Scena quinta.

[272] Gott vater, Abraham, Isaac.


GOTT VATER.

Wur bistu nu hin, Abraham?[272]

ABRAHAM.

Hie bin ich, mein Herr lobesam.

GOTT VATER.

Nim Isaac, den eingen son,

Den du von hertzen liebest schon,

Und gang auch hin dort inn das landt

Moria, thu ich dir bekandt,

Opffer mir den doselbst vorwar,

Zum brandt opffer vorbren ihn gar

Auff einem berck am selben ort,

Den ich dir wil auch zeigen fort.

Das wil ich schlecht haben von dir,

Drumb ghe hin und thu das schir.

ABRAHAM.

Gott von himel, wie komet das?

Ich erschrecke des ane mas,

Bekümmert mir hertz, sin und mut.

Ach Herr, nimpst mir das höchste gut,

Das ich hab alhie auff erden,

Het gehofft, mein son solt werden

Der sam, von welchem solt komen

Der heilandt, uns aln zu fromen.

So nimpstu du ihn auch gar dohin,

Das krencket mir hertz, mut und sin;

Viel lieber ich vorlieren wolt

Al mein gut, hab, silber und goldt,

Möcht behalten mein lieben son.

Ach Gott, was sol ich sagen nohn

Vor Sara, der lieben frawen mein?

Das wirdt ihr sein ein schwere pein.

Ich thar ihr das mit nicht sagen,

Noch von grundt meins hertzen klagen.


Das ich auch selbst den knaben sal[273]

Erwürgen! es wer zu dem mal

Viel zu viel, das ein ander thet,

Nu sal ich selbst zu dieser stedt

Das schwerdt zücken, mit schmertz und pein

Erwürgen den liebsten son mein,

Wolt vil lieber zehn mal sterben,

Ehr ich sol meinen son vorterben.


Aber das ist mir grosser pein;

Mein Gott, wie kan das möglich sein,

Das ich mein son nu sol tötden,

Das du vor hast hart vorboten?

Ader wie kan mein son werden

Der sam des heilants auff erden,

Welcher itzt nu auch sterben sal?

Ist widernander alzumal,

Doch so ist es auch beides war

Und mus nicht feilen umb ein har,

Und gleub gantz fest dem ersten wort,

Das ist alzeit mein trost und hört,

Glaub, du, Gott, werst mir nicht liegen,

Inn der vorheischung nicht betriegen,

Das Isaac auch sal werden

Der sam des heilants auff erden,

Und ob ich ihn schon tödten sol,

So werstus, herr, auch wissen wol,

Wie er sol han wider das leben,

Werst ihm zu seiner zeit wol geben.

Du bist almechtig und warhafft,

Darzu ein Gott von solcher krafft,

Als bey dir kan sein und geschen,

Ab schon mein son und ich vorgehn.

Darumb ich wil aus diesem grundt

Dir, Gott, gehorchen zu der stundt

Und allezeidt gehorsam sein

Und gleuben stetz der zusag dein.[274]

Nu komet her, ihr beiden knecht,

Vornemet mich, vorstehet recht!

Ihr solt mit mir auch gehen nun.

Isaac, du mein lieber sohn,

Du solt auch itzundt mit mir gehn

Hin auff ein berck, do soltu sehn,

Wie ich do werde meinem Gott

Opffern noch seim wort und gebot.

ISAAC.

Ach ja, du liebster vater mein,

Wil dir alzeit gehorsam sein

Und Gott helffen bitten mit fleis,

Das er uns stetz sein gnad beweis.

ABRAHAM.

Ihr knaben, bleibt an dieser stadt!

Wir wöllen hie anbeten drath,

Und wenn solches auch ist geschen,

So solt ihr uns baldt wider sehen.


Isaac, mein son, nim zu dir

Das dürre holtz und trag es schir

Hin zu der steth, do ichs wil han!

Ich wil das feur zünden an,

Bis wir auch komen an den ort

Und opfferen nach Gottes wort.


O Gott, mein herr, wie machstus doch,

Das du mich so lang auff helts noch?

Drey tag reis hab ich gethan

Und dennoch nicht erreicht den plan,

Das ich mein son auch tödten sal.

Gott, wie lang helts mich inn qual!

ISAAC.

Mein vater, ach, was sol es sein?[275]

ABRAHAM.

Hie bin ich, du liebster son mein.

ISAAC.

Sihe, hie ist das holtz und fewr,

Aber das opffer ist uns tewr,

Das du wilt opfferen so schir.

ABRAHAM.

Mein sohn, Gott wird das zeigen mir.

Ach, ach, mein lieber Gott und herr,

Wie ist mir das ein gros beschwer,

Das mich auch fraget der son mein

Umbs opffer! ist mir schwere pein

Und thut mir durch mein hertz dringen,

Vor leidt möcht mir das zuspringen.


Quelle:
Dramen von Ackermann und Voith. Tübingen 1884, S. 272-276.
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