|
1873 | 10. März: Jakob Wassermann wird in Fürth als Sohn des jüdischen Spielwarenfabrikantes Adolf Wassermann und dessen Frau Henriette, geborene Straub, geboren. Als seine Fabrik einem Brand zum Opfer fällt, muss der Vater als Versicherungsagent arbeiten. |
1882 | Tod der Mutter. Jakob Wassermann besucht die Realschule in Fürth. Anschließend soll er in die väterlichen Fußstapfen treten und eine kaufmännische Laufbahn einschlagen. Er beginnt daher in Wien eine Lehre bei seinem Onkel Max Traub, einem Fächerfabrikanten. |
1889 | Wassermann bricht seine Lehre ab, um Schriftsteller zu werden. In Würzburg leistet er seinen einjährigen Militärdienst. Danach ist er kurzfristig als Versicherungsangestellter tätig. |
1891 | Wassermann verlässt die Versicherung, begibt sich auf ziellose Wanderschaft durch Süddeutschland und lebt in ärmlichen Verhältnissen. |
1894 | In München wird Wassermann Sekretär bei Ernst von Wolzogen. Dieser erkennt Wassermanns schriftstellerisches Talent und macht ihn mit dem Verleger Albert Langen bekannt. |
1896 | Langen verlegt Wassermanns erstes Buch »Melusine. Ein Liebesroman«. Wassermann wird Mitarbeiter und Lektor in der Redaktion der Zeitschrift »Simplicissimus«. In seiner Münchner Zeit schließt er Freundschaften mit Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Hugo von Hofmannsthal. |
1897 | Der Roman »Die Juden von Zirndorf« wird ein voller Erfolg. Wassermann beginnt, Feuilletons für die »Frankfurter Zeitung« zu schreiben. |
1898 | Mai: Im Auftrag der »Frankfurter Zeitung« geht Wassermann als Theaterkorrespondent nach Wien. Hier findet er Anschluss an den Kreis des »Jungen Wien« und macht die Bekanntschaft von Richard Beer-Hofmann und Arthur Schnitzler, mit dem er sich anfreundet. |
1899 | Wassermann schreibt nun für den Berliner Verlag S. Fischer. |
1900 | Der Roman »Die Geschichte der jungen Renate Fuchs« erscheint. |
1901 | Wassermann heiratet die exzentrische Julie Speyer, Tochter aus wohlhabendem Wiener Hause, mit der er vier Kinder bekommt. Die Familie lässt sich in Grinzing nieder. |
1903 | Wassermanns Roman »Der Moloch« wird veröffentlicht. |
1904 | »Die Kunst der Erzählung« (Essay). |
1905 | »Alexander in Babylon« (Roman). |
1908 | Der Roman »Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens« erscheint, verkauft sich allerdings nur schleppend. |
1914 | Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges will sich Wassermann freiwillig zum Militärdienst melden, wovon ihn seine Frau jedoch abhalten kann. |
1915 | Der Roman »Das Gänsemärchen« beschert Wassermann endlich den erhofften Erfolg. Wassermann lernt die sechzehn Jahre jüngere Schriftstellerin Marta Stross, geborene Karlweis, kennen und verliebt sich in sie. Er will sich ihretwegen von seiner Frau Julie trennen, doch diese zögert die Scheidung durch ständig neue Geldforderungen und Prozesse noch jahrelang hinaus. |
1919 | »Christian Wahnschaffe«, ein zweibändiger Roman, wird veröffentlicht. Wassermann verlässt seine Frau und zieht mit seiner Lebensgefährtin Marta nach Altaussee in der Steiermark. |
1921 | Wassermann verfasst den autobiographischen Essay »Mein Weg als Deutscher und Jude«. |
1923 | Veröffentlichung des Essaybandes »Lebensdienst. Gesammelte Studien, Erfahrungen und Reden aus drei Jahrzehnten«. |
1925 | In dem Roman »Laudin und die Seinen« verarbeitet er die komplizierte Trennung von seiner ersten Frau. |
1926 (?) | Erst jetzt wird die Scheidung von Julie endgültig und Wassermann kann Marta Karlweis heiraten. Wassermann wird in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen. |
1928 | Wassermanns berühmtester Roman, »Der Fall Maurizius«, erscheint. |
1929 | Er schreibt eine Biographie über »Christoph Columbus«. |
1931 | »Etzel Andergast« (Roman). |
1933 | Wassermann veröffentlicht seine »Selbstbetrachtungen«. Er tritt aus der Preußischen Akademie der Künste aus, um seinem Ausschluss durch die Nationalsozialisten zuvor zu kommen. Im selben Jahr wird er Mitglied im Ehrenpräsidium des »Kulturbundes deutscher Juden«. Seine Bücher werden verboten, was Wassermann in den finanziellen Ruin treibt. |
1934 | 1. Januar: Jakob Wassermann stirbt verarmt und gebrochen in Altaussee. Posthum wird der Roman »Joseph Kerkhovens dritte Existenz« veröffentlicht. |
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro