Drittes Kapitel.
Vin Mod am Werke.

[35] Die Strecke zwischen Dunedin und Wellington, mit Einschluß der Meerenge, die die beiden großen Inseln trennt, beträgt kaum vierhundert Seemeilen. Hielt der Nordwestwind an, so stand an der Küste auch weiter eine freundliche See, und bei zehn Knoten konnte der »James-Cook« dann am zweitfolgenden Tage in Wellington eintreffen.

Ob es während dieser kurzen Fahrt Flig Balt wohl gelingen sollte, seinen schändlichen Plan auszuführen, sich des Kapitäns und der anderen Mannschaft zu entledigen, um die Brigg in seine Gewalt zu bekommen und sie weit hinaus nach dem Stillen Ozean zu steuern, wo ihm Sicherheit und Straflosigkeit winkte?...[35]

Wie Vin Mod zu Werke gehen wollte, ist dem Leser bereits bekannt: Gibson und die Leute von der Mannschaft, die treu zu diesem hielten, sollten überrascht, gepackt und über Bord geworfen werden, ehe sie dazu kämen, sich zu verteidigen. Zunächst war es freilich nötig, Len Cannon und dessen Kameraden in das Komplott einzuweihen – was voraussichtlich keine Schwierigkeiten machte – bei ihnen sozusagen vorsichtig anzuklopfen und sich ihren Beistand zu sichern. Das gedachte Vin Mod gleich am ersten Reisetage zu tun, um schon in der nächsten Nacht seine Pläne ausführen zu können. Nach achtundvierzig Stunden sollte die Brigg ja in Wellington die Herren Hawkins und Nat Gibson an Bord nehmen; es war also notwendig, daß der »James-Cook« schon in der nächsten oder spätestens in der zweitfolgenden Nacht Flig Balt und seinen Helfershelfern in die Hände fiel, da sich sonst die Aussicht auf Erfolg nicht wenig verminderte und eine gleichgute Gelegenheit sich wahrscheinlich niemals wieder darbot.

Was die Zustimmung Len Cannons, Sextons, Kyles und Bryces betraf, glaubte Vin Mod, daß das gar nicht in Frage kommen könne bei Leuten ohne Glauben und ohne Achtung vor dem Gesetz, ohne Gewissen und Skrupel, denen es doch verlockend genug erscheinen mußte, im Stillen Ozean, wo der Arm der Gerechtigkeit sie nicht mehr erreichte, einträgliche Fahrten auf gemeinsame Rechnung zu unternehmen.

Der südliche Teil Neuseelands, die Insel Tawai-Pounamon, zeigt die Gestalt eines in seiner Mitte etwas ausgedehnten, länglichen Viereckes, dessen Achse von Nordost nach Südwest verläuft. Der nördliche Teil der Insel Ikana-Maoui dagegen erscheint als ein unregelmäßiges Dreieck mit einer schmalen Landzunge, die in das Kap Nord ausläuft.

Die Küste, der die Brigg folgte, ist vielfach zerrissen und mit gewaltigen, sonderbar geformten Felsblöcken gesäumt, die aus der Ferne fast riesigen Mastodons gleichen, welche daran gestrandet wären. Da und dort täuscht eine Reihe von Bogen den Kreuzgang eines Klosters vor, und donnernd braust die Flut selbst bei schönem Wetter zwischen die Pfeiler hinein. Ein Schiff, das geradenwegs auf diese Küste zuliefe, wäre rettungslos verloren, und drei oder vier anstürmende Wogen würden hinreichen, es zu zertrümmern. Glücklicherweise können Schiffe, die von einem Sturme aus Osten oder aus Westen überfallen werden, die äußersten Vorgebirge Neuseelands allemal leicht umschiffen. Außerdem finden sie, bei der Unmöglichkeit, in einen Hafen einzulaufen, guten Schutz in[36] zwei Meerengen: in der Cookstraße, die beide Inseln trennt, und in dem Foveauxsunde zwischen Tawai-Pounamou und der Insel Stewart ganz im Süden des Landes. Hier gilt es nur den gefährlichen Riffen von Snares auszuweichen, wo die Wogen aus dem Indischen und Stillen Ozean aufeinander prallen, eine Stelle, die schon viele schreckliche Schiffsunfälle gesehen hat.

Hinter dem Ufer steigt eine mächtige Bergkette auf, die zahlreiche Krater enthält und von der aus mehrere herabstürzende Wasserfälle verschiedene, trotz ihrer Kürze doch recht ansehnliche Flüsse speisen. Auf dem Bergabhange erheben sich Waldungen mit oft außerordentlich hohen Bäumen, wie Fichten von hundert Fuß Höhe und zwanzig Fuß Duchmesser, eine Zedernart mit Blättern gleich denen der Olive, mit dem harzreichen »Kudy«, dem »Kaïkatea« mit sehr zäher Belaubung und roten Beeren, dessen Stamm zwischen Fuß und Gipfel keine Äste hat.

Kann Ika-na-Maoui sich brüsten mit dem Reichtum seines Bodens, mit seiner fast unerschöpflichen Fruchtbarkeit und einer Pflanzenwelt, die an manchen Stellen der der prächtigsten Erzeugnisse der Tropenflora gleichkommt, so ist Tawai-Pounamou dagegen von der Natur entschieden weniger begünstigt. Kaum der zehnte Teil seines Gebietes hat kulturfähigen Boden. In den bevorzugteren Bezirken können die Eingebornen aber immer noch etwas Mais, mancherlei krautartige Nutzpflanzen und eine große Menge Kartoffeln erbauen, abgesehen von der sehr reichlichen Ernte an einer Farrenkrautwurzel, der Pteris esculenta, die einen Hauptbestandteil ihrer Nahrung bildet.

Der »James-Cook« näherte sich der Küste, deren Wassertiefen Harry Gibson genau kannte, zuweilen so weit, daß der Gesang verschiedener Vögel, darunter als melodiösester der des »Pou«, an Bord deutlich gehört werden konnte. Dazwischen vernahm man die Gaumenlaute von mancherlei Papageien, den Schrei von Enten mit scharlachrotem Schnabel und ebenso gefärbten Beinen und Füßen, ohne von zahlreichem anderen Wassergeflügel zu reden, von dem einzelne kühne Vertreter sogar durch die Takelage des Fahrzeuges flatterten. Und wenn dessen Kiel ihre Kreise störte, wie hastig entwichen da die Cetaceen, diese Elefanten, diese Löwen der Weltmeere, wie stoben da die wegen ihres Fettes und ihres Pelzfelles so geschätzten Robben auseinander, von denen zweihundert genügen, hundert Barrels mit Öl zu füllen!

Die Witterung blieb beständig. Wenn der Wind abflaute, konnte das erst gegen Abend der Fall sein, da er dann vom Lande her wehte und sich an der[37] Bergkette im Inneren brach. Bei dem herrschenden klaren Sonnenscheine wehte er in den höheren Luftschichten und trieb auch die Brigg, die ihre Stag- und Leesegel führte, schnell vorwärts. Kaum je brauchte man die Schoten nachschießen zu lassen oder das Steuer umzulegen. Die Neuangeworbenen verstanden auch als Seeleute die guten nautischen Eigenschaften des »James-Cook« zu würdigen.

Gegen elf Uhr zeigte kurz vor dem Hafen von Oamaru der Herbertberg seinen kugelähnlichen Gipfel, der fünftausend Fuß über die Meeresfläche emporragt.

Vergebens versuchte Vin Mod im Laufe des Vormittages mit Len Cannon zu sprechen, den er für den gewecktesten und einflußreichsten der vier Matrosen aus Dunedin ansah. Gibson hatte, wie erwähnt, angeordnet, daß diese Leute eine Wache niemals gemeinsam übernehmen sollten, denn jedenfalls war es ratsamer, sie von einander getrennt zu halten. Da übrigens mit der Segelführung nichts zu tun war, überließ der Kapitän dem Bootsmanne die Aufsicht über das Schiff und beschäftigte sich in seiner Kabine mit der Ordnung und dem Abschluß verschiedener Rechnungen.

Eben jetzt stand Hobbes am Steuer. Vin Mod ging, abwechselnd an jeder Seite des Volkslogis, zwischen Großmast und Heck hin und her. Zwei andere Matrosen, Burnes und Bryce, schlenderten an der Schanzkleidung hin, ohne ein Wort zu wechseln. Vin Mod und Len Cannon standen beide unter dem Winde, so daß ein Gespräch zwischen ihnen jetzt von niemand gehört werden konnte.

Als der Schiffsjunge Jim in ihre Nähe kam, wiesen sie ihn barsch weg, und aus Vorsicht beauftragte ihn Balt auch noch, das Kompaßgehäuse zu putzen.

Die beiden anderen Kameraden Len Cannons, Sexton und Kyle, die jetzt keine Wache hatten, zogen die frische Seeluft der dunstigen, warmen Atmosphäre des Volkslogis vor. Vorn am Bug belustigte sie der Koch Koa mit seinen groben Scherzen und abscheulichen Grimassen. Man mußte es sehen, wie stolz sich dieser Eingeborne auf die Tätowierung seines Gesichtes, seines Rumpfes und seiner Glieder zeigte, auf den »Moko« der Neuseeländer, der die Haut tief einfurcht, statt sie nur zu ritzen, wie das bei den meisten Völkerschaften der Inseln des Stillen Ozeans Gebrauch ist. Alle Eingebornen werden der Ausführung des »Moko« nicht unterzogen. Die Koukis oder Sklaven würdigt man dieser »Verschönerung« nicht, überhaupt nicht die Leute der niederen Kasten, wenn sie sich nicht durch hervorragende Kriegstaten besonders ausgezeichnet haben Deshalb war Koa auf seinen Hautschmuck auch nicht wenig eitel.[38]

Er verstand es – was Sexton und Kyle stark zu interessieren schien – diesen seine Tätowierungen gründlich zu erklären, er erzählte, unter welchen Umständen seine Brust mit der und jener Zeichnung geschmückt worden war, und wies auf seine Stirn, die seinen Namen in unverwischbaren Schriftzeichen aufwies, die er auch am alles in der Welt nicht verwischt gesehen hätte.

Infolge dieser Operationen, die sich meist über den ganzen Körper erstrecken, gewinnt die Haut der Eingebornen ansehnlich an Dicke und Festigkeit. Die Leute erlangen dadurch eine vermehrte Widerstandsfähigkeit gegen die Unbill des Winterklimas und... gegen die Stiche der Moskitos, so daß viele Europäer sich beglückwünschen würden, wenn sie um den gleichen Preis der Plage durch jene unausstehlichen Insekten entgehen könnten.

Während nun Koa, instinktiv getrieben durch eine natürliche Sympathie für Sexton und dessen Kameraden, den Grund zu einem engeren Freundschaftsbündnis legte, »bearbeitete« Vin Mod selbst Len Cannon, der wiederum nur auf diesen zu warten schien.

»Na, Freund Cannon, begann Vin Mod, da wärst du ja an Bord des ›James-Cook‹!... Ein hübsches Schiff, nicht wahr?... Und eins, das seine elf Knoten läuft, ohne daß man die Hand zu rühren braucht...

– Ja wohl, Mod...

– Und mit einer schönen Ladung im Bauche... einer kostbaren Fracht...

– Desto besser für den Reeder.

– Für den Reeder... hm... oder für einen anderen! Indes... wir haben ja nur die Arme zu kreuzen, während die Brigg flott dahinsegelt...

– Heute... ja, heute ist alles gut und schön, antwortete Len Cannon, doch morgen... wer weiß...

– Morgen... übermorgen... immerfort! rief Vin Mod, indem er Len Cannon auf die Schulter klopfte. Ist es so nicht weit schöner, als am Lande kleben geblieben zu sein? Wo wäret ihr denn, deine Kameraden und du, wenn ihr jetzt nicht auf dem Deck hier ständet?

– Wo?... Natürlich in den »Three-Magpies«, Mod...

– Nein... nach dem, wie ihr dort aufgetreten seid, hätte euch Adam Fry vor die Türe gesetzt. Dann wären die Polizisten gekommen, hätten euch alle vier zum Mitgehen eingeladen, und da ihr allem Anscheine nach nicht die Leute dazu seid, euch vor dem Polizeigericht reinzuwaschen... na, da hätte man euch[39] eben Gelegenheit gegeben, im Gefängnis von Dunedin euch so ein paar Monate lang zu erholen...

– Ach was... so eine Zelle in der Stadt und ein Schiff auf dem Meere, das kommt ja doch auf eins hinaus, erwiderte Len Cannon, der mit seinem Geschick noch immer zu hadern schien.

– Was? rief Vin Mod, eine Teerjacke, die solches Zeug schwätzt!

– Wir hatten einmal nicht die Absicht, zu fahren, erklärte Len Cannon, und ohne die gestrige, verwünschte Katzbalgerei wären wir schon weit weg auf dem Wege nach Otago.

– Um euch zu schinden und zu plagen... halb zu verhungern und zu verdursten, und um was denn zu erwerben?...

– Natürlich, um ein Vermögen zu erwerben, entgegnete Len Cannon.

– Ein Vermögen?... Dort in den Goldfundstätten? antwortete Vin Mod. O, da ist ja nichts mehr zu erangeln... Hast du denn die vielen nicht gesehen, die von da zurückgekehrt sind?... Taube Kiesel haben sie eingesteckt, um nicht mit ganz leeren Taschen zurückzukommen! An Pepiten (Goldklümpchen) ist die Ernte eingeheimst, und so etwas wächst nicht wieder von einem Tage... nicht einmal von einem Jahre zum anderen!

– O, ich kenne doch so manche, die es nicht zu bereuen hatten, ihr Schiff mit den Erzlagern der Clutha vertauscht zu haben...

– Und ich, ich kenne vier, die es nicht bereuen werden, an Bord des »James-Cook« gekommen zu sein, statt im Inneren umherzuirren!

– Und das sagst du zu uns?

– Zu und für euch, und für zwei oder drei andere unternehmende Burschen deines Schlages!

– Und du willst uns weismachen, ein Matrose könnte den Rest seiner Tage etwas zu essen, zu trinken und ein bischen darüber dadurch gewinnen, daß er für Rechnung eines Kapitäns und eines Reeders von einer Insel zur anderen segelte?

– Nein, das gewiß nicht, erwiderte Vin Mod, außer wenn er's für eigene Rechnung tut.

– Und wie macht er das, wenn er nicht selbst Eigentümer des Schiffes ist?

– O, das kann man doch manchmal werden...

– So?... Glaubst du denn, meine Kameraden und ich hätten in der Bank von Dunedin Geld liegen, ein Schiff zu kaufen?[40]

– Nein... alter Freund, das nicht! Und wenn ihr je einen Sparpfennig erübrigt hättet, so wäre der doch bald durch die Hände Adam Frys oder eines anderen Bankiers dieser Art gegangen.


Tätowierter Neuseeländer.
Tätowierter Neuseeländer.

– Na also, Mod: kein Geld, kein Schiff, denn ich glaube doch nicht, daß es Gibson etwa einfiele, uns das seinige zu schenken...

– Nein, doch es könnte sich ja ein Unglück ereignen. Wenn der Kapitän Gibson nun verschwände... durch einen Unfall... einen Sturz über Bord... das kann selbst den besten Kapitänen passieren. Eine überbrechende Woge...[41] weiter braucht's ja nichts, euch aus dem Schlamm zu ziehen... und dann in der Nacht... ohne daß es einer bemerken kann... und am nächsten Morgen... ja, da ist niemand mehr da...«

Len Cannon sah Vin Mod scharf in die Augen und fragte sich, ob er diese Sprache wohl richtig verstehe...

Der andere fuhr in seiner Rede fort:

»Und was geschieht nachher? Man ersetzt natürlich den Kapitän, und in einem solchen Falle übernimmt der Obersteuermann als zweiter Offizier die Führung des Fahrzeuges, fehlt es an einem solchen, so tritt der Leutnant ein...

– Ja, und wenn kein Leutnant da ist, fiel Len Cannon mit gedämpfter Stimme ein, nachdem er den anderen verständnisvoll mit dem Ellbogen gestoßen hatte, wenn kein Leutnant da ist, dann kommt der Bootsmann an die Reihe...

– Ganz recht, alter Freund, und mit einem Bootsmann wie unserem Flig Balt, da kommt man schon fort...

– Doch nicht, wohin man kommen sollte? warf Len Cannon mit einem scheuen Seitenblick dazwischen.

– Nein... doch wohin man kommen will, antwortete Vin Mod, dahin, wo ein gutes Geschäft zu machen ist... wo man wertvolle Ladung bekommt... Perlmutter, Koprah, Gewürze... alles das im Lastraume der ›Little-Girl‹.

– Wie... der ›Little-Girl‹?...

– Das würde der neue Name des ›James-Cook‹ sein... ein hübscher Name, nicht wahr?... Einer, der uns doch Glück bringen muß!«

Mochte es nun dieser oder ein anderer Name sein – obgleich Vin Mod an dem genannten besonders zu hängen schien – jedenfalls stand hier ein Geschäft in Aussicht. Len Cannon war hell genug einzusehen, daß diese Andeutungen an ihn und seine Kameraden aus den »Three-Magpies« gerichtet waren. Gewissensbisse würden sie sicherlich nicht zurückschrecken. Vor jeder wirklichen Zusage mußte man die Sache aber ebenso gründlich kennen und wissen, wie die Ausführung möglich wäre. Nach kurzer Überlegung sagte dann Len Cannon, der sich vorsichtig umsah, ob jemand sie hören könnte, zu Vin Mod:

»Na, so packe nur mit allem aus!«

Vin Mod teilte ihm nun mit, was er bezüglich dieser Angelegenheit mit Flig Balt verabredet hatte. Der für einen derartigen Vorschlag sehr empfängliche Len Cannon verriet kein Erstaunen über das, was er eben gehört hatte, keinen Widerwillen, es ausführlicher zu besprechen, und kein Zögern, darauf einzugehen.[42] Sich des Kapitäns Gibson und der Leute, die einer Meuterei gegen ihn abhold waren, zu entledigen, sich der Brigg zu bemächtigen, deren Namen und, wenn nötig, deren Nationalität zu wechseln und im Stillen Ozean auf Teilung des Gewinnes damit umherzusegeln, das war Wasser auf die Mühle dieses Schurken. Immerhin wollte er erst gewisse Sicherheiten haben und sich überzeugen, daß der Bootsmann mit Vin Mod wirklich übereinstimmte.

»Noch heut Abend nach dem Glas um acht Uhr, sobald du am Steuer stehst, wird Flig Balt mit dir sprechen, Len... und dann halt die Ohren auf...

– Er soll also den Befehl auf dem ›James-Cook‹ übernehmen? fragte Len Cannon, der es lieber gesehen hätte, überhaupt keinen Vorgesetzten zu haben.

– Natürlich... alle Wetter, wir müssen doch einen Kapitän haben! erwiderte Vin Mod. Dagegen werden wir alle, und auch du und deine Kameraden, die Reeder sein...

– Also abgemacht, Mod. Sobald ich mit Sexton, Bryce und Kyle allein bin, werd' ich ihnen Mitteilung machen...

– Die Sache hat aber Eile...

– So große Eile?...

– Ja... noch heute Nacht. Sind wir erst die Herren an Bord, dann geht's hinaus in die Weite!«

Vin Mod erklärte seinem Spießgesellen noch, warum der Gewaltstreich vor der Ankunft in Wellington ausgeführt sein müsse, da sich dort noch Hawkins und der Sohn Gibsons einschiffen sollten. Bei zwei Männern mehr wäre die Sache doch weniger sicher. Wenn es nicht diese Nacht geschehe, müßte es auf jeden Fall in der nächsten vollbracht werden... später nicht... sonst wäre der glückliche Ausgang doch zu sehr in Frage gestellt.

Len Cannon billigte diese Gründe. Noch heute Abend wollte er seine Kameraden, für die er einstehe, über die Angelegenheit unterrichten. Von dem Augenblick, wo der Bootsmann beföhle, würden sie ihm gehorchen. Vorher sollte ihm Flig Balt nur alles das bestätigen, was Vin Mod gesagt hätte. Zwei Worte würden genügen und ein Handschlag den Vertrag besiegeln. O, beim heiligen Patrick! Len Cannon würde keine schriftliche Abmachung verlangen... was versprochen würde, würde auch streng gehalten u. s. w.

Und wie es Vin Mod vorhergesagt hatte, trat Flig Balt gegen acht Uhr, als Len Cannon am Steuerruder war, aus dem Volkslogis und begab sich[43] nach dem Hinterdeck. Da sich auch der Kapitän hier gerade aufhielt, mußte er warten, bis dieser, nach Erteilung seiner Befehle für die Nacht, seine Kabine wieder aufgesucht hatte.

Noch immer wehte die nordwestliche Brise, wenn sie auch gegen Sonnenuntergang etwas abgeflaut war. Der Seegang versprach bis zum Morgen günstig zu bleiben, so daß an der Segelführung kaum etwas zu verändern war, außer daß höchstens das große und das kleine Bramsegel eingezogen würde. Die Brigg lief dann noch vor ihren Mars-, den unteren und den Klüversegeln. Übrigens hielt sie sich dicht am Winde, immer bereit, einen Kurs nach Nordosten einzuschlagen.

Der »James-Cook«, der sich jetzt gegenüber dem Hafen von Timaru befand, hatte die ausgedehnte, unter dem Namen der Canterbury-Bight bekannte Bucht zu durchfahren. Um aber die Halbinsel Banks, die jene abschließt, zu umschiffen, mußte man nun zwei Quarts anluven und backstagsweise segeln.

Gibson ließ also die Raaen brassen und die Schoten nachschießen, um die gewünschte Richtung einzuschlagen. Wenn es wieder tagte, hoffte er, unter der Bedingung, daß sich der Wind nicht gänzlich legte, die Pompeys Pillars (Pompejussäulen) hinter sich zu haben und schon Christchurch gegenüber zu liegen.

Nach Ausführung seiner Befehle blieb Harry Gibson zum größten Leidwesen Flig Balts noch bis zehn Uhr auf dem Deck und wechselte entweder mit dem Bootsmanne einige Worte oder setzte sich auf dem Hackbord nieder. Der Bootsmann, dem Vin Mod das Nötige mitgeteilt hatte, sah sich infolge dessen verhindert, mit Len Cannon zu sprechen.

Kurz, an Bord ging alles seinen gewohnten Gang. Die Brigg brauchte ihren Kurs erst gegen drei oder vier Uhr früh zu wechseln, wenn sie in Sicht des Hafens von Akarva kam. Nach einem letzten Blick nach dem Horizonte und nach den Segeln zog sich Gibson endlich nach seiner Kabine zurück, deren Fenster nach dem Vorderteile des Volkslogis zu lag.

Zwischen Flig Balt und Len Cannon bedurfte es keiner langen Verhandlung. Der Bootsmann bestätigte die Aussagen Vin Mods. Keine halben Maßregeln... der Kapitän sollte, nachdem man ihn in seiner Kabine überrumpelt hatte, einfach über Bord geworfen werden, und da man auf Hobbes, Wickley und Burnes doch nicht zählen konnte, sollten diese ihm nachfolgen. Len Cannon hatte sich also nur der Mithilfe seiner drei Kameraden zu versichern, und von ihrer Seite war gewiß kein Widerspruch zu befürchten.[44]

»Und wann? fragte Len Cannon.

– Noch diese Nacht, antwortete Vin Mod, der sich zu den beiden gesellt hatte.

– Um welche Zeit?...

– Zwischen elf Uhr und Mitternacht, erklärte Flig Balt. Dann wird Hobbes mit Sexton die Wache haben und Wickley am Steuer sein. Da brauchen wir sie nicht erst aus dem Logis hervorzuholen, und nachdem wir uns dieser ehrenwerten Teerjacken entledigt haben...

– Ja ja... ganz einverstanden,« antwortete Len Cannon, bei dem es kein Zögern und keine Gewissensbisse gab.

Er überließ damit das Steuer an Vin Mod und begab sich nach dem Vorderteile, um nun Sexton, Bryce und Kyle in den verbrecherischen Plan einzuweihen.

Am Fockmast angelangt, sah er sich aber vergeblich nach Sexton und Bryce um. Sie hätten jetzt eigentlich die Wache gehabt, doch keiner von ihnen war auf seinem Posten.

Wickley, den er deshalb fragte, zuckte als Antwort nur mit den Achseln.

»Wo sind sie denn? erkundigte sich Len Cannon.

– Im Logis... toll und voll betrunken... einer wie der andere!

– O, diese Säue! murmelte Len Cannon. Nun liegen sie die ganze Nacht im Rausche, und es ist nichts zu machen!«

Als er selbst hinunterkam, fand er seine Kameraden auf ihren Lagern ausgestreckt.... Er schüttelte sie tüchtig... wahrlich, betrunken wie unvernünftiges Viehzeug! Sie hatten aus der Kambüse eine Flasche Gin gestohlen und sie bis zum letzten Tropfen geleert. Es erwies sich unmöglich, sie aus ihrem Taumel zu erwecken, der voraussichtlich bis zum Morgen anhielt. Natürlich war auch gar nicht daran zu denken, ihnen Vin Mods Absichten mitzuteilen, und ebenso unmöglich war es, diese noch vor Sonnenaufgang auszuführen, denn ohne sie stand die Partie doch zu ungleich.

Daß Flig Balt, als er von der Sachlage hörte, in hellen Zorn geriet, kann man sich leicht denken. Vin Mod beruhigte ihn nur mit großer Mühe, und auch er hätte die elenden Trunkenbolde am liebsten an den Galgen gewünscht. Am Ende war aber doch noch nichts verloren. Was diese Nacht nicht ausgeführt werden konnte, war ja in der nächsten auszuführen. Kyle und Sexton sollten bis dahin gut beaufsichtigt und am weiteren Trinken gehindert werden.[45]

Jedenfalls hütete sich Flig Balt, sie beim Kapitän anzuzeigen; er sah ihnen jetzt ebenso wegen des Rauches wie wegen des gestohlenen Gins aus erklärlichen Gründen durch die Finger. Gibson hätte sie ja bis zur Ankunft in Wellington in den Frachtraum hinuntergeschickt, sie nachher der Hafenpolizei ausgeliefert und vielleicht, wie Vin Mod bemerkte, Len Cannon und Kyle obendrein fortgeschickt. Vin Mod hatte damit gewiß recht. Anderseits denunzieren Matrosen einander kaum jemals. Hobbes, Wickley und Burnes schwiegen also voraussichtlich still, und der Schiffsjunge wohl ebenso, so daß dem Kapitän der Vorfall also verborgen blieb.

Die Nacht verging; die Ruhe an Bord des »James-Cook« erlitt keine Störung.

Als Gibson am frühen Morgen das Deck betrat, fand er die Wachhabenden auf ihrem Posten und die Brigg nach Umschiffung der Halbinsel Banks im richtigen Kurse seewärts von Christchurch.

Der junge Tag, der 27., ließ sich gut an. Glänzend stieg die Sonne aus den Dünsten, die sich schnell auflösten, am Horizonte empor. Einen Augenblick schien es zwar, als ob ein Wind von der Seeseite her aufspringen wollte, schon von sieben Uhr ab wehte aber Landwind, der sich jedenfalls, wie am Tage vorher, aus Nordwesten halten würde. Wenn der »James-Cook« den Wind – wie die Seeleute sagen – »abkniff«, konnte er ohne die Halsen zu wechseln, nach Wellington kommen.

»Nichts Neues? fragte Gibson den Bootsmann, als dieser aus seiner Kabine herauskam, wo er die letzten Nachtstunden zugebracht hatte.

– Nein... gar nichts, Herr Gibson, antwortete Flig Balt.

– Wer ist jetzt am Ruder?

– Der Matrose Cannon.

– Über die Neuangeworbenen ist dienstlich keine Klage zu führen?

– In keiner Weise. Ich glaube, die Leute sind besser als sie aussehen.

– Desto besser, Balt, denn mir ahnt, in Wellington wird es den Kapitänen ebenso an Leuten fehlen wie in Dunedin.

– Das wäre wohl möglich, Herr Gibson...

– Ja, und wenn ich mit denen, die wir haben, halbwegs auskommen könnte...

– So wäre das das Beste!« fiel Flig Balt ein.

Bei seiner Fahrt nach Norden lief der »James-Cook« nur drei bis vier Seemeilen von der Küste dahin. Deren Einzelheiten traten bei dem hellen Sonnenlichte[46] deutlich hervor. Die hohe Kette des Kaikoura, die die Provinz Marlborough durchzieht, zeigte ihren zerrissenen Kamm in der Höhe von zehntausend Fuß. Auf den Abhängen grünten, vom Lichte vergoldet, ungeheuere, dichte Wälder, und glänzende Wasserläufe schlängelten sich nach dem Uferlande hinunter.

Inzwischenen schien die Brise sich abschwächen zu wollen, und dann legte die Brigg heute keine so große Strecke zurück, wie gestern, und voraussichtlich traf sie also noch nicht im Laufe der Nacht in Wellington ein.

In der fünften Nachmittagsstunde hatte man erst die Gipfel des Ben More in Sicht, und zwar etwas südlich von dem kleinen Hafenplatz Flaxbourne. Noch brauchte man wenigstens fünf bis sechs Stunden, den Eingang der Cookstraße zu erreichen. Da dieser Wasserweg auch ziemlich genau von Süden nach Norden verläuft, war es nicht nötig, die Segelstellung des Schiffes zu ändern.

Flig Balt und Vin Mod konnten also mit Sicherheit darauf rechnen, daß sie die ganze Nacht zur Verfügung hatten, ihre Pläne auszuführen.

Natürlich war mit Len Cannon und dessen Kameraden die Mitwirkung dabei verabredet. Sexton und Bryce, die wieder nüchtern geworden waren, und der schon vorher ins Vertrauen gezogene Kyle hatten keinerlei Einwand erhoben. Nachdem Vin Mod Len Cannon noch weiter angestachelt hatte, wartete man nur noch auf den Augenblick zum Handeln. Das war in folgender Weise gedacht:

Zwischen Mitternacht und ein Uhr, wenn der Kapitän voraussichtlich im Schlafe lag, wollten sich Vin Mod und Cannon in dessen Kabine schleichen, ihn knebeln, herausschleppen und ihn ins Meer werfen, bevor er nur einen Hilferuf ausstoßen könnte. Gleichzeitig sollten Hobbes und Burnes, die dann die Wache hatten, von Kyle, Sexton und Bryce überfallen werden und das Schicksal des Kapitäns teilen. Dann war nur noch Wickley im Volkslogis übrig, und den müßten doch Koa und Flig Balt, ebenso wie den Schiffsjungen, überwältigen können. Wenn das gelungen war, befänden sich an Bord nur noch die Urheber der Schandtat, doch kein einziger Zeuge, und der »James-Cook« sollte dann sofort wenden und mit allen Segeln nach dem Stillen Ozean im Osten von Neuseeland hinaussteuern.

Vorläufig waren die besten Aussichten vorhanden, daß die abscheuliche Verschwörung ihren Zweck erreichte. Mit Tagesanbruch würde die Brigg unter der Führung Flig Balts dann schon weit von hier entfernt sein.[47]

Gegen sieben Uhr abends kam das Kap Campbell im Nordosten in Sicht, eigentlich die äußerste Landspitze, die die Cookstraße im Süden abschließt, und der gegenüber in der Entfernung von fünfzig Seemeilen das Kap Palliser als der Ausläufer der Insel Ika-na-Maoui hervorspringt.

Mit allen Segeln, sogar mit den Leesegeln, da der Wind gegen Abend noch mehr abgeflaut war, glitt die Brigg jetzt kaum zwei Meilen von der Küste hin. Das Uferland war frei sichtbar mit seinen Basaltwänden, die schon den Fuß zu den Bergen des Inneren bilden. Der Gipfel des Waldberges erglühte wie eine feurige Spitze in den Strahlen der untergehenden Sonne. Obgleich die Gezeiten im Stillen Ozean nur gering auftreten, lief hier augenblicklich doch eine Strömung in nördlicher Richtung, die die Einfahrt des »James-Cook« in die Meerenge begünstigte.

Gegen acht Uhr war es, wo sich der Kapitän hätte in seine Kabine zurückziehen sollen, nachdem er dem Bootsmanne die Oberaufsicht übertragen hatte. Es war jetzt ja nur noch auf die Schiffe zu achten, die am Eingange zu der Wasserstraße im Ein- oder Auslaufen wären. Übrigens versprach die Nacht klar zu bleiben, und vorläufig tauchte kein Segel am Horizonte auf.

Da wurde aber um acht Uhr hinter dem Steuerbord das Erscheinen einer Rauchsäule gemeldet und bald wurde auch ein Dampfer sichtbar, der um das Kap Campbell steuerte.

Vin Mod und Flig Balt legten darauf zunächst kein Gewicht, denn seinem Kurse nach mußte das Fahrzeug die Brigg bald überholt haben.

Er war ein Aviso von der Flotte, der augenblicklich seine Flagge noch nicht zeigte. Eben jetzt krachte aber ein Gewehrschuß, und sofort flatterte der britische Unionjack von der Gaffel des Briggsegels.

Harry Gibson war auf dem Deck geblieben. Sollte er hier ausharren, so lange der Aviso sichtbar war, der offenbar denselben Kurs wie der »James-Cook« einhielt und entweder die Meerenge durchschiffen oder ebenfalls nach Wellington dampfen wollte?

Diese Frage legten sich Flig Balt und Vin Mod mit einiger Besorgnis und noch mehr Ungeduld vor, denn sie konnten es kaum noch erwarten, auf dem Deck allein zu sein.

Eine Stunde verstrich. Gibson saß noch immer in der Nähe des Deckhauses und schien gar nicht daran zu denken, hinunter zu gehen. Er wechselte einige Worte mit dem Manne am Steuer, dem Matrosen Hobbes, und betrachteteim übrigen den Aviso, der sich kaum noch eine Seemeile von der Brigg befand.


Gibson saß noch immer in der Nähe des Deckhauses. (S. 48.)
Gibson saß noch immer in der Nähe des Deckhauses. (S. 48.)

Die Enttäuschung Flig Balts und seiner Spießgesellen, die sich sogar zur stillen Wut steigerte, kann man sich wohl denken. Das englische Schiff fuhr jetzt nur noch mit halber Geschwindigkeit und sein überflüssiger Dampf strömte geräuschvoll aus dem Rohre neben dem Schornstein. Es schwankte auf den Wellen der langen Dünung auf und ab und rührte das Wasser nur schwach mit seinen Schraubenflügeln auf, so daß es kaum einen längeren Kielwasserstreifen als den des »James-Cook« hinter sich ließ.

Warum der Aviso seine Fahrt verlangsamt haben mochte, konnte niemand sagen. Vielleicht war an seiner Maschine etwas in Unordnung geraten oder vielleicht wollte er auch nur in der Nacht nicht nach Wellington einlaufen, wo das Fahrwasser ein ziemlich gefährliches ist.

Jedenfalls schien er aus dem oder jenem Grunde die Nacht über unter Halbdampf und deshalb stets in Sicht der Brigg bleiben zu wollen.

Das war für Flig Balt, Vin Mod und die anderen natürlich sehr störend, ja sogar ziemlich beunruhigend.

Len Cannon, Sexton, Kyle und Bryce kamen dabei nämlich auf die Vermutung, der Aviso könnte von Dunedin abgesendet sein, sie zu verfolgen, weil die Polizei, die doch von ihrer Einschiffung auf der Brigg und ihrer Abfahrt mit dieser Wind bekommen haben mochte, sie vielleicht abzufangen suchte. Freilich eine grundlose, übertriebene Befürchtung. Da erschien es doch viel einfacher, telegraphisch den Befehl abzusenden, sie beim Eintreffen in Wellington zu verhaften. Man benutzt auch kein Fahrzeug der Flotte, sich einiger Polterer von Matrosen zu bemächtigen, zumal wenn man sie im nächsten Hafen leicht dingfest machen kann.

Len Cannon und seine Kameraden sollten sich jedoch bald beruhigt sehen. Der Aviso zeigte kein Signal, mit der Brigg in Verbindung zu treten, und setzte auch kein Boot aufs Meer. Dem »James-Cook« stand also keine Durchsuchung bevor, und die Teerjacken aus den »Three-Magpies« konnten an Bord ruhig sein.

Wenn damit auch jede Besorgnis nach dieser Seite geschwunden war, so bewahrten der Bootsmann und Vin Mod doch ihren Ingrimm wie vorher. In dieser Nacht war nichts auszurichten und am nächsten Tage lag ja die Brigg in Wellington vor Anker. Sich auf den Kapitän Gibson und die drei[51] Matrosen zu stürzen, das wäre ohne Lärmen nicht abgegangen. Diese würden doch Widerstand geleistet, sich gewehrt und würden um Hilfe gerufen haben, was auf dem höchstens zwei bis drei Kabellängen entfernten Aviso gehört werden mußte. Die Meuterei konnte unter diesen Verhältnissen keinen Erfolg versprechen. Sie wäre durch das englische Schiff, das mit wenigen Schraubenschlägen neben der Brigg gelegen hätte, sofort unterdrückt worden.

»Tod und Teufel, fluchte Vin Mod halb für sich, da ist nichts zu machen! Wir liefen doch nur Gefahr, in der nächsten Stunde an der großen Raa des verwünschten Dampfers zu baumeln!

– Und morgen, setzte Flig Balt hinzu, werden der Reeder und Nat Gibson mit an Bord sein!«

Ein einziger Ausweg wäre der gewesen, sich von dem Aviso zu entfernen, und vielleicht hätte der Bootsmann das versucht, wenn der Kapitän nicht, statt seine Kabine aufzusuchen, den größten Teil der Nacht auf dem Deck geblieben wäre. So war es unmöglich, nach der offenen See hin zu wenden... auf die Absicht, sich der Brigg jetzt zu bemächtigen, mußte man also verzichten.

Zu früher Stunde wurde es schon wieder hell. Der »James-Cook« war gegenüber Blenheim vorbeigekommen, das an der Küste von Tawai-Pounamou, an der Westseite der Meerenge liegt; dann hatte er sich der Nicholsonspitze am Eingange der Bucht von Wellington genähert. Um sieben Uhr des Morgens lief er endlich, gleichzeitig mit dem Aviso, in diese Bucht ein und ging in der Mitte des Hafens vor Anker.

Quelle:
Jules Verne: Die Gebrüder Kip. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LXXXI–LXXXII, Wien, Pest, Leipzig 1903, S. 35-49,51-52.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Gebrüder Kip
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Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

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