Theorie der Leidenschaft Berlin N 54

[45] Von wejen Liebe . . .

Wat der Affe klönt!

Ick hab ma ehmt bloß an 'n jewöhnt!

Ick weß nu schon: det Morjens seine Socken . . .

uff seinen Oberarm die zweenhalb Pocken . . .

Von wejen Liebe –!

Hö! So siehste aus.

Mensch, nischt wie raus!


Da sind wa neulich in 'n Film jewesen.

Da jab et eenen schönen Brief zu lesen.

Een Vers:

DIE EIFERSUCHT IST EINE LEIDENSCHAFT,

DIE MIT EIFER SUCHT, WAS LEIDEN SCHAFFT.

Na ja doch. Abadet wär ja jelacht:

Wenn der mit seine Nutten macht –

ick sahre nischt. Ick kenn doch diß jenau!

Son fauler Kopp. Ick ärja mir bloß blau,

det ick mir ärjere. Denn der vadient det jahnich,

der Affenschwanz, der olle Piesenkranich.

Ick mach et janz jenau wie er – son Aas . . . !

A det is komisch: mir machts keenen Spaß.

Mich kann die janze Männerbransche –!

Ick nehme jahnich jern Revansche.

Ick, Lottchen, bin ja dazu viel zu schlau.

So is det meine Meinung nach mit jede Frau:

Sofern wir iebahaupt 'n Herrn ham,

denn ham wir jern, det wirn jern ham![45]

Ob Schupouniform, ob in Zevil:

es is von wejen det Jefiehl.

Da weeß der jahnischt von. Der pust sich auf

und kommt sich vor un is noch stolz dadrauf . . .

Von wejen Liebe . . .

Det bestimmt doch keinesfalls

der Mann mit seinen unjewaschenen Hals!

Ich küsse Ihre Hand, Madam.

Diß jlauben bloß die Kälber.

Ick sahre so –:

Det Schönste an die Liebe is die Liebe selber.


  • · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 11.02.1930, Nr. 7, S. 245.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 8, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 45-46.
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