besitz Ihrer werten Kritik erlauben wir uns, anliegend unsrer Anerkennung Ausdruck zu geben, welchselbe nach folgendem Staffelsystem errechnet wurde:


Epitheta ornantia:

37 mittlere

26 Mark

2 verdiente

0 " 35

115 überschwengliche

50 " 65

Vergleiche mit Theobald Tiger

68 " 20

dito George Grosz

35 " 00

dito Villjon

1 " 80

11 Seelenschreie à 0 Mark 50

0 " 22—————————

Summa 182 Mark 22[186]


Da wir andrerseits das bedauerliche Fehlen von ›Zeitnahe‹ ›Ewigkeitswerte‹ ›Zentral‹ ›gekonnt‹ feststellen mußten, ermäßigt sich obige Anerkennung auf

100 Mark


Und bitten wir Sie, Ihre Zustimmung umgehendst mitzuteilen, um Weiterungen (Berlin Amtsgericht Mitte I) zu vermeiden!

Achtend

gez. Arnolt Lax

Generalsekretär


Und dazu ein funkelnagelalter Hundertmarkschein. Aus der Inflation. (bitter): Dank vom Hause Habsburg!


  • · Peter Panter
    Die Weltbühne, 10.09.1929, Nr. 37, S. 414.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 7, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 186-187.
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