Scena quarta.

[250] Gott vater, Cayn, Abel, Sathan.


GOTT VATER.

Cayn, was sol ich sagen nu?

Warumb mit zorn ergrimmestu

Und dein geperdt vorstellet sich?

Ists nicht also, das ich auch dich

Liebte und auch das opffer fein,

So du from werst im hertzen dein?

Weil du aber auch nicht from bist,

So wert inn dir zu aller frist

Die sündt liggen, bis offenbar

Werde, aber sag dir vorwar:

Las sich die sündt vor dir viel mehr

Tücken, sey ihr ein gwaltig her,

Vor sichstus, das sie raussen bricht,

So kompt die straff auff dich gericht.

CAYN.

Mein bruder, ich wil dir sagen,

Du weist, hab dir inn dissen tagen

Nicht viel gesagt noch sprechen zu,

Das macht, ich hat bey mir kein rhu,

Ich was vorihrt im hertzen mein,

Aber itzt sols vergessen sein,

Wollen hinfurt fridlich leben,

Thu dir darauff mein handt geben[250]

Und wil itzt ghen hinuaus ins felt,

Besehn, wie sichs umbs korn auch helt.

ABEL.

Ich bins erfreudt von hertzen sehr,

Das Cayn lesset sein beschwer

Gegen mir fallen zu der stundt,

Und bitt forder aus hertzen grundt,

Gott wol ihn hierin erhalten

Durch sein gnad mannichfalten

Und geb uns alzeidt fried und rhu,

Das wünsch ich uns von hertzen nu.


Ich danck dir, Gott, zu aller frist,

Das du mir alzeidt gnedig bist,

Und bitt forder aus hertzen grundt,

Wolts mich bewaren zu aller stundt,

Dein wil alzeidt an mir gesche,

Aber der mein nur gantz vorghe,

Bey deinem wordt erhalt mich rein,

Bestendig bis auffs ende mein.

SATHAN.

Ach, Cayn, du mein lieber suhn,

Ich wil dir etwas sagen nhun

Von deinem bruder Abel schir,

Das ist gantz war, das glaub du mir.

Weil er so from, Gotfürchtig ist,

So halten ihn zu aller frist

Sein vater, mutter also schon,

Er ist auch nun der liebste son,

Und wersts erfahren mit der zeit,

Er wirdt dir vorgezogen weit,

Und werden dich vorachten gantz.

Darumb hab acht auff deine schantz,

Wiltu bleiben das liebste kindt,

So schmeis dein bruder an den grindt,

Thu ihn tödten und entleiben,[251]

So werstu wol der liebst bleiben,

Behelts allein bein eltern platz,

Dir bleibt allein der gantze schatz.

Sich, dorth kompt er schon gegangen,

Tim ihn mit der keul entpfangen.

CAYN.

Sich! kompstu du mir, du bösewicht?

Hab dirs vorlangest zugericht,

Ich wolt dirs ein an kopff geben.

ABEL.

O Gott, befehl dir mein leben,

Und hilff mir itzt aus dieser nodt,

Befehl dir mein seel, o herre Gott.


Quelle:
Dramen von Ackermann und Voith. Tübingen 1884, S. 250-252.
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