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[298] Schön. Lulu. Gräfin Geschwitz.
GESCHWITZ auf der Ottomane, in pelzbesetzter Husaren-Taille, hoher Stehkragen, riesige Manschettenknöpfe, Schleier vor dem Gesicht, die Hände krampfhaft im Muff; zu Lulu. Sie glauben nicht, wie ich mich darauf freue, Sie auf unserem Künstlerinnenball zu sehen.
SCHÖN links vorn. Sollte denn für unsereinen gar keine Möglichkeit bestehen, sich einzuschmuggeln?
GESCHWITZ. Es wäre Hochverrat, wenn jemand von uns einer solchen Intrige Vorschub leistete.[298]
SCHÖN geht hinter der Ottomane durch zum Mitteltisch. Die prachtvollen Blumen.
LULU im Fauteuil, in großblumigem Morgenkleid, das Haar in schlichtem Knoten, in goldener Spange. Die hat mir Fräulein von Geschwitz gebracht.
GESCHWITZ. O bitte. – Sie werden sich doch jedenfalls als Herr kostümieren?
LULU. Glauben Sie denn, daß mich das kleidet?
GESCHWITZ auf das Bild deutend. Hier sind Sie wie ein Märchen.
LULU. Mein Mann mag es nicht.
GESCHWITZ. Ist es von einem hiesigen?
LULU. Sie werden ihn kaum gekannt haben.
GESCHWITZ. Er lebt nicht mehr?
SCHÖN rechts vorn, mit tiefer Stimme. Er hatte genug.
LULU. Du bist verstimmt.
Schön beherrscht sich.
GESCHWITZ sich erhebend. Ich muß gehen, Frau Doktor. Ich kann nicht länger bleiben. Wir haben heute abend Aktzeichnen, und ich habe noch so viel für den Ball vorzubereiten. – Grüßend. Herr Doktor.
Von Lulu geleitet, durch die Mitte ab.
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