Biographie

Friederike Helene Unger (Zeichnung von Johann Gottfried Schadow, schwarze Kreide mit Rötel, um 1802, bezeichnet »la Unger«, die Identität mit Friederike Helene Unger ist zweifelhaft)
Friederike Helene Unger (Zeichnung von Johann Gottfried Schadow, schwarze Kreide mit Rötel, um 1802, bezeichnet »la Unger«, die Identität mit Friederike Helene ...

1751

Friederike Helene Rothenburg wird in Berlin als uneheliche Tochter des preußischen Generals Friedrich Rudolf Graf von Rothenburg und einer Tochter oder Nichte des preußischen Ingenieuroberst Johann Wilhelm Senning geboren. Ihr genaues Geburtsdatum ist unbekannt.

Kurz nach ihrer Geburt stirbt ihr Vaters. Er erkennt seine Tochter jedoch testamentarisch an und setzt ihr und ihrer Mutter eine lebenslängliche Rente aus.

Erziehung durch die Schwestern ihrer Mutter, später im Haus des Kirchenrats und Hofpredigers Johann Peter Bamberger in Potsdam. Dessen Frau Antoinette Bamberger, geb. Sack, vermittelt ihr eine umfassende Ausbildung, darunter sehr gute Kenntnisse in der französischen Sprache.

Ende der 1770er Jahre siedelt sie in das Haus des berühmten Holzschneiders Johann Georg Unger in Berlin über, möglicherweise als Erzieherin seiner Töchter.

1779

Friederike Helene Rothenburg unterstützt die Errichtung einer Buchdruckerei durch Ungers Sohn Johann Friedrich Unger, indem sie ihm 3000 Reichstaler zur Verfügung stellt. Die Offizin entwickelt sich in den folgenden Jahren zu einer der führenden Druckereien Deutschlands und wird bald um einen Verlag, eine Schrift- und Notengießerei sowie eine Notendruckerei zum Großunternehmen erweitert.

1782 (?)

Tod der Mutter. Da die Verwandten ihres Vaters sich weigern, die testamentarisch festgelegte Rente weiterzuzahlen, setzt ein jahrelanger Rechtsstreit ein, dessen Ausgang unbekannt ist. Die finanzielle Lage von Friederike Helene verschlechtert sich zusehends.

Beginn der schriftstellerischen Arbeit. Ihre Übersetzungen der »Bekenntnisse« und der »Selbstgespräche« von Jean-Jacques Rousseau sowie Beiträge zum »Berlinischen Magazin der Wissenschaften und Künste« erscheinen. Verleger dieser und nahezu aller folgenden Werke ist Johann Friedrich Unger.

1784

Mit ihrem Roman »Julchen Grünthal. Eine Pensionsgeschichte« (2. Auflage 1787, 3. Auflage in zwei Bänden ohne den Untertitel 1798) erzielt Friederike Helene den Durchbruch als Schriftstellerin.

1785

Ihr erfolgreiches »Neuestes Berlinisches Kochbuch« erscheint (3. Auflage in drei Teilen, 1796–1798).

Übersetzung von »Figaro's Hochzeit, oder der lustige Tag« von Beaumarchais. Weitere Übersetzungen französischer Dramen folgen in den nächsten Jahren.

Heirat mit Johann Friedrich Unger. Die Ehe bleibt kinderlos.

1789

Die Ungers erwerben ein großes Haus in der Jägerstraße, das sich in den folgenden Jahren zu einem Mittelpunkt des geistig-kulturellen Lebens entwickelt. Hier verkehren u.a. Karl Philipp Moritz, Johann Jakob Engel, Friedrich Vieweg, Friedrich Gedike, Johann Friedrich Reichardt, Karl Ludwig Woltmann, August Wilhelm Iffland, Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher und Ludwig Tieck.

1791

Aus Zensurgründen erscheint ihre Übersetzung von Linguets »Beschreibung und Geschichte der Bastille« nicht im Verlag ihres Mannes, sondern bei Benjamin Gottlob Hoffmann in Hamburg.

1795

Schwere Erkrankung und Heilung durch ihren Hausarzt Ernst Ludwig Heim.

1798

Kurzzeitige Liebesaffäre (?) mit Friedrich Schlegel, der sich später in ihren erbitterten Gegner verwandelt und Friederike Helene Unger in seinen Briefen mit haßerfüllten Worten verfolgt.

»Über Berlin. Aus Briefen einer reisenden Dame an ihren Bruder in H.« (in: »Jahrbücher der Preußischen Monarchie«, 2. Band)

1799

Friederike Helene Unger gibt ein »Vaterländisches Lesebuch. Für Land- und Soldatenschulen« heraus.

1800

Beginn der Herausgabe des »Journals der Romane« (11 Bände, bis 1802), in dem ihre eigenen Romane »Gräfin Pauline« (1800) und »Rosalie und Nettchen« (1801) sowie die »Mährchen« (1802) erscheinen.

1802

»Prinz Bimbam. Ein Mährchen für Jung und Alt« (Roman).

1804

Ihre Romane »Albert und Albertine« sowie »Melanie, das Findelkind« erscheinen.

26. Dezember: Tod des in ganz Deutschland anerkannten »Meistertypographen« Johann Friedrich Unger. Friederike Helene wird seine Universalerbin und setzt die Druckerei und den Verlag fort.

1805

Oktober: Nach einem Rechtsstreit mit Marie Friederike Lessing verliert Friederike Helene Unger ihren Anteil am Privileg zur Herausgabe der »Vossischen Zeitung«, kann jedoch durchsetzen, daß die Herstellung vorläufig bei ihrer Druckerei bleibt.

1806

Ihr Roman »Bekenntnisse einer schönen Seele. Von ihr selbst geschrieben« erscheint. Zugleich übernimmt sie die Herausgabe des »Berliner Damen-Kalenders«, in dem auch einige ihrer Erzählungen erscheinen.

Friederike Helene Unger verzichtet auf die Weiterführung der Pacht der preußischen Kalender, behält jedoch deren Druck.

Die Krise des deutschen Buchhandels und der Zusammenbruch Preußens nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt (14. Oktober) erschweren zunehmend den Geschäftsbetrieb. Nach der Besetzung Berlins durch französische Truppen leidet Friederike Helene Unger unter Einquartierungen und Kontributionszahlungen.

1808

Aufgrund der katastrophalen Lage auf dem Buchmarkt sieht sich Friederike Helene Unger außerstande, die (teilweise noch ihrem Mann gewährten) Kredite bzw. Kreditzinsen zurückzuzahlen. Der Plan, ihr Unternehmen zu verkaufen, wird u.a. von Georg Joachim Göschen in Leipzig abgelehnt.

1809

Friederike Helene Unger verliert den Druck der »Vossischen Zeitung« und damit eine wesentliche Einnahmequelle ihrer Buchdruckerei. Ein Kredit von Johann Wilhelm von Archenholtz hilft ihr über den Winter.

In ihrem Roman »Die Franzosen in Berlin« verarbeitet Friederike Helene Unger Erfahrungen der französischen Besatzungszeit.

1810

Friederike Helene Unger bietet dem preußischen König den Kauf ihres gesamten Unternehmens für die zu gründende Berliner Universität an. Der König lehnt ab, gewährt ihr jedoch einen Aufschub bei der Rückzahlung der Kredite.

Ihr letztes Werk »Der junge Franzose und das deutsche Mädchen. Wenn man will, ein Roman« erscheint bei Hoffmann in Hamburg.

1811

Mai: Da alle Rettungsversuche gescheitert sind, muß Friederike Helene Unger die Zahlungsunfähigkeit ihres Unternehmens erklären.

1812

Januar: Eröffnung des Konkursverfahrens, das auch ihren gesamten Privatbesitz ergreift. Die Gläubiger bewilligen die Zahlung von jährlich 200 Reichstalern für ihren eigenen Unterhalt. Um sie vor völliger Verarmung zu bewahren, gewährt ihr der König zusätzlich eine jährlichen Pension von 200 Talern.

1813

21. September: Friederike Helene Unger stirbt im Alter von 62 Jahren verarmt und vereinsamt in Berlin. Das von ihr und ihrem Mann aufgebaute Unternehmen wird in den folgenden Jahren aufgeteilt.

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