Neuntes Kapitel.
Die zwei Mißerfolge Dragochs.

[114] Die Karpathen beschreiben im nördlichen Teile Ungarns einen ungeheuern Bogen, dessen westliches Ende sich in zwei Ausläufer spaltet. Der eine reicht bis zur Donau in der Nähe von Preßburg, und der andre erreicht den Strom in der Umgebung von Gran, wo er auf dem rechten Ufer in einem siebenhundertsechsundsechzig Meter hohen Berge, dem Pilis, seine Fortsetzung findet.

Am Fuße dieses mittelhohen Berges war es, wo das Verbrechen stattgefunden hatte und wo Karl Dragoch zum erstenmale mit den schlimmen Gesellen, die er zu verfolgen beauftragt war, näher in Fühlung kommen sollte.

Einige Stunden vor dem Augenblick, wo er sich von seinem Wirte wegschlich und er sich, trotz seiner Schwäche, Gewalt antat, auf Uhlmanns Anzeige hin mit diesem zu gehen, hatte ein schwer beladner Planwagen vor einer elenden Schenke angehalten, die am Fuße eines der Hügel lag, die den Pilis mit dem Donautale verbinden.[114]

Vom geschäftlichen Gesichtspunkte aus war die Lage dieser Schenke recht glücklich gewählt. Sie beherrschte die Kreuzung dreier Landstraßen, von denen die eine nach Norden, die zweite nach Südosten und die dritte nach Nordwesten verlief. Alle drei Straßen mündeten an der Donau, die von Norden an dem Bogen, den der Strom gegenüber dem Pilis beschreibt, die von Südosten am Flecken Sankt Andrä, und die von Nordwesten bei der Stadt Gran... so lag die Schenke zwischen den Schenkeln eines großen flüssigen Zirkels und mußte aus dem Verkehr der Fuhrwerke nach oder von den Schiffen gewiß einen anständigen Nutzen ziehen.

Von Gran aus verläuft die Donau erst deutlich von Westen nach Osten, biegt dann, in einiger Entfernung von der Mündung der Ipoly, nach Süden ab, wendet sich aber hierauf und nach Beschreibung eines Halbkreises mit kurzem Radius wieder nach Norden. Endlich windet sie sich auf sich selbst zurück, um eine nordsüdliche Richtung einzuschlagen, die sie nun sehr viele Kilometer weit beibehält.

Gerade als der Wagen anhielt ging die Sonne auf.

Im Hause mit seinen geschlossenen Fensterläden schlief noch alles.

»Holla... He!... Gastwirt! rief einer der beiden den Wagen führenden Männer, indem er mit dem Peitschenstiel an die Tür klopfte.

– Gleich...!« hörte man die Stimme des Schenkwirtes.

Einen Augenblick später zeigte sich schon ein Kopf mit wirren Haaren an einem Fenster des obern Stockwerkes.

»Was wünschen Sie denn? fragte der Wirt nicht allzu freundlich.

– Zuerst etwas zu essen, und dann zu schlafen, antwortete der Fuhrmann.

– Gleich... gleich!« wiederholte der Wirt, während er im Innern verschwand.

Als der Planwagen durch das weit geöffnete Tor auf den Hof eingefahren war, beeilten sich die Führer, ihre Pferde auszuspannen und sie in einen Stall zu bringen, wo ihnen ein reichliches Futter vorgeschüttet wurde. Inzwischen machte sich der Wirt eifrig mit seinen frühzeitigen Gästen zu schaffen. Offenbar hätte er gar zu gern ein kleines Gespräch eingeleitet, die Fuhrleute schienen aber nicht geneigt, ihm Rede und Antwort zu stehen.

»Ihr kommt ja zeitig am Morgen an, Kameraden, begann der Schenkwirt. Ihr seid wohl die ganze Nacht unterwegs gewesen?[115]

– Nun ja; ungefähr so etwas, antwortete der eine Fuhrmann kurz.

– Und ihr wollt auch heute noch weit fahren?

– Weit oder nicht weit; das ist doch unsre Sache«, lautete der Bescheid.

Der Gastwirt steckte die erhaltene Nase ein.

»Warum dem guten Mann zu nahe treten, Vogel? meldete sich jetzt der andre Fuhrmann, der den Mund bisher noch nicht aufgetan hatte. Wir haben doch keine Ursache, zu verheimlichen, daß wir nach Sankt Andrä wollen.

– Mag sein, daß das nicht nötig ist, erwiderte Vogel brummig, es geht doch aber, meine ich, niemand etwas an.

– Natürlich... ganz richtig, stimmte ihm der Wirt bei, der ja, wie jeder Geschäftsmann, andern nach dem Barte zu reden verstand. Was ich da sagte, nun, das war so eine altgewohnte Redensart. Die Herren wünschen also zu essen?

– Ja, antwortete der umgänglichere der beiden Gäste. Bringt uns Brot, Speck, Schinken, Würste, was gerade da ist.«

Der Wagen mußte wohl einen weiten Weg zurückgelegt haben, denn seine Insassen taten den Speisen mehr als alle Ehre an. Sie waren aber auch müde, und deshalb blieben sie nicht so lange am Tische sitzen. Kaum hatten sie den letzten Bissen im Munde, als sie eiligst schlafen gingen, der eine im Stalle bei den Pferden und der andre auf dem Wagen selbst.

Als sie sich wieder zeigten, war es schon etwas über Mittag. Sofort bestellten sie sich eine zweite Mahlzeit, die ihnen, wie die frühere, im großen Gastzimmer der Schenke aufgetragen wurde. Da sie jetzt ausgeruht hatten, nahmen sie sich Zeit. Aufs Dessert folgten noch mehrere Gläschen Branntwein, der in den rauhen Kehlen wie Wasser verschwand.

Am Nachmittage hielten noch verschiedne Wagen vor dem Gasthause an und zahlreiche Fußgänger traten herein, einen Schoppen Bier zu genießen. Meist waren das Bauern, die mit dem Quersack auf dem Rücken und den Stock in der Hand sich nach Gran begaben oder von da zurückkehrten. Fast alle waren es alte Kunden, und der Gastwirt konnte sich nur beglückwünschen, einen guten Schluck vertragen zu können, denn er pokulierte mit allen Gästen, mit einem nach dem andern. Das macht ja das Geschäft lebhafter. Wenn man trinkt und sich die Kehle trocken plappert, muß man ja immer zu erneuten Trankopfern greifen.[116]

An diesem Tage war die Unterhaltung besonders lebhaft. Das in der Nacht begangene Verbrechen hatte die Gemüter in Aufruhr versetzt; die Neuigkeit war von den ersten Passanten mitgebracht worden, und jeder wußte ihr noch eine Einzelheit hinzuzufügen oder sprach seine Ansicht über die Untat aus.

Der Gastwirt erfuhr dabei nach und nach, daß die prächtige, fünfhundert Meter vom Donauufer gelegene Villa des Grafen Hagenau gänzlich verwüstet und der Hausmann Christian schwer verwundet worden sei, ferner daß dieses Verbrechen ohne Zweifel das Werk der unergreifbaren Räuberbande wäre, der man so viele andre, noch ungesühnte Schandtaten zuschrieb, endlich, daß die Polizei jetzt die Gegend absuche und den Verbrechern von der kürzlich zur Überwachung der Donau errichteten internationalen Brigade nachgespürt werde.

Die beiden Fuhrleute mischten sich nicht in das Gespräch, das sich um das neueste Ereignis drehte, ein allgemeines Gespräch, das unter vielen Ausrufen und argem Geschrei verlief Schweigend hielten sie sich beiseite, verloren aber jedenfalls keins der Worte, die rundumher gewechselt wurden, denn sie mußten ja an dem, was alle Welt erregte, ein besondres Interesse haben.

Allmählich wurde es in der Stube ruhiger, und gegen halb sieben waren sie wieder allein in dem großen Raume, aus dem der letzte Gast sich entfernt hatte. Da rief der eine von ihnen den Wirt an, der hinter seinem Buffet zwar beschäftigt war, die gebrauchten Gläser zu spülen, doch jetzt schnell herbeikam.

»Was wünschen denn die Herren? fragte er.

– Noch ein Abendessen, sagte einer der Fuhrleute.

– Und dann wohl Betten? erkundigte sich der Wirt weiter.

– Nein, Gastwirt, antwortete der der beiden Fuhrleute, der etwas freundlicherer Natur zu sein schien. Wir denken in der Nacht weiterzufahren.

– In der Nacht! stieß der Wirt erstaunt hervor.

– Jawohl, belehrte ihn der Gast, um schon mit Sonnenaufgang auf dem Marktplatze zu sein.

– In Sankt Andrä?

– Oder in Gran, das wird von Umständen abhängen. Wir erwarten hier einen Bekannten, der deshalb Erkundigungen einzieht. Er wird uns[117] erst sagen, wo wir die beste Aussicht haben, unsre Ware vorteilhaft zu verkaufen.«

Der Wirt verließ hierauf die Gaststube, um das verlangte Abendessen zu besorgen.

»Hast du alles gehört, Kaiserlick? fragte mit gedämpfter Stimme der jüngere der beiden Fuhrleute, indem er sich zu seinem Genossen hinüberbeugte.

– Ja freilich.

– Der Streich ist bereits entdeckt.

– Du hofftest doch wohl nicht, daß er unentdeckt bleiben würde?

– Die Polizei streift durch die Umgebung...

– Laß sie umhertrotten.

–... angeblich unter Führung Dragochs.

– Ah, das ändert die Sache. Ich meine, daß die, die Dragoch zu fürchten haben, ruhig auf beiden Ohren schlafen können.

– Was willst Du damit sagen?

– Was ich eben sage.

– Dragoch wäre also...

– Nun, was denn?... fragte der Jüngre und fuhr so gleich fort:

– Unschädlich gemacht?

– Das wirst du morgen erfahren. Bis dahin: still!« schloß der Fuhrmann, da er den Wirt wieder erscheinen sah.

Die von den beiden Männern erwartete Persönlichkeit traf erst in stockfinstrer Nacht ein. Sofort entwickelte sich ein eifriges Gespräch zwischen den drei Genossen.

»Man sagt, daß die Polizei schon auf der Spur ist, sagte Kaiserlick nur halblaut.

– Jawohl, die sucht, wird aber nichts finden.

– Und Dragoch?

– Kann sich nicht rühren.

– Wer ist mit der Operation betraut gewesen?

– Titscha.

– Nun, dann ist es ja gut. Doch wir, was sollen wir nun tun?

– Ohne zu zögern, anspannen.

– Nach?...[118]

– Nach Sankt Andrä zu. Fünfhundert Meter von hier aus werdet ihr aber umkehren. Dann ist das Gasthaus hier geschlossen. Ihr kommt leicht unbemerkt vorüber und schlagt die Straße nach Norden ein. Während man euch auf der einen Seite vermutet, werdet ihr schon auf der andern sein.

– Und wo liegt denn die Schute?

– In der Bucht am Pilis.

– Ist dort der Sammelpunkt?

– Nein, etwas näher, an der Lichtung links vor der Straße. Du kennst sie doch?

– Natürlich.

– Etwa fünfzehn der Unsern sind schon zur Stelle. Ihr werdet euch ihnen anschließen.

– Und du?

– Ich kehre noch einmal zurück, unsre übrigen Leute, die ich als Wache zurückgelassen habe, zu holen. Die bringe ich dann gleich mit.

– Dann also vorwärts!« stimmten die Fuhrleute ein.

Nach fünf Minuten schwankte der Wagen hinaus. Der Wirt, der noch den einen Flügel des Einfahrtstores offen hielt, empfahl sich seinen Kunden höflich.

»Sie werden sich also wohl nach Gran begeben? fragte er.

– Nein, guter Freund, antworteten die Fuhrleute, wir gehen nach Sankt Andrä.

– Dann glückliche Reise, ihr Leute!

– Schönen Dank, Kamerad!«

Der Wagen wendete sich nach rechts und schlug nach Osten zu, den Weg nach Sankt Andrä ein. Als er in der Finsternis verschwunden war, entfernte sich von ihnen der Dritte, den Kaiserlick und Vogel den ganzen Tag erwartet hatten, und ging nun auf der Straße nach Gran weiter.

Der Gastwirt bemerkte von dem allen nichts. Ohne sich um die Männer zu bekümmern, die er doch wahrscheinlich nie wiedersah, beeilte er sich, sein Haus zu schließen und schlafen zu gehen.

Der Wagen, der sich eine Zeitlang beim ruhigen Schritte der Pferde entfernte, machte nach fünfhundert Metern Weges, entsprechend den erhaltenen Weisungen, rechtsum kehrt und folgte in umgekehrter Richtung der Straße, worauf er eben hierhergekommen war.[119]

Als er sich wieder vor dem Gasthause befand, war hier alles geschlossen, und er wäre völlig ohne Zwischenfall vorübergekommen, wenn hier nicht ein Hund, der mitten auf der Straße geschlafen hatte, plötzlich laut bellend davongelaufen wäre, wodurch das Sattelpferd etwas scheu wurde und sich bis zu dem niedrigeren Fußwege an der Seite der Straße drängte. Die Fuhrleute brachten das Tier aber bald wieder in seine Richtung, und zum zweiten Male verschwand dann der Wagen in der Nacht.

Es mochte etwa halb elf Uhr sein, als er, von der Landstraße abschwenkend, unter das Blätterdach eines kleinen Gehölzes einfuhr, dessen düstre Masse sich zur Linken erhob Hier wurde er bei der dritten Radumdrehung angehalten.

»Wer da? rief eine Stimme aus der Finsternis.

– Kaiserlick und Vogel, antworteten die Fuhrleute.

– Können passieren,« ertönte die frühere Stimme.

Hinter den ersten Baumreihen gelangte der Planwagen nach einer Lichtung, wo, auf dem Moose ausgestreckt, etwa fünfzehn Männer schliefen.

»Ist der Chef schon da? erkundigte sich Kaiserlick.

– Noch nicht.

– Er hat uns gesagt, ihn hier zu erwarten.«

Das sollte nicht lange dauern. Kaum eine halbe Stunde nach dem Wagen traf der Chef, derselbe Mann, der so spät nach dem Gasthause gekommen war, begleitet von zehn Genossen, auf dem Platze ein. Von der Bande waren also jetzt fünfundzwanzig Mann hier vereinigt.

»Sind jetzt alle da? fragte er.

– Jawohl, antwortete Kaiserlick, der bei der Bande ein besondres Ansehen zu genießen schien.

– Auch Titscha?

– Hier! ertönte eine klangvolle Stimme.

– Nun, wie steht's?

– Voller Erfolg auf der ganzen Linie. Der Vogel sitzt auf der Schute im Käfig.

– Dann laßt uns aufbrechen, aber schnell! befahl der Chef. Sechs Mann als Plänkler voraus, die übrigen als Nachhut, der Wagen in der Mitte. Die Donau ist nicht fünfhundert Meter von hier, und die Ausladung ist im Handumdrehen zu bewerkstelligen. Vogel wird dann den Wagen mitnehmen,[120] die, die hier aus dem Lande sind, mögen nach Hause gehen, und die andern begeben sich auf die Schule.«

Alle beeilten sich, den Anordnungen nachzukommen, als einer, der zur Beobachtung der Landstraße zurückgelassen worden war, atemlos heranstürmte.

»Achtung! rief er mit verhaltener Stimme.

– Was gibt es denn? fragte der Anführer der Bande.

– Horcht nur!«

Alle spitzten die Ohren. Von der Straße her hörte man die Schritte einer Truppe. Zu diesem Geräusche gesellten sich einige halblaute Stimmen. Die Entfernung konnte kaum wenige hundert Meter betragen.

»Wir wollen hier auf der Waldblöße bleiben, befahl der Chef. Die da draußen ziehen schon vorüber, ohne uns zu sehen.«

Bei der tiefen Dunkelheit mußten sie ja wahrscheinlich unbemerkt bleiben, dagegen erhob sich ein andres Bedenken: wenn es unglücklicherweise eine Polizistenabteilung war, die diese Straße hinuntermarschierte, so bewegte sie sich auf den Strom zu. Deshalb brauchten sie freilich das dort verankerte Fahrzeug noch nicht zu entdecken, und überdies war für einen solchen Fall Vorsorge getroffen. Die Polizisten konnten es ruhig von oben bis unten durchsuchen, etwas Verdächtiges würden sie doch nicht finden. Selbst angenommen aber, daß diese Polizeitruppe gar nichts von der Schute ahnte, blieb sie in der Umgebung vielleicht im Hinterhalt liegen, und in diesem Falle wäre es unklug gewesen, sich mit dem Wagen sehen zu lassen.

Übrigens sollte im Notfall nach den vorliegenden Umständen gehandelt werden. Nachdem alle den ganzen folgenden Tag auf der Lichtung gewartet hatten, mußten doch endlich einige Mann in der Nacht bis zur Donau hinuntergehen, um sich von der Abwesenheit jedes Polizeiaufgebotes zu überzeugen.

Augenblicklich kam es vor allem darauf an, nicht aufgespürt zu werden, und auf keine Weise die Aufmerksamkeit des sich nähernden Trupps zu erregen.

Dieser erreichte bald die Stelle, wo die Straße neben der Waldblöße verlief. Trotz der schwarzen Nacht war da zu erkennen, daß er aus zehn Mann bestand, und das Klirren stählerner Gegenstände verriet, daß diese bewaffnet waren.[121]

Die Truppe war schon über die Lichtung hinaus, als ein Zwischenfall die Sachlage vollständig veränderte.

Eines der Pferde, das durch das Vorüberkommen von Menschen erschreckt erschien, fing an zu schnauben und wieherte dann laut, was das andre Pferd wiederholte.

Die dahinmarschierende Truppe machte sofort Halt.

Es war in der Tat eine Polizeirotte auf dem Wege nach dem Strome und unter der Anführung Karl Dragochs, der sich von seinem Unfalle am Morgen völlig erholt hatte.

Wenn die Leute auf der Waldblöße das gewußt hätten, würden sie sich wohl noch ernster beunruhigt haben. Wie der Leser weiß, hielt ihr Chef aber den gefürchteten Polizisten für außer Gefahr gesetzt. Wie er zu diesem Irrtum kam, warum er glaubte, nicht mehr mit einem Gegner zu tun zu haben, der ihm doch jetzt gegenüberstand, das wird bald aus dem Verlauf der Erzählung hervorgehen.

Als Karl Dragoch am Morgen dieses Tages ans Ufer gesprungen war, wo ihn sein Untergebener erwartete, hatte ihn dieser stromaufwärts hingeführt. Nach zwei- bis dreihundert Metern waren die beiden Polizisten an ein im Ufergrase halb verstecktes Boot gekommen, das sie ohne Zögern bestiegen. Friedrich Uhlmann ergriff zwei Riemen und trieb das leichte Fahrzeug mit kräftigen Ruderschlägen an die andre Seite des Strom es.

»Das Verbrechen ist also auf dem rechten Ufer begangen worden? fragte da Karl Dragoch.

– Jawohl, bestätigte Friedrich Uhlmann.

– In welcher Richtung liegt der Tatort?

– Stromaufwärts, in der Umgebung von Gran.

– Wie?... In der Umgebung von Gran? rief Dragoch. Sagtest du mir nicht vorhin, wir hätten nur einen kurzen Weg vor uns?

– Es ist auch nicht weit dahin, versicherte Uhlmann, etwa drei Kilometer.«

In Wirklichkeit waren es vier, und eine so lange Strecke konnte nicht ohne Beschwerden von einem Manne zurückgelegt werden, der kaum dem Tode entronnen war. Wiederholt mußte Karl Dragoch stehen bleiben, um Atem zu schöpfen, woran es ihm fehlte. So wurde es fast Nachmittag drei Uhr, als er endlich die Villa des Grafen Hagenau erreichte, wohin seine Pflicht ihn gerufen hatte.[122]

Sobald er sich nach einer Herzstärkung, die er gleich verlangte, völlig bei Kräften fühlte, war es Karl Dragochs erste Sorge, sich zu dem Hausmann Christian Hoël führen zu lassen. Vor einigen Stunden hatte ihn ein Chirurg aus der Nähe kunstgerecht verbunden, er hatte aber ein wachsgelbes Gesicht, geschlossene Augen und atmete nur mühsam. Obgleich seine Verwundung sehr ernster Natur war und die Lunge mitbetroffen hatte, bestand doch noch die Hoffnung, ihn zu retten, wenn ihm vollständige Ruhe gegönnt wurde.

Karl Dragoch konnte dennoch einige Aufklärungen erhalten, die ihm der Verletzte mit kaum hörbarer Stimme und abgebrochenen Worten gab. Mit dem Aufwand vieler Geduld erfuhr er da, daß eine mindestens aus fünf bis sechs Männern bestehende Bande mitten in vergangener Nacht nach Aufsprengung der Tür in der Villa eingebrochen sei. Christian Hoël der durch das Geräusch erwacht war, hatte kaum Zeit gefunden, aufzustehen, als er schon mit einem Dolchstich zwischen den Schultern zusammenbrach. Was später geschehen war, wußte er nicht, und konnte auch über die Angreifer keine weitre Auskunft geben. Er glaubte nur, ihr Anführer müsse ein gewisser Ladko sein dessen Namen seine Spießgesellen fast prahlerisch häufiger genannt hatten. Dieser Ladko, dessen Gesicht eine Maske bedeckte, war ein großer Bursche mit starkem blondem Vollbarte.

Diese letzte Einzelheit, die ja Karl Dragochs Verdacht bezüglich Ilia Bruschs stark abschwächte, ging dem Polizisten im Kopfe herum. Daß Ilia Brusch von Natur blond war, daran zweifelte er nicht; dessen Blond war aber zu Dunkelbraun verwandelt, und man beseitigt doch nicht am Abend eine Färbung, um sie am Morgen wieder anzubringen, etwa wie eine Perücke. Hier lag also noch eine ernste Schwierigkeit vor, die Karl Dragoch jedoch zu überwinden hoffte.

Ausführlichere Einzelheiten war der sehr geschwächte Hoël zu berichten nicht im stande. Von den andern Räubern hatte er nichts bemerkenswertes gesehen, da sie alle eine Larve vor dem Gesicht trugen.

Nachdem er diese Mitteilungen erhalten hatte, stellte der Detektiv noch einige Fragen bezüglich der Villa des Grafen Hagenau selbst. Diese war, wie er hörte, eine sehr reiche, mit fürstlichem Luxus ausgestattete Wohnung. Schmucksachen, Silberzeug und andre kostbare Dinge hatten hier alle Schubkasten gefüllt, Kunstgegenstände standen auf Kaminsimsen und Möbeln[123] umher, und Meisterwerke der Malerei schmückten die Wände. In einem Panzerschrank in der obern Etage waren auch zahlreiche Wertpapiere verwahrt gewesen. Kein Zweifel also, daß die Einbrecher hier eine reiche Beute machen konnten.

Davon konnte sich Karl Dragoch auch leicht überzeugen, als er durch die verschiednen Wohnräume ging. Hier verriet alles eine regelrechte Plünderung, die nach wohlberechneter Methode ausgeführt war. Die Diebe hatten sich als Leute von Geschmack um minderwertige Dinge nicht gekümmert. Der größte Teil der kostbarsten Gegenstände war aber verschwunden. An Stelle der abgerissenen Tapeten sah man große Flächen nackten Mauerwerkes, und ihrer herrlichen, kunstvoll herausgeschnittenen Bilder beraubt, hingen nur die leeren Rahmen noch da. Die Räuber hatten auch die sichtlich unter den prachtvollsten ausgewählten Tür- und Fensterbehänge und die schönsten Teppiche mitgenommen. Der Panzerschrank war aufgesprengt und sein Inhalt verschwunden.

»Auf dem Rücken haben Menschen das nicht alles wegtragen können, sagte sich Karl Dragoch beim Anblicke dieser Verwüstung. Damit ist jedenfalls ein Wagen beladen worden, und den gilt es nun aufzuspüren.«

Die Erkundigungen und ersten Untersuchungen hier hatten viel Zeit in Anspruch genommen. Schon nahte sich der Abend, und es war doch wichtig, ehe es dunkel wurde, wenn irgend möglich, die Spuren des Wagens zu entdecken, dessen sich die Räuber nach der Ansicht des Detektivs bedient haben mußten. Dieser beeilte sich also, nun hinauszukommen.

Er hatte nicht weit zu gehen, bis er den von ihm gesuchten Beweis entdeckte. Auf dem Erdboden des großen Vorhofs der Villa hatten breite Räder tiefe Eindrücke gerade vor der aufgesprengten Tür zurückgelassen, und in geringer Entfernung davon zeigte er Hufabdrücke, als ob hier Pferde längere Zeit gestanden hätten.

Nachdem Karl Dragoch das flüchtig überblickt hatte, näherte er sich der Stelle, wo die Pferde offenbar hatten warten müssen, und besichtigte nun aufmerksam den Erdboden. Dann überschritt er den Vorhof bis dicht an das nach der Straße hinausführende Gittertor, wo er wiederum die Erde scharf besichtigte, und dann folgte er gegen hundert Meter weit dem öffentlichen Wege, auf dem er endlich umkehrte.

»Uhlmann! rief er beim Wiederbetreten des Vorhofs.[124]

– Herr Dragoch? antwortete der Polizist, der sofort aus dem Hause kam und auf seinen Vorgesetzten zuschritt.

– Wieviel Leute haben wir? fragte dieser.

– Elf.

– Das ist etwas wenig, meinte Dragoch.

– Der Hausmann Hoël, erwiderte Uhlmann, schätzt die Zahl der Räuber aber nur auf fünf bis sechs.

– Der Hausmann Hoël hat seine Ansicht und ich die meinige, entgegnete Dragoch. Doch immerhin, wir müssen uns mit dem begnügen, was wir haben. Du läßt einen der Leute hier und nimmst die zehn andern mit. Mit uns beiden macht das zwölf Mann. Das ist schon etwas.

– Sie haben also einen Hinweis? fragte Friedrich Uhlmann.

– Ich weiß, wo unsre Räuber sind... wenigstens, nach welcher Seite sie sich hingewendet haben.

– Darf ich da fragen?... begann Uhlmann.

– Woher ich das weiß? unterbrach ihn Dragoch. O, das ist sehr einfach, ja fast kindlich! Ich habe mir zuerst gesagt, daß sie zuviele Dinge geraubt haben, um dafür nicht irgend eines Wagens zu bedürfen. Nach diesem Wagen hab' ich gesucht und ihn auch gefunden. Es ist ein vierrädriges, mit zwei Pferden bespanntes Gefährt. Das eine, das Handpferd, zeigt aber die Eigentümlichkeit, daß am Hufeisen seines rechten Vorderfußes ein Nagel fehlt.

– Wie haben Sie das erkennen können? fragte Uhlmann erstaunt.

– Nun, es hat ja vergangene Nacht geregnet und die erst halbtrockene Erde zeigt noch jetzt deutlich die Eindrücke. In derselben Weise habe ich in Erfahrung gebracht, daß der Wagen von der Villa aus nach links, also in einer der nach Gran entgegengesetzten Richtung gelenkt worden ist. Wir werden uns nun nach derselben Seite wenden und wenn nötig der Fußspur des Pferdes mit dem mangelhaften Hufbeschlag folgen. Am Tage werden die Burschen kaum weitergefahren sein, sondern dürften sich bis zum Abend irgendwo aufgehalten haben. Die Gegend ist aber wenig bevölkert und viele Häuser gibt's hier auch nicht. Wir durchsuchen nötigenfalls alle, auf die wir an der Landstraße treffen. Hole deine Leute zusammen, es wird schon dunkel, und das Wild könnte sein Lager verlassen«.[125]

Karl Dragoch und seine Rotte mußten lange marschieren, ehe sie ein neues verdächtiges Anzeichen entdeckten. Es war fast halb elf Uhr, als sie, nach vergeblicher Durchsuchung einiger an der Straße gelegner Gehöfte, an der Kreuzung der drei Straßen das Gasthaus erreichten, wo die beiden Fuhrleute den Tag verbracht hatten und von wo sie drei Stunden vorher abgefahren waren. Karl Dragoch klopfte heftig an die Tür.

»Im Namen des Gesetzes! rief er, als er an einem Fenster den Gastwirt erscheinen sah, dem es heute nun einmal beschieden war, aus dem Schlafe aufgestört zu werden.

– Im Namen des Gesetzes? wiederholte der Wirt, der nicht wenig erschrak, sein Haus von einem zahlreichen Trupp umzingelt zu sehen. Was hab' ich denn verbrochen?

– Komm' nur herunter, so wirst du es erfahren. Mach' aber etwas schnell«, erwiderte Dragoch mit ungeduldiger Stimme.

Als der nur notdürftig bekleidete Gastwirt seine Tür geöffnet hatte, begann der Detektiv sofort, ihn auszufragen. War heute Morgen ein Wagen hierhergekommen? Wie viele Leute hatten den begleitet? Hatte er hier Halt gemacht? War er wieder abgefahren? Und in welcher Richtung?

Die Antworten ließen nicht auf sich warten.

Ja, ein von zwei Männern geführter Planwagen war heute sehr frühzeitig angelangt und bis zum Abend hier geblieben. Weitergefahren war er erst nach dem Erscheinen eines dritten Mannes, den die beiden Fuhrleute erwartet hatten. Es hatte schon halb zehn Uhr geschlagen, als der Wagen in der Richtung nach Sankt Andrä weitergefahren war.

»Nach Sankt Andrä? fragte Karl Dragoch. Weißt du das genau?

– Ganz genau, versicherte der Gastwirt.

– Hat dir's einer gesagt oder hast du es gesehen?

– Ich habe es selbst gesehen.

– Hm!... murmelte Karl Dragoch. Es ist gut, setzte er hinzu, du kannst dich wieder schlafen legen, braver Mann, doch hüte deine Zunge!«

Der Gastwirt ließ sich das nicht zweimal sagen. Die Tür ging zu, und der Polizistentrupp stand wieder allein auf der Straße.

»Einen Augenblick stillgestanden!« kommandierte Karl Dragoch, dann ergriff er eine Fackel und untersuchte sorgfältig den Erdboden.[126]

Zunächst bemerkte er da nichts Auffallendes, das wurde aber anders, als er nach dem niedriger gelegenen Fußwege kam. Hier, wo die Erde weniger durch Wagen aufgewühlt und auch nicht gepflastert war, hatte sie mehr Plastizität bewahrt. Auf den ersten Blick erkannte Karl Dragoch hier den Abdruck eines Hufeisens, dem ein Nagel fehlte, und gleichzeitig, daß das Pferd mit dem mangelhaften Beschlag nicht auf dem Wege nach Sankt Andrä, auch nicht auf dem nach Gran, sondern nordwärts auf dem Wege nach dem Strome gewesen war. Den schlug nun auch Karl Dragoch an der Spitze seiner Leute ein.

So waren durch eine ganz öde Gegend ohne Zwischenfall etwa drei Kilometer zurückgelegt worden, als links von der Straße das Wiehern eines Pferdes hörbar wurde. Seine Leute mit einer Handbewegung zurückhaltend, trat Karl Dragoch an den Rand eines kleinen Gehölzes heran, das in der Dunkelheit gerade noch schwach zu erkennen war.

»Wer da?« rief er laut.

Da auf seine Frage keine Antwort folgte, zündete einer seiner Leute auf seinen Befehl eine Pechfackel an. Die rußende Flamme leuchtete stark in der mondeslosen Nacht, aber doch nur über eine kleine Strecke, da sie die durch das Blätterwerk der Bäume noch vermehrte Dunkelheit nicht weit durchdringen konnte.

»Vorwärts!« kommandierte Karl Dragoch, während er an der Spitze der Rotte schon in das Dickicht eindrang.

Das Dickicht hatte jedoch seine Verteidiger. Kaum war dessen Saum überschritten, da rief schon eine befehlerische Stimme:

»Noch einen Schritt, und wir geben Feuer!«

Eine solche Drohung war indes nicht geeignet, Karl Dragoch zurückzuhalten, und um so weniger, als er beim Lichte der Fackel eine unbewegte Masse, ohne Zweifel einen Wagen, stehen zu sehen glaubte, um den herum sich eine Gruppe Männer aufhielt, deren Zahl er nicht beurteilen konnte.

»Vorwärts!« kommandierte er von neuem.

Dem Befehle gehorchend, setzten die Polizisten ihren unsichern Weg durch das unbekannte Gehölz fort. Die Schwierigkeit dabei wuchs immer mehr an. Plötzlich wurde die Fackel dem Polizisten, der sie trug, entrissen. Jetzt war es wieder ganz finster. »Franz!... Licht!«[127]

»Tölpel! schimpfte Karl Dragoch. Licht!«

Sein Unmut wurde noch größer, als er vor dem Erlöschen der Fackel bei deren letzten Scheine gesehen zu haben glaubte, daß der Wagen sich zu bewegen und unter den Bäumen zu verschwinden begann. Leider konnte nicht davon die Rede sein, ihn zu verfolgen. Die Polizeitruppe stieß vor ihm auf eine lebende Mauer. Jedem Polizisten standen zwei bis drei Gegner gegenüber, und Dragoch sah erst etwas spät ein, daß er über unzureichende Kräfte verfügte, hier den Sieg davonzutragen. Bisher war, weder von der einen noch von der andern Seite, noch kein Schuß gefallen.

»Titscha! rief da eine Stimme durch die Nacht.

– Hier! antwortete eine andre Stimme.

– Wie ist's mit dem Wagen?

– Der ist fort.

– Dann vorwärts und der Sache ein Ende gemacht!«

Karl Dragoch prägte diese Stimme seinem Gedächtnis ein. Er sollte sie nie vergessen.

Nach kurzem Wortwechsel kamen die Revolver an die Reihe und erschütterten die Luft mit ihrem trocknen Knalle. Einige Polizisten wurden von den Kugeln getroffen, und Karl Dragoch, der einsah, daß jeder Widerstand töricht wäre, mußte sich entschließen, den Rückzug anzuordnen.

Die Polizeitruppe gelangte wieder auf die Straße, wohin ihr die Sieger doch nicht zu folgen wagten, und die Nacht wurde wieder still wie vorher.

Nun mußte zuerst für die Verwundeten gesorgt werden. Ihrer drei waren, übrigens nur leicht, verletzt. Nach einem vorläufigen Verbande wurden sie unter dem Schutze von vier ihrer Kameraden zurückgeschickt. Dragoch dagegen begab sich mit Friedrich Uhlmann und den drei letzten Polizisten über das offne Land hin nach der Donau zu, wobei die Fünf ein wenig nach Gran zu schräg abwichen.

Er fand ohne Schwierigkeit die Stelle, wo er einige Stunden früher gelandet war, und das Boot, das Uhlmann und ihn über den Strom getragen hatte. Die fünf Mann stiegen hinein, und nach Überschreitung der Donau gingen sie längs ihres linken Ufers hinunter.

Wenn Karl Dragoch eben einen Mißerfolg erfahren hatte, hoffte er doch ihn auswetzen zu können. Daß Ilia Brusch und der berüchtigte Ladko[128] dieselbe Person waren, darüber bewahrte er keine Spur eines Zweifels mehr, und er war fest überzeugt, daß das in der verflossnen Nacht begangne Verbrechen seinem Reisegenossen zuzuschreiben sei.


Karl Dragoch erkannte den Abdruck eines Hufeisens. (S. 127.)
Karl Dragoch erkannte den Abdruck eines Hufeisens. (S. 127.)

Aller Wahrscheinlichkeit nach würde dieser nach Unterbringung seines Beuteanteils sich beeilen, seine gewohnte Verkleidung wieder anzunehmen, da er ja nicht wußte, daß die, die ihm bisher geholfen hatte, sich den Nachforschungen der Polizei zu entziehen, als solche erkannt worden war. Mit Tagesanbruch würde er sicherlich wieder in der Jolle sein und seinen noch abwesenden[129] Passagier ebenso erwarten, wie es der harmlose, ehrbare Fischer getan hätte, als der er zu erscheinen sich bemühte.

Fünf Mann lauerten ihm jetzt auf. Diese von Ladko besiegten fünf Mann mußten doch leicht den Widerstand brechen können, den derselbe Ladko ihnen hier entgegenstellen konnte, wo er, um die Rolle Ilia Bruschs zu spielen, doch allein sein mußte.

Dieser wohlerwogene Plan sollte nur unglücklicherweise unausführbar sein. Karl Dragoch und seine Leute konnten das Ufer überallhin absuchen, die Jolle war nirgends mehr zu finden. Dragoch und Uhlmann hatten zwar keine Mühe, die Stelle wieder zu erkennen, wo der erste ausgestiegen war, von der Jolle selbst zeigte sich aber keine Spur mehr... die war verschwunden und Ilia Brusch mit ihr.

Karl Dragoch war betrogen, und das brachte ihn in helle Wut.

»Uhlmann, sagte er zu seinem Untergebenen, ich bin am Ende; es wäre mir unmöglich, noch einen weitren Schritt zu tun. Wir wollen hier im Grase schlafen, um neue Kräfte zu gewinnen. Einer von unsern Leuten soll aber das Boot nehmen und damit unverzüglich nach Gran fahren. Bei Eröffnung des dortigen Amtes soll er sofort den Telegraphen in Anspruch nehmen. Zünde eine Fackel an, ich werde diktieren. So, nun schreib:

'Vergangne Nacht in der Nähe von Gran ein neues Verbrechen begangen. Die Beute auf eine Schute verladen. Die vorgeschriebnen Untersuchungen strengstens durchführen.'

Das wäre die eine, sagte Dragoch, sich selbst unterbrechend; nun also die andre Depesche:

›Verhaftsbefehl erlassen gegen den oftgenannten Ladko, der sich fälschlich Ilia Brusch nennt und ein Preisträger beim letzten Angelwettbewerbe des Donaubundes in Sigmaringen zu sein behauptet. Genannter Ladko, alias Ilia Brusch, der Verbrechen des Raubes und Mordes beschuldigt.‹

Beides soll noch in den ersten Tagesstunden an alle Ufergemeinden ohne Ausnahme telegraphiert werden«, befahl Karl Dragoch und streckte sich erschöpft im Grase am Ufer aus.[130]

Quelle:
Jules Verne: Der Pilot von der Donau. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band XCIV, Wien, Pest, Leipzig 1909, S. 114-131.
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Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

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