Also wat nu – ja oder ja?

[278] Wie ick noch 'n kleena Junge wah,

da hattn wa auffe Schule

een Lehra, den nannten wa bloß: Papa –

een jewissen Doktor Kuhle.

Un frachte der wat, un der Schieler war dumm,

un der quatschte und klönte bloß so rum,

denn sachte Kuhle feierlich:

»Also – du weeßt et nich!«


So nachn Essen, da rooch ick jern

in stillen meine Sßijarre.

Da denk ick so, inwieso un wiefern

un wie se so looft, die Karre.

Wer weeß det . . . Heute wähln wa noch rot,

un morjen sind wa valleicht alle tot.

Also ick ja nich, denkt jeda. Immahin . . .

man denkt sich so manchet in seinen Sinn.

Ick bin, ick werde, ich wah jewesen . . .

Da haak nu so ville Bicher jelesen.

Und da steht die Wissenschaft uff de Kommode.

Wie wird det mit uns so nachn Tode?

Die Kürche kommt jleich eilich jeloofn,

da jibt et 'n Waschkorb voll Phillesophen . . .

Det lies man. Un haste det hinta dir,

dreihundert Pfund bedrucktet Papier,

denn leechste die Weisen

beit alte Eisen

un sachst dir, wie Kuhle, innalich:

Sie wissen et nich. Sie wissen et nich.


  • [278] · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 01.09.1931, Nr. 35, S. 347, wieder in: Lerne Lachen.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 9, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 278-279.
Lizenz:
Kategorien: