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[323] Wenns gut geht, wirft sich der Unternehmer in die Brust; sein Verdienst beruht auf seinem Verdienst, und weil er das Risiko getragen hat, will er auch den Hauptanteil des Gewinnes für sich.
Wenns schief geht, sind die Umstände daran schuld. Dann muß der Staat einspringen und das Defizit decken, denn Kohlengruben, Stahlwerke und die Landwirtschaft dürfen nicht Not leiden. Und sie leiden auch keine Not, weil sie notleidend sind.
Auf alle Fälle aber kann der Unternehmer nichts dafür, er trägt die Verantwortung, und wir tragen ihn.
Um wie viel stiller ginge es in manchen Familien zu, wenn sich alle Frauen Männer kaufen könnten!
[323] Bei einem französischen Zeitungsartikel muß man sich immer fragen: »Was will der Mann?« und: »Wer hat ihn dafür bezahlt?«
Bei einem deutschen Zeitungsartikel muß man sich fragen: »Was verschweigt er?« und; »Wer hat ihn dafür auf die Schulter geklopft?«
Mit dem Tode ist alles aus. Auch der Tod –?
Neben manchem andern sondern die Menschen auch Gesprochnes ab. Man muß das nicht gar so wichtig nehmen.
Kleine Nachricht. Die Ausreisegebühr aus den hamburger Zuchthäusern ist um 40 Mark erhöht worden.
Ist es ein Zufall, daß die Vertreter der wildesten Gewaltlehren, Nietzsche, Barrès, Sorel, keine zwanzig Kniebeugen machen konnten? Es dürfte kein Zufall sein.
Schade, daß es nicht im Himmel einen Schalter gibt, bei dem man sich erkundigen kann, wie es unten nun wirklich gewesen ist.
»Er wußte um die Geheimnisse des Seins . . . « solche Wendungen sollte man auf Gummistempel schneiden und dann verbrennen.
Max Liebermann wäre auch ohne Hände ein großer Bankier geworden.
Wenn ein Mann weiß, daß die Epoche seiner stärksten Potenz nicht die ausschlaggebendste der Weltgeschichte ist –: das ist schon sehr viel.
Er war hochmütig wie der Sohn einer zweiten hamburger Familie, aber etwas gebildeter.
Dieses Mädchen ist höflich-sinnlich.
Der Schriftsteller Fülöp-Miller ist gründlich oberflächlich.
Was sagte wohl ein Wirtschaftsführer, wenn wir ihm seinen Betrieb so schilderten, wie er ihn zwei Jahre später im Prozeß schildern wird? Wenn wir also sagten: »Du weißt gar nicht, was hier vorgeht, oder du willst es nicht wissen; um dich herum wird betrogen; du bist geistig nicht auf der Höhe, fast in der Nähe des Paragraphen einundfünfzig; um dich herum wird bestochen!« Das alles darf aber erst ausgesprochen werden, wenn der Kerl tausend Unschuldige in seine Pleite hineingezogen hat.
[324] Es gibt skeptische Ärzte und Ärzte mit Bart. Darüber darf man aber nicht vergessen: es gibt auch skeptische Patienten und solche mit Bart. Zeileis ist unter anderm ein Wunschbild seiner Kranken. Bart will Bart.
»Er lebte wie Gott in Frankreich.« Man sollte das abändern und sagen: »Er lebte wie ein deutscher Divisionskommandeur in Frankreich.«