Biographie

Heinrich Leopold Wagner (Silhouette, um 1776)
Heinrich Leopold Wagner (Silhouette, um 1776)

1747

19. Februar: Heinrich Leopold Wagner wird in Straßburg als ältestes von sieben Kindern des Kaufmanns Johannes Wagner und seiner Ehefrau Catharine Salome, geb. Steinbach, geboren.


1767

Wagner studiert Jura in Straßburg (bis 1773), ohne Freude daran, da er sich bereits in früher Jugend zur Literatur hingezogen fühlt.

Er nimmt am Mittagstisch des aufklärerischen Pädagogen und philanthropischen Schriftstellers Christian Gotthilf Salzmann teil.


1771

Er lernt Johann Wolfgang von Goethe, Jakob Michael Reinhold Lenz und Heinrich Jung-Stilling kennen und schließt Freundschaft mit ihnen.


1773

Wagner bricht das Studium ohne Abschluß ab.

Er wird Hofmeister der Söhne des Präsidenten Hieronymus Max von Günderode in Saarbrücken (bis 1774).


1774

Mai: Wagner wird wegen unliebsamer Äußerungen über die Stadt und den Hof und Verwicklungen im Haus Günderode aus Saarbrücken ausgewiesen.

Vorübergehend lebt er als Hauslehrer und Schriftsteller in Gießen.

»Phaeton« (Romanze).

»Confiskable Erzählungen«.


1775

Mit seiner anonym publizierten Farce »Prometheus Deukalion und seine Recensenten« mischt sich Wagner in die Auseinandersetzungen um Goethes »Leiden des jungen Werthers« ein. Der Text wird aufgrund seiner Verteidigung des Romans zunächst Goethe selbst zugeschrieben, bis dieser in den »Frankfurter Gelehrten Anzeigen« vom 21.4.1775 den wahren Verfasser öffentlich bekannt macht.

Frühjahr: Umzug nach Frankfurt am Main, wo Wagner sich mit Privatstunden und literarischen Arbeiten, u.a. für die »Frankfurter gelehrten Anzeigen«, über Wasser hält.

Bekanntschaft mit Johann Heinrich Merck.

»Die Reue nach der That« (Drama).


1776

Frühjahr: Bekanntschaft mit Maler Müller in Mannheim.

In dem wegen seiner sozialkritischen Radikalität heftig kritisierten Drama »Die Kindermörderin« (anonym veröffentlicht) greift Wagner ein für den Sturm und Drang charakteristisches Thema auf: den Mord lediger, von Männern höheren Standes geschwängerter Mütter an ihren Kindern.

Sommer: Rückkehr nach Straßburg.

Wagner promoviert mit einer Dissertation über das Reichsgrundgesetz Kaiser Karls IV. (Goldene Bulle) zum Dr. jur.

21. September: Wagner legt in Frankfurt am Main den Advokateneid ab und wird Bürger der Stadt.

7. Oktober: Eheschließung mit Theodora Magdalena, geb. Frieß, verwitwete Müller, einer 18 Jahre älteren Witwe.

Enge Freundschaft mit Friedrich Maximilian Klinger und dem Schauspieler Gustav Friedrich Wilhelm Großmann.

Wagner übernimmt von Goethe die Übersetzung von Merciers »Neuem Versuch über die Schauspielkunst«; der Band erscheint mit dem Anhang »Aus Goethes Brieftasche«.

»Leben und Tod Sebastian Silligs. Ein Roman für allerley Leser zur Warnung, nicht zur Nachhilfe« (unvollendet).


1777

Mai: Erneute Reise nach Straßburg. Gast in Emmendingen bei Goethes Schwager, Johann Georg Schlosser, und dessen Frau Cornelia.

Karl Lessing, der Bruder von Gotthold Ephraim, nimmt ohne Wagners Auftrag für die Döbbelinsche Theatertruppe in Berlin eine Umarbeitung der »Kindermörderin« vor, damit das Trauerspiel »vor ehrlichen Leuten vorstellbar« werde. Zur Genugtuung von Wagner wird die Aufführung in Berlin dennoch verboten.

Juli: Uraufführung der »Kindermörderin« in Preßburg.

»Briefe die Seylerische Schauspielergesellschaft und ihre Vorstellungen zu Frankfurt am Mayn betreffend«.


1778

Tod der Ehefrau.

Wagners Schwester Christine führt ihm von nun an den Haushalt.

Wagner fertigt für die Theatertruppe von Abel Seyler eine Übersetzung von Shakespeares »Macbeth« an, die mehrfach aufgeführt wird (gedruckt 1779).

»Voltaire am Abend seiner Apotheose« (satirischer Einakter).


1779

Die negative Resonanz auf »Die Kindermörderin« veranlaßt Wagner dazu, eine gemilderte (Lustspiel-) Fassung unter dem Titel »Evchen Humbrecht oder Ihr Mütter, merkt's euch!« zu veröffentlichen.

4. März: Heinrich Leopold Wagner stirbt völlig verarmt im Alter von 32 Jahren in Frankfurt am Main an Tuberkulose.


Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Reigen

Reigen

Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.

62 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon