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[312] Die Expedition, welche sich am Uferrande des Senegal befand, war von dem Gouverneur abgesandt worden; sie bestand aus zwei Officieren, den Herren Dufraisse, Infanterielieutenant von der Marine, und Rodamel, Fähnrich zur See, aus einem Sergeanten und sieben Soldaten. Seit zwei Tagen[312] beschäftigten sie sich damit, eine geeignete Lage für die Aufstellung eines Postens in Guina ausfindig zu machen, als sie von der Ankunft des Doctor Fergusson Zeuge waren.
Man kann sich leicht eine Vorstellung von den Glückwünschen und Umarmungen machen, von denen die drei Reisenden fast erdrückt wurden. Die Franzosen, welche mit eigenen Augen dem Ausgang der kühnen Reise beigewohnt hatten, wurden die natürlichen Zeugen Samuel Fergusson's.
Daher ersuchte sie der Doctor auch gleich zu Anfang, ihm seine Ankunft an den Katarakten zu Guina officiell zu beglaubigen.
»Sie werden nichts dagegen einzuwenden haben, das Protokoll zu unterzeichnen? fragte er den Lieutenant Dufraisse.
– Stehe gern zu Diensten«, war die höfliche Erwiderung.
Die Engländer wurden zu einem provisorischen, am Ufer des Flusses aufgestellten Posten geführt; sie fanden dort das aufmerksamste Entgegenkommen und Lebensmittel im Ueberfluß. Hier wurde in folgenden Worten nachstehendes Protokoll aufgenommen, das gegenwärtig im Archiv der Königlich Geographischen Gesellschaft zu London aufbewahrt wird: –
»Wir Endesunterzeichnete erklären, daß am untengenannten Tage wir mit angesehen haben, wie Doctor Fergusson und seine beiden Begleiter Richard Kennedy und Joseph Wilson1 im Netze eines Ballons hängend, hier ankamen, welcher besagte Ballon einige Schritte von uns entfernt in das Flußbett gefallen ist, von der Strömung mit fortgerissen wurde, und in den Katarakten von Guina unterging.
Zur Beglaubigung vorstehender Angabe haben wir das gegenwärtige Protokoll unterzeichnet, contradictorisch mit den Obgenannten, behufs rechtskräftigen Beweises.
Verhandelt an den Katarakten von Guina, den 24. Mai 1862.
V. G. U.
Samuel Fergusson, Richard
Kennedy, Joseph Wilson; Dufraisse, Infanterielieutenant von der Marine; Rodamel, Fähnrich zur See; Dufays, Sergeant; Flippeau, Mayor, Pélissier, Lorois, Rascagnet, Guillon, Lebel, Soldaten.«
So endigte die staunenswerthe Reise des Doctor Fergusson und seiner[313] tapfern Begleiter, die durch unwiderlegliche Zeugnisse constatirt ist; sie befanden sich bei Freunden, unter gastlicheren Volksstämmen, die mit den französischen Niederlassungen in Verkehr stehen.
Sonnabend, den 24. Mai, waren sie im Senegal angekommen und erreichten am 27. desselben Monats den Posten von Medine, der ein wenig nördlicher am Flusse gelegen ist.
Die französischen Officiere empfingen sie dort mit offenen Armen, und ließen ihnen alle nur erdenklichen Beweise der Gastfreundschaft zu Theil werden. Der Doctor und seine Begleiter fanden Gelegenheit, sich fast sofort auf einem kleinen Dampfer, dem Basilic, einzuschiffen, der den Senegal bis zur Mündung herabfuhr.
Vierzehn Tage später, am 10. Juni, kamen unsere Reisenden in Saint-Louis an, wo sie der Gouverneur unter großen Ehrenbezeugungen empfing; sie waren von ihren Strapazen und Gemüthsbewegungen wieder vollständig hergestellt. Uebrigens sprach sich Joe gegen Jeden, der es hören wollte, etwa in folgender Weise aus:
»Im Ganzen und Großen war unsere Reise ziemlich eintönig, und Jemandem, der aufregende Abenteuer liebt, rathe ich entschieden von einer derartigen Unternehmung ab. Man wird der Geschichte leicht überdrüssig, und hätten wir nicht am Tschad-See und am Senegal einiges Interessante erlebt, so wären wir vor Langerweile umgekommen!«
Eine englische Fregatte wollte gerade in See gehen; die drei Reisenden begaben sich unverzüglich an Bord und kamen am 25. Juni in Portsmouth und folgenden Tages in London an.
Wir wollen keine Schilderung von der Aufnahme entwerfen, die sie in der Königlich Geographischen Gesellschaft fanden, noch von der Anerkennung sprechen, die ihnen überall entgegengebracht wurde. Kennedy reiste alsbald wieder mit seinem vortrefflichen Carabiner nach Edinburg ab; es drängte ihn, seine alte Haushälterin zu beruhigen.
Doctor Fergusson und sein treuer Joe blieben dieselben, wie wir sie auf der Reise kennen gelernt haben; doch hatte, ihnen selber unbewußt, eine Veränderung in ihrem Verhältniß zu einander stattgefunden.
Sie waren Freunde geworden.
Die Zeitungen von ganz Europa wußten in ihren Lobreden auf die kühnen Entdeckungsreisenden kein Ende zu finden, und der »Daily Telegraph« ließ[314] an dem Tage, wo er einen Auszug der Reisebeschreibung veröffentlichte, fast neunhundertsiebenundsiebenzigtausend Exemplare abziehen.
Doctor Fergusson erstattete in einer öffentlichen Sitzung der Königlich Geographischen Gesellschaft Bericht über seine aëronaulische Expedition und erhielt für sich und seine beiden Begleiter die goldene Medaille zur Belohnung für die merkwürdigste Forschungsreise im Jahre 1862.
Die Reise des Doctor Fergusson hat zunächst das Resultat gehabt, die Angaben und geographischen Entdeckungen der Herren Barth, Burton, Speke und Anderer vollkommen genau controliren zu können. Die jetzt im Gange befindlichen Expeditionen der Herren Speke und Grant einerseits, und der Herren von Heuglin und Munzinger andererseits, welche theils die Erforschung der Nilquellen anstreben, theils sich nach den Centralgebieten Afrikas wenden, werden dann umgekehrt Gelegenheit geben, die eigenen Entdeckungen des Doctor Fergusson in dem ungeheuren Raume zwischen dem 14. und dem 33. Breitengrade durch Vergleichung zu prüfen.
1 | Dick ist das Diminutivum von Richard, und Joe von Joseph. |
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