|
[155] Nach diesem Verhör erwartete der Major, daß die Verhaftung Nicolefs sofort angeordnet werden würde, und viele andere glaubten dasselbe: der Privatlehrer hatte es ja abgeschlagen, sich über die Veranlassung zu seiner Reise auszusprechen.[155] Für seine Eile, den Kabak schon am Morgen um vier Uhr zu verlassen, hatte er keinen annehmbaren Beweggrund angegeben und nicht einmal sagen wollen, wo er sich in den drei Tagen vor seiner Rückkehr nach Riga aufgehalten hätte. Natürlich konnte diese Verschlossenheit den auf ihm lastenden Verdacht nur erschweren. Warum war Dimitri Nicolef aber unter solchen Verhältnissen nicht gleich verhaftet worden? Warum durfte er als freier Mann nach seiner Wohnung zurückkehren, statt in eine Zelle der Festung abgeführt zu werden? Gewiß mußte er sich der Behörde zur Verfügung halten, wie leicht konnte er aber von der vorläufigen Freiheit Gebrauch machen zu entfliehen, wo er sich in den Vorfall im »Umgebrochenen Kreuze« so tief verstrickt sah.
In Rußland, wie anderswo, ist an der Unabhängigkeit der Ziviljustiz nicht zu deuteln. Auch dort wahrt man sie mit lobenswertem Eifer. Spielt freilich das politische Element in irgend einen Kriminalfall hinein, so macht sich bald eine Einwirkung der obersten Behörden bemerkbar. Das traf nun bei Dimitri Nicolef zu, der eines schrecklichen Verbrechens angeklagt war, während die slawische Partei ihn gerade auf den Schild erhoben hatte. Das war auch der Grund, warum der Gouverneur der baltischen Provinzen, der General Gorko, sich nicht gleich hatte für eine Verhaftung aussprechen wollen. Diese wollte er jedenfalls nicht anordnen, solange gegen die Schuld des Lehrers nur noch der leiseste Zweifel übrig blieb.
Als ihm am Nachmittage der Oberst Raguenos das Protokoll des Verhörs überbrachte, wollte er sich mit diesem über den beklagenswerten Fall aussprechen, über den er der Regierung zu berichten verpflichtet war.
»Ich stehe Euer Exzellenz zur Verfügung,« antwortete der Oberst auf seine einleitenden Worte.
Der General Gorko las das Protokoll aufmerksam bis zum Ende.
»Mag Dimitri Nicolef schuldig sein oder nicht, begann er dann, jedenfalls wird die germanische Partei die Lage des Mannes auszunutzen suchen, einfach weil er ein Slawe ist. Gerade ihn wollten wir ja im bevorstehenden Wahlkampfe dem deutschen Adel entgegenstellen, den hohen Bürgerkreisen, die in den Provinzen, vorzüglich aber in Riga, fast allmächtig sind, und gerade jetzt trifft ihn die Beschuldigung wegen eines Verbrechens, gegen die er sich sehr mangelhaft verteidigt.
– Eure Exzellenz haben recht, antwortete der Oberst, und das trifft sich noch unter den unseligsten Umständen, wo die Gemüter der Menge schon so erhitzt sind.[156]
– Halten Sie Nicolef für schuldig, Raguenof?
– Darauf kann ich Euer Exzellenz kaum Antwort geben, mindestens wie ich es Dimitri Nicolefs wegen wünschte, der mir von jeher der öffentlichen Achtung würdig erschienen ist.
– Doch warum weigert er sich, über seine Reise eingehend Auskunft zu geben?... Zu welchem Zweck hat er sie unternommen?... Wohin hat er sich begeben?... Er muß für sein Schweigen doch schwerwiegende Gründe haben.
– Ich bitte nur Eure Exzellenz, zu bedenken, daß nichts als der Zufall ihn in Verbindung mit dem unglücklichen Poch gebracht, nichts anderes ihn kurz vor der Abfahrt von Riga in der Postkutsche mit diesem zusammengeführt hat, und daß wiederum ein Zufall die Ursache war, daß beide den Kabak 'Zum umgebrochenen Kreuze' aufsuchten.
– Gewiß, lieber Oberst; ich erkenne auch recht gern das Gewicht Ihrer Bemerkungen an. Der auf Nicolef ruhende Verdacht würde aber doch sehr abgeschwächt werden, wenn er sich offen über die auffallende Reise äußern wollte, von der er nicht einmal gegen seine Familie gesprochen hatte.
– Zugegeben, und doch genügt wohl sein Schweigen darüber noch nicht, daraus den Schluß auf seine Schuld zu ziehen. Nein, obwohl er sich in jener Nacht in der Kroffschen Schenke aufgehalten hat, mag ich, nein, kann ich nicht glauben, daß Nicolef der Urheber des Verbrechens sei!«
Der Gouverneur bemerkte recht wohl, daß der Oberst bestrebt war, Dimitri Nicolef, einen Slawen wie er selbst, zu verteidigen. Auch er wollte sich von der Schuld des Mannes nur überzeugen lassen, wenn dafür unumstößliche Beweise vorlägen, doch auch dann mußten noch mehrere solche übereinstimmen, ehe er sich vor diesen beugen würde.
»Wir dürfen uns immerhin nicht verhehlen, nahm er, in dem Aktenstücke blätternd, wieder das Wort, daß ein ernster Verdacht auf ihm lastet. Er bestreitet nicht, die Nacht vom dreizehnten zum vierzehnten in jener Schenke zugebracht zu haben, und leugnet auch nicht, gerade in dem Zimmer geschlafen zu haben, an dessen Fensterbank sich noch frische Spuren zeigen, in demselben Zimmer, wo sich das zum Aufbrechen des Ladens benutzte Schüreisen gefunden hat, das es dem Mörder ermöglichte, in das Zimmer Pochs einzudringen.
– Das ist ja richtig, meinte Oberst Raguenof. Die Umstände deuten darauf hin, daß der Mörder jener Reisende gewesen sei, der sich die Nacht in diesem Zimmer aufgehalten hat, und es unterliegt keinem Zweifel, daß Dimitri[157] Nicolef dieser Reisende gewesen ist. Sein ganzes Privatleben, seine stets erprobte Ehrbarkeit verteidigen ihn aber gegen eine solche Anklage. Obendrein, Eure Exzellenz, hat er ja, als er sich zu seiner Reise entschloß, ganz bestimmt nicht gewußt, daß ein Angestellter des Bankhauses der Gebrüder Johausen mit ihm fahren werde und daß dieser beauftragt sei, an einen Geschäftsfreund in Reval eine größere Summe auszuzahlen. Selbst wenn man dann annimmt, daß der Gedanke an das Verbrechen in ihm aufgestiegen sei, als er die Dokumentenmappe, die der Unvorsichtige nicht genügend verborgen hielt, erblickte, so müßte mindestens noch nachgewiesen werden können, daß Dimitri Nicolef gerade in bedrängter Lage gewesen wäre und so nötig Geld gebraucht hätte, daß er es über sich gewann, sogar ein Verbrechen zu begehen, um einen Raub ausführen zu können. Weiß man denn, daß diese Nebenumstände vorgelegen hätten und erlaubt es die stets ehrenhafte und bescheidene Lebensführung des beliebten Lehrers, zu glauben, daß schon ein Geldmangel genügt hätte, ihn zum Mörder zu machen?«
Diese Einwendungen verfehlten nicht, einen tiefen Eindruck auf den Gouverneur zu machen, der sich ohnehin gegen die Mutmaßungen sträubte, die der Major Verder und viele andere schon als Gewißheiten betrachteten. So begnügte er sich denn, dem Oberst Raguenos zu antworten:
»Lassen wir der Untersuchung ihren Lauf. Vielleicht kommen noch andere Dinge an den Tag und geben andere Zeugenaussagen der Beschuldigung eine zuverlässigere Unterlage. Dem mit der Aufklärung der Sache betrauten Richter Kerstorf können wir ja vollständig Vertrauen schenken. Ein unabhängiger, durchaus ehrenhafter Beamter, gehorcht er nur der Stimme seines Gewissens und ist unzugänglich für jede, auch für jede politisch gefärbte Beeinflussung. Die Verhaftung des Lehrers konnte er ohne eine Beratung mit mir nicht anordnen... er hat den Mann auf freiem Fuß gelassen, und daran hat er recht getan. Sollten sich neue Anhaltspunkte ergeben und es rätlich erscheinen lassen, so würde ich der erste sein, Nicolef in der Feste internieren zu lassen.«
In der Stadt entstand inzwischen eine gewisse Aufregung. Die Mehrzahl der Einwohner – das ließ sich nicht bestreiten – glaubte, daß der Privatlehrer nach dem mit ihm vorgenommenen Verhöre in Haft behalten werden würde, die einen, die Zugehörigen der oberen Gesellschaftsklassen, weil sie ihn wirklich für schuldig hielten, die anderen, weil es die Sache mindestens erforderte, daß man sich seiner Person versicherte.[158]
Es erregte deshalb die höchste, mit scharfen Protesten gemischte Verwunderung, als man Dimitri Nicolef frei nach seiner Wohnung gehen sah.
Die schreckliche Neuigkeit war jetzt aber auch bis in sein Haus gedrungen. Ilka wußte, daß ihr Vater eines Kriminalverbrechens wegen angeklagt war. Vor wenigen Stunden hatte sie ihren eben eingetroffenen Bruder mit herzlicher Umarmung begrüßt. Die Entrüstung des jungen Mannes war ganz unbeschreiblich. Er hatte seiner Schwester auch den Auftritt zwischen den Studierenden der Universität Dorpat geschildert.
»Unser Vater ist unschuldig, rief er, und mit Karl Johausen werde ich schon noch Abrechnung halten!
– Ja, er ist ohne Schuld, antwortete das junge Mädchen, dabei stolz den Kopf aufrichtend, und wer, selbst von seinen Feinden, könnte es wagen, ihn einer solchen Schandtat zu zeihen?«
Es braucht wohl kaum betont zu werden, daß in der vertrauten Umgebung Dimitri Nicolefs dieselbe Überzeugung herrschte, vor allem bei dem Doktor Hamine und dem Konsul Delaporte, die auf die Nachricht, daß der Lehrer vor Gericht gefordert worden sei, eiligst in dessen Wohnung erschienen waren.
Ihre Anwesenheit, ihre ermutigende Zusprache und ihre Versicherungen waren dem Bruder und der Schwester ein lindernder Balsam in deren Leide doch hatte es den ehrlichen Hausfreunden Mühe genug gekostet, die beiden Kinder des Beschuldigten von einer Aufsuchung ihres Vaters im Amtszimmer des Richters abzuhalten.
»Nein, nein, mahnte der Doktor Hamine, bleibt nur mit uns hier. Besser, wir warten alles ruhig ab. Nicolef wird ja völlig gerechtfertigt zurückkehren.
– O, was nützt es denn, rief das junge Mädchen, sein Leben lang ein ehrenwerter Mann gewesen zu sein, wenn man dennoch so abscheulichen Beschuldigungen ausgesetzt bleibt?
– Das nützt einem dazu, sich zu verteidigen! stieß Jean hervor.
– Ja, junger Mann, antwortete der Arzt, und selbst wenn Dimitri sich schuldig bekennen sollte, würde ich es nicht glauben und nur erklären, daß er von Sinnen sei.«
In dieser Geistesverfassung fand also Dimitri Nicolef seine Familie, den Arzt und Herrn Delaporte und auch so einige Bekannte wieder, die sich in seinem Hause eingefunden hatten. Draußen aber waren die Gemüter der Menge[159] so erhitzt, daß er unterwegs hatte vielfache gegen ihn ausgestoßene Verwünschungen hören müssen.
Der Bruder und die Schwester warfen sich ihm in die Arme. Er küßte die beiden mit größter Herzlichkeit. Jetzt erfuhr er auch, wie Jean in Dorpat beleidigt worden war, welch kränkende, abscheuliche Worte ihm in Gegenwart seiner Kameraden der junge Johausen zugerufen hatte. – Jean als der Sohn eines Mörders gebrandmarkt!
Der Doktor Hamine, der Konsul und die übrigen drückten Nicolef warm die Hand. Sie legten durch ihre Worte, ihre Freundschaftsbezeugungen entschieden Widerspruch gegen die unerhörte Anklage ein. Niemals hatten sie an seiner Schuldlosigkeit gezweifelt und niemals würden sie daran zweifeln... alle bemühten sich, ihm die besten Beweise der herzlichsten Zuneigung zu ihm zu geben.
In dem Zimmer, worin sich alle befanden, mußte nun Nicolef, während vor seinem Hause die irregeleitete Menge tobte, berichten, was im Bureau des Richters vorgefallen war, mußte das Vorurteil gegen ihn schildern, das der Major Verder gar nicht verheimlichte, und ebenso das würdige und zurückhaltende Auftreten des Richters Kerstorf. Das tat er nur mit kurzen Worten und in abgebrochenen Sätzen, wie ein Mann, den es anwidert, auf viele dieser Einzelheiten zurückzukommen.
Begreiflicherweise fühlte der Lehrer das Bedürfnis zu ruhen, allein zu n, oder vielleicht in der Arbeit Vergessenheit für das, was ihm widerfahren war, zu suchen, und so verabschiedeten sich denn seine Freunde.
Jean zog sich mit seiner Schwester in deren Zimmer zurück, und Dimitri Nicolef bereitete sich vor, nach seiner Studierstube zu gehen.
Beim Verlassen des Hauses sagte Delaporte zu dem Arzte:
»Die Köpfe der Leute sind einmal erhitzt, lieber Freund, und obwohl Nicolef ohne Zweifel unschuldig ist, bleibt es doch dringend nötig, den wirklich schuldigen Täter zu entdecken, sonst wird der Haß seiner Feinde nicht aufhören, ihn zu verfolgen.
– Das ist leider sehr zu befürchten, antwortete der Arzt. Habe ich jemals gewünscht, die Hand der Gerechtigkeit auf einen Verbrecher gelegt zu sehen, so wünsche ich es in diesem Falle. Die Gebrüder Johausen werden den Tod Pochs auszunutzen wissen, und ebenso Franks Sohn Karl, der nicht einmal die Beibringung eines Beweises für die Anschuldigung abgewartet hat, Jean als Sohn eines Mörders zu behandeln.[160]
– Im befürchte übrigens, bemerkte Delaporte, daß diese Sache zwischen Karl und ihm noch nicht erledigt ist. Sie kennen ja Jean; er wird sich rächen wollen, um seinen Vater zu rächen.
– O nein... nein, entgegnete der Arzt, er darf bei der jetzigen Sachlage keine Unklugheit begehen. Ach, diese unglückselige Reise! Warum hat Dimitri sie unternommen und was hat ihm überhaupt den Gedanken dazu eingegeben?«
Natürlich legten sich die Kinder und die Freunde Nicolefs solche Fragen vor, da sich dieser darüber so hartnäckig in Schweigen gehüllt hatte.[161]
Hierzu kommt noch, daß er auch bei der Schilderung des Verhörs vor dem Untersuchungsrichter jede Anspielung auf seine Reise unterdrückte, auch nicht erwähnte, daß der Beamte gerade auf die Beweggründe, weshalb er Riga verlassen hätte, besonders Wert gelegt hatte, und ebenso verschwieg er seine Weigerung, auf diesbezügliche Fragen Antwort zu geben. Die Hartnäckigkeit, womit er hierüber schwieg, mußte mindestens auffällig erscheinen. Vielleicht fand sich dafür aber später eine Erklärung. Die Gründe, um deretwillen er drei Tage abwesend gewesen war, konnten nur ehrenhafter Art sein, ebenso wie die, um deretwillen er dabei beharrte, sich nicht darüber zu äußern.
Und doch hätte er – da es unannehmbar erschien, daß ein Mann von seiner Bildung und seiner gesellschaftlichen Stellung ein solches Verbrechen begangen hätte – der Anklage ohne Zweifel durch ein einziges Wort allen Boden entziehen können, durch ein Wort, das auszusprechen er sich starrsinnig weigerte.
Jedenfalls hatte die Nichtverhaftung Dimitri Nicolefs nach dessen Verhör durch den Richter Kerstorf in der Stadt und vorzüglich unter den die Mehrheit bildenden Deutschen eine große Erregung hervorgebracht. Die Familie Johausen, ihr Umgangskreis, der Adel und die Bürgerschaft erhoben dagegen schwere Vorwürfe. Man beschuldigte den Gouverneur und den Oberst Raguenof, den Lehrer einfach wegen seiner Nationalität zu begünstigen. In gleicher Weise angeklagt, wäre jeder außer einem Slawen schon ins Gefängnis der Feste abgeführt worden.
Warum behandelte man ihn denn nicht wie einen gewöhnlichen Raubmörder? Verdiente er mehr Schonung als ein Karl Moor, ein Johann Sbozar oder ein Jaromir? Gegen ihn sprach ja nicht etwa ein unbegründeter Verdacht, sondern nahezu eine Gewißheit, und das Gericht ließ ihn dennoch frei, gewährte ihm die Möglichkeit zu entfliehen, und er würde also nicht vor das Schwurgericht kommen, das ihn unbedingt verurteilen mußte. Auch dessen Urteil würde freilich noch verhältnismäßig mild ausfallen, da in Rußland die Todesstrafe abgeschafft ist, solange es sich um Verletzungen des gemeinen Rechtes handelt. Höchstens konnte er nach den Bergwerken Sibiriens ausgewiesen werden... er, ein Mörder, der den Tod so reichlich verdient hätte!
Derartige Anschauungen und Urteile herrschten vorzüglich in den vornehmeren Stadtvierteln mit ihrer Überzahl an deutschen Bewohnern. In der Familie Johausen wütete und tobte man gegen Dimitri Nicolef, gegen den Mörder des unglücklichen Poch, im Grunde aber noch mehr gegen den bescheidenen Lehrer, den Gegner des mächtigen Bankiers.[162]
»Keinesfalls, erklärte Frank Johausen, wußte Nicolef, als er sich zu seiner Reise entschloß, daß er mit Poch fahren würde und daß dieser eine größere Geldsumme bei sich führte. Er hat das aber gewiß bald er fahren, und schon als er nach dem Unfalle mit dem Postwagen vorschlug, die Nacht in der Schenke 'Zum umgebrochenen Kreuze' zuzubringen, wird er den Plan entworfen gehabt haben, unseren Boten zu bestehlen, wobei er dann auch zur Ausführung des Raubes vor einem Morde nicht zurückgeschreckt ist. Will er die Gründe nicht offenbaren, warum er Riga überhaupt verlassen hatte, so mag er doch wenigstens sagen, warum er noch vor Tagesanbruch und ohne den Postschaffner abzuwarten, aus dem Kabak geradezu entflohen ist. Mag er endlich erklären, wohin er sich gewendet und wo er die drei Tage seiner Abwesenheit zugebracht hat. Das wird er aber nicht tun! Er gestände ja damit sein Verbrechen ein, da er so übereilt davongegangen ist und sein Gesicht immer verhüllt gehalten hat, nur um das dem Opfer geraubte Geld desto leichter in Sicherheit bringen zu können.«
Was Dimitri Nicolefs offenbare Notlage betraf, die ihn zu dem Diebstahle verleitet haben werde, zögerte der Bankier auch mit einer Erklärung hierüber nicht.
»Vom pekuniären Gesichtspunkte aus betrachtet, war die Lage des Privatlehrers wohl eine ganz verzweifelte. Er hatte Verbindlichkeiten, denen er nicht nachkommen konnte. Binnen drei Wochen verfällt ein an uns zu zahlender Wechsel über achtzehntausend Rubel, und ich bin fest überzeugt, daß ihm die eigenen Mittel dazu fehlen und er diese auch nicht ander weitig austreiben könnte. Überdies wußte er, daß jedes Gesuch um Prolongation des Wechsels von mir abgelehnt werden würde, daß meine Nachsicht in dieser Beziehung zu Ende war.«
Das sah Frank Johausen als unerbittlichem, haßerfülltem und rachsüchtigem Manne ganz ähnlich. Was der Bankier ausgesprochen hatte, sickerte auch nach außen durch, und so erhielten Jean, Ilka und Nicolefs Freunde Kunde von dessen Verhältnis gegenüber dem politischen Feinde. Dimitri leugnete nicht, beruhten seine Verbindlichkeiten doch nur auf seinem ehrenwerten Eintreten für die hinterlassenen Schulden seines Vaters. Immerhin war das ein neuer Gegenstand tödlicher Beunruhigung, der zu so vielen anderen hinzutrat.
Bezüglich der Angelegenheit, in die ja auch die Politik hineinspielte, wollte der General Gorko jedenfalls mit vorsichtigster Klugheit vorgehen. Obwohl die öffentliche Meinung die Verhaftung des Lehrers forderte, glaubte er den Befehl hierzu noch nicht geben zu können, dagegen erhob er keinen Einspruch gegen eine Hausdurchsuchung bei dem Angeklagten.[163]
Eine solche erfolgte am 18. April durch den Richter Kerstorf, den Major Verder und den Brigadier Eck.
Dimitri Nicolef ließ die drei Herren nach Belieben schalten; er widersetzte sich keiner ihrer Maßnahmen, beantwortete aber alle an ihn gerichteten Fragen mit verächtlicher Kälte. Man durchwühlte seinen Schreibtisch, seine Schränke, nahm Einsicht in seine Papiere, seinen Briefwechsel und seine persönliche Rechnungsführung. Diese zeigte übrigens, daß Frank Johausen nicht übertrieben hatte, wenn er sagte, daß der Lehrer so gut wie nichts besäße. Er lebte nur vom Ertrag seiner Unterrichtsstunden, doch auch dieser würde ihm ja als Folge der jetzigen Vorkommnisse wenigstens zum größten Teile verloren gehen.
Die Hausdurchsuchung verlief, was den zum Nachteil der Gebrüder Johausen begangenen Diebstahl betraf, ganz ohne Ergebnis. Wie hätte das auch anders sein können, da Nicolef – nach der Meinung des Bankiers – Zeit genug gehabt hatte, das Geld beiseite, d. h. nach der Stelle zu schaffen, wohin er sich am frühen Morgen nach dem Verbrechen begab und die anzugeben er sich wohl hüten würde.
Was die Kassenscheine betraf, deren Nummern der Bankier besaß, so würden diese – das war auch die Ansicht Kerstorfs – nicht eher in Verkehr gebracht werden, als bis der Dieb, wer das auch sein mochte, sagte der Richter, das ohne Gefahr wagen könnte. Höchst wahrscheinlich verging also ein gewisser Zeitraum, bis einer davon irgendwo auftauchte.
Dimitri Nicolefs Freunde lernten bald die Anschauungen der Menge nicht nur in Riga, sondern auch in den Provinzen kennen, wo man sich für die Sache außerordentlich interessierte. Sie wußten, daß die öffentliche Meinung sich im allgemeinen gegen den Lehrer kundgab und daß die deutsche Partei sich bemühte, auf die Behörden einen Druck auszuüben, um dessen Verhaftung und Verurteilung herbeizuführen. Die kleinen Leute, die Handwerker, die Krämer und die eigentlichen Eingebornen, waren weit mehr geneigt für Nicolef einzutreten und ihn, wäre es auch nur infolge Rasseninstinktes, gegen seine Feinde zu verteidigen, wenn sie von seiner Unschuld vielleicht auch nicht völlig überzeugt waren. Was vermochten aber diese armen Leute auszurichten? Bei den Mitteln, worüber die Gebrüder Johausen und ihre Anhänger verfügten, war es ja leicht, auf jene einzuwirken, sie zu Ausschreitungen aufzustacheln und damit auf den Gouverneur einen Zwang auszuüben, daß er sich einer Bewegung fügte, der zu widerstehen hätte gefährlich werden können.[164]
Inmitten der tief erregten Stadt, deren Vorstadt ununterbrochen Gruppen von Bürgern und auch von den niederen Volksklassen durchstreiften, von denen die zweiten für jedermann, der sie bezahlte, zu haben waren, und trotzdem daß es vor seinem Hause zu wiederholten bedrohlichen Ansammlungen kam, bewahrte Dimitri Nicolef doch eine erstaunliche, überlegene Ruhe. Auf die Bitten seiner Kinder hatte der Doktor Hamine ihn wenigstens zu bestimmen gewußt, daß er vorderhand nicht ausginge; er wäre auch jedenfalls gefährdet gewesen, in den Straßen beschimpft, vielleicht gar mißhandelt zu werden. Wohl fügte er sich dem Zureden seines Freundes, wurde aber verschlossener als je und verbrachte die meiste Zeit in seiner Studierstube. Schweigsam, abweisend, wenn jemand auf ihn sprach, und ohne nur mit einer Silbe auf die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen hinzudeuten, ging in seinem Innern offenbar eine Veränderung vor sich, die seine Kinder und seine Freunde nicht grundlos beunruhigte. Der Doktor Hamine, der seiner Freundschaft für ihn bis zur Aufopferung Ausdruck gab, widmete ihm jede Stunde, die seine sonstigen Berufspflichten ihm frei ließen. Delaporte und noch einige Bekannte trafen jeden Abend in seinem Hause zusammen, worin oft feindselige Ausrufe von der Straße hörbar wurden, obgleich die Polizei diese auf Befehl des Obersten Raguenof streng überwachte. Traurige Abende waren es, an denen Dimitri Nicolef so gut wie gar nicht teilnahm. Mindestens waren der Bruder und die Schwester nicht allein in den Stunden, die die Dunkelheit noch unheimlicher machte und die dann so langsam verstreichen. Gingen die Freunde dann fort, so umarmten sich Ilka und Jean noch einmal mit angsterfülltem Herzen, schlichen nach ihren Zimmern und lauschten dem Lärme von der Straße, während sie ihren Vater auf- und abgehen hörten, als könne er keine Ruhe finden.
Selbstverständlich dachte Jean gar nicht daran, nach Dorpat zurückzukehren. In welch peinlicher Lage hätte er sich dort auf der Universität befunden. Wie hätten ihn wohl die Studenten und darunter auch die empfangen, die mit ihm früher in inniger Freundschaft verbunden waren? Vielleicht hätte er in dem wackern Gospodin den einzigen Verteidiger gefunden, wenn die anderen von der öffentlichen Meinung sozusagen angesteckt worden waren. Wie hätte er sich auch Karl Johausen gegenüber beherrschen können?
»O... dieser Karl! klagte er gegen den Doktor Hamine wiederholt. Mein Vater ist unschuldig! Die Entdeckung des wirklichen Schuldigen wird und muß das beweisen. Ob es dazu jetzt aber kommt oder nicht, ich werde Karl Johausen[165] zwingen, mir für seine schimpfliche Beleidigung Genugtuung zu gewähren. Warum sollte ich damit vielleicht lange warten?«
Dem Arzte gelang es nur mit Mühe den jungen Mann einigermaßen zu beruhigen.
»Werde nicht ungeduldig, Jean, ermahnte er ihn, und begehe keine Unbesonnenheit!... Wenn die rechte Stunde gekommen ist, werde ich der erste sein, der dir sagt: Geh' und tue – deine Pflicht!«
Jean fügte sich dem Rate nicht sofort, und ohne die flehentlichen Bitten seiner Schwester hätte er sich doch vielleicht zu einem Schritte hinreißen lassen, der die Sachlage jedenfalls verschlimmern mußte.
Am Abend nach seiner Rückkehr von Riga und als er nach dem peinlichen Verhör nach Hause gekommen war, hatte Dimitri Nicolef gefragt, ob kein Brief für ihn eingetroffen wäre.
Nein... der Briefträger hatte nur, wie jeden Abend, die Zeitung abgeliefert, die die Interessen der slawischen Partei vertrat.
Am nächsten Morgen trat der Lehrer zur Zeit der ersten Austragung aus seinem Zimmer und wartete auf den Briefträger gleich an der Haustür. Zu dieser Zeit war die Vorstadt noch menschenleer und nur einige Polizisten gingen vor dem Hause hin und her.
Ilka, die ihren Vater gehen gehört hatte, gesellte sich auf der Schwelle zu ihm.
»Du wartest auf den Briefträger? fragte sie.
– Ja, antwortete Nicolef. Er scheint mir heute morgen recht lange auszubleiben.
– Nein, lieber Vater, ich versichere dir, daß es noch nicht zu spät ist. Hier ist es aber etwas kalt; solltest du nicht lieber wieder hineingehen?... Du erwartest wohl einen Brief?
– Ja, mein Kind; es ist aber nutzlos, daß du auch hier bleibst. Geh' nach deinem Zimmer.«
Seiner etwas verlegenen Haltung nach zu urteilen, hätte man sagen mögen, daß ihm die Anwesenheit Ilkas störend war.
In diesem Augenblick erschien der Briefträger. Er hatte kein Schreiben für den Lehrer, und dieser konnte eine schmerzliche Enttäuschung nicht verbergen.
Am Abend und am nächsten Morgen zeigte sich Nicolef ebenso ungeduldig, als der Mann, ohne ihm etwas abzuliefern, an seinem Hause vorbeiging. Niemand[166] hatte eine Ahnung, von wem Dimitri Nicolef einen Brief erwartete und welche Bedeutung dieser haben könne, ebensowenig, ob er überhaupt mit der so folgenschweren Reise in Verbindung stände. Nicolef selbst aber ließ darüber nichts verlauten.
An diesem Morgen kamen der Doktor Hamine und der Konsul Delaporte schon um acht Uhr früh eiligst nach dem Hause des Lehrers und verlangten Jean und Ilka zu sprechen. Sie benachrichtigten diese, daß die Beerdigung Pochs am nämlichen Tage stattfinden werde. Das konnte Anlaß zu einer feindseligen Kundgebung gegen Nicolef geben, und deshalb empfahl es sich vielleicht, einige Vorsichtsmaßregeln zu treffen.
Tatsächlich war ja von der gereizten Stimmung der Gebrüder Johausen alles zu befürchten, dafür sprach auch schon der Umstand, daß das Begräbnis des Ermordeten mit aller Feierlichkeit erfolgen sollte.
Zugegeben, daß sie damit ihre Teilnahme an dem Schicksal eines treuen Dieners ausdrücken wollten, der dreißig Jahre lang in ihrem Hause tätig gewesen war; es lag aber zu sehr auf der Hand, daß sie diese Gelegenheit dazu benutzten, die öffentliche Meinung nur noch weiter zu erhitzen.
Ohne Zweifel hätte der Gouverneur besser getan, den von den slawenfeindlichen Tagesblättern angekündigten prunkhaften Aufzug zu untersagen. Freilich lag es bei der jetzigen Stimmung der Menge auch nahe, daß ein Eingreifen der Behörden erst recht zum Widerstande gereizt hätte. So erschien es also noch als der beste Ausweg, die nötigen Maßregeln zu treffen, damit die Wohnung des Lehrers nicht zum Schauplatze persönlicher Tätlichkeiten würde.
Solche waren aber desto mehr zu befürchten, weil sich der Leichenzug, um nach dem Friedhofe von Riga zu gelangen, durch die Vorstadt und unmittelbar an Nicolefs Wohnung vorüber bewegen mußte... ein bedauerliches Zusammentreffen von Umständen, das die Volksmenge gar so leicht zu Ausschreitungen verführen konnte.
Unter diesen Verhältnissen riet der Doktor Hamine, Dimitri Nicolef von dem Begräbnisse überhaupt nichts zu sagen. Da er jetzt gewöhnlich in seiner Studierstube blieb und diese nur zur Stunde der Mahlzeiten verließ, konnte ihm damit manche Unruhe, auch manche Gefahr erspart bleiben.
Das Frühstück, an dem Ilka den Doktor Hamine und Herrn Delaporte teilzunehmen veranlaßt hatte, verlief unter bedrückender Stille. Niemand erwähnte die Beerdigung, die für den Nachmittag angesetzt war. Wiederholt aber schreckten[167] die Tischgenossen vor wütenden Ausrufen von draußen zusammen, mit Ausnahme des Lehrers selbst, der das Geschrei gar nicht zu hören schien. Nach dem Frühstück drückte er seinen Freunden die Hand und zog sich wieder in sein Arbeitszimmer zurück.
Jean und Ilka, sowie der Arzt und der Konsul blieben im Wohnzimmer zurück. Eine peinliche Stunde des Wartens und auch ein peinliches Schweigen, das nur zuweilen von dem Lärm der Zusammenrottung und dem Geschrei der Menge unterbrochen wurde.
Der Tumult nahm immer mehr zu, je mehr Leute aller Klassen der Vorstadt zuströmten und die Volksmenge vor dem Hause des Lehrers vergrößerten. Offenbar war die Mehrzahl davon feindlich gegen den gestimmt, den die öffentliche Meinung als den Mörder des Bankbeamten bezeichnete.
Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, diesen der Gefahr, der erhitzten Menge in die Hände zu fallen, durch seine Verhaftung zu entziehen. War er unschuldig, so trat seine Unschuld nur um so glänzender zutage, weil er dann unrechtmäßigerweise in die Feste gebracht worden wäre. In diesen bangen Stunden mochten der Gouverneur und der Oberst wohl auch den Gedanken gehabt haben, eine solche Maßregel im Interesse Dimitri Nicolefs zu ergreifen.
Gegen halb zwei Uhr verdoppelte sich das Geschrei auf der Straße, als an deren Eingang der Leichenzug auftauchte. Das Haus erbebte fast von den sinnlosen Verwünschungen der Volksmenge. Da verließ der Lehrer, zum Entsetzen seines Sohnes, seiner Tochter und seiner Feunde, plötzlich seine Studierstube und kam nach dem Wohnzimmer herunter.
»Was ist denn jetzt da draußen los? fragte er.
– Zurück, zurück, Dimitri! antwortete der Arzt drängend. Eben wird der unglückliche Poch zu Grabe geleitet.
– Der, den ich ermordet habe! sagte Nicolef mit eisiger Ruhe.
– Ich bitte dich, ziehe dich zurück...
– Vater, bester Vater!« schlossen Jean und Ilka sich der Bitte an.
Dimitri Nicolef, der sich jetzt in einer unbeschreiblichen Gemütsverfassung befand, wollte auf niemand hören; er trat vielmehr an das Fenster des Zimmers heran und suchte es zu öffnen.
»Das wirst du nicht tun! rief der Arzt. Das wäre die schlimmste Unklugheit!
– Und ich tue es dennoch!«[168]
Bevor ihn jemand hätte daran hindern können, zeigte er sich an dem geöffneten Fenster.
Sofort dröhnten tausend Verwünschungen gegen ihn heraus.
In diesem Augenblicke hatte der Trauerzug sein Haus erreicht. Gleich einer tieftrauernden Witwe folgte Zenaïde Parenzof dem mit Blumen und Kränzen überreich geschmückten Sarge. Hinter ihr kamen die Herren Johausen und alle Angestellten der Firma, die den Freunden des Verblichenen vorausgingen, und Parteigänger, denen es mehr darauf ankam, die Feierlichkeit zu einer Manifestation zu benutzen.
Vor dem Hause des Lehrers machte das Gefolge Halt, inmitten des Tobens, der von allen Seiten kommenden Ausrufe und der Todesandrohungen, die diese begleiteten.
Der Oberst Raguenos und der Major Verder waren zwar mit einem ansehnlichen Polizeiaufgebot zur Stelle, es blieb aber dennoch zu befürchten, daß Eck und seine Mannschaft außer stande sein könnten, die Leidenschaften der Volksmenge gebührend im Zaume zu halten.
Gleich als sich Dimitri Nicolef am Fenster gezeigt hatte, scholl es zu diesem »Tod dem Mörder!... Tod dem Mörder!« aus hunderten von Kehlen hinaus.
Die Arme gekreuzt, den Kopf stolz erhoben, eine unbewegliche Statue, die Statue der erhabenen Verachtung, kam kein Wort über seine Lippen. Seine beiden Kinder, der Arzt und Herr Delaporte, die seinen gewagten Schritt nicht hatten verhindern können, hielten sich an seiner Seite.
Inzwischen setzte sich der durch das Gedränge aufgehaltene Zug wieder in Bewegung. Das Schreien und Toben wurde aber nur noch ärger. Die Wütendsten stürzten auf die Haustür zu und versuchten sie zu sprengen.
Dem Obersten, dem Major und den Polizisten gelang es zum Glück, die Unholde zurückzutreiben. Sie sahen aber ein, daß es zur Rettung des Lebens Nicolefs unumgänglich sein werde, ihn in Haft zu nehmen, und auch da fürchteten sie noch, daß er beim Betreten der Straße umgebracht werden könnte.
Trotz des Widerstandes der Polizei war es zuletzt doch nahe daran, daß das Haus gestürmt wurde, doch da brach sich ein Mann durch die Menge Bahn bis zum Hause, sprang die Stufen vor der Tür hinan und stellte sich schützend vor diese hin.
»Zurück, ihr Unglückseligen!« rief er mit Donnerstimme, die den Lärm bertönte.[171]
Vor seiner befehlenden Haltung wichen die Stürmenden lauschend zurück.
Da trat Frank Johausen unvermutet auf den Fremden zu.
»Wer seid Ihr? fragte er.
– Ja... wer seid Ihr? wiederholte der Major Verder.
– Ich... ich bin ein Verbannter, den Dimitri Nicolef um den Preis seiner Ehre zu retten versucht hat, und der jetzt kommt, ihn dafür um den Preis seines Lebens zu retten.
– Euer Name? fragte der Oberst herantretend.
– Wladimir Yanof.«
Buchempfehlung
Die Sängerin Marie Ladenbauer erblindet nach einer Krankheit. Ihr Freund Karl Breiteneder scheitert mit dem Versuch einer Wiederannäherung nach ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit der Erblindung. »Das neue Lied« und vier weitere Erzählungen aus den Jahren 1905 bis 1911. »Geschichte eines Genies«, »Der Tod des Junggesellen«, »Der tote Gabriel«, und »Das Tagebuch der Redegonda«.
48 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro