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1772
16. Februar: Johanna Rahel Theresia Grünberg wird in Koblenz als Tochter des ehemaligen Offiziers und jetzigen Schauspielers Johann Benjamin Grünberg und seiner dritten Ehefrau Maria Anna, geb. Rausch, geboren.
Ihre Kindheit und Jugend sind vom unsteten Wanderleben der Schwagerschen Theatertruppe geprägt, der ihre Eltern angehören und an deren Spitze ihr Vater 1772 tritt. Sie erhält keinerlei Schulbildung, erlernt jedoch das Lesen und später auch das Schreiben auf autodidaktischem Wege.
Bei einem Aufenthalt der Familie in Nördlingen regt Wilhelm Ludwig Wekhrlin sie zu ersten schriftstellerischen Versuchen an.
1781
Tod des Vaters. Die 26jährige Mutter schließt mit Andreas Teichmann, einem Mitglied der Theatertruppe, eine neue Ehe, um ihre fünf unmündigen Kinder zu versorgen.
Andreas Teichmann eröffnet mit seinen Stiefkindern ein Kindertheater, mit dem er alle größeren Orte des Elsaß', Schwabens und Bayerns besucht. Ohne eine schauspielerische Ausbildung zu erhalten, muß Johanna als älteste Tochter die schwierigeren Rollen übernehmen und zugleich die Mutter im Haushalt unterstützen. Die Familie lebt immer wieder in bitterer materieller Not.
1787
Aufenthalt der Familie in Wien.
Johanna Grünberg siedelt nach München über und tritt u.a. in den Opern »Ariadne auf Naxos« von Brandes und Benda, »Medea« von Gotter und Benda und in »Leonardo und Blandine« in den Titelrollen auf.
1788
Johanna Grünberg erhält eine Anstellung am Hoftheater in München.
1789
Sommer: Durch Vermittlung ihres Stiefbruders siedelt sie nach Baden bei Wien über, wo sie als Schauspielerin auftritt.
1. Oktober: Beginn des Engagements am Hoftheater (Burgtheater) in Wien unter dem Direktor Brockmann, der sie nachdrücklich fördert.
1791
Heirat mit dem aus Italien stammenden Franul von Weißenthurn, Kassierer im Wechselhaus Arnstein in Wien. Aus der Ehe gehen ein Sohn und eine Tochter hervor. Ihr Gatte verfügt zwar über kein Vermögen, so daß Johanna von Weißenthurn ihre Stellung am Theater beibehält, eröffnet ihr aber den Zugang zu den adligen Kreisen der Wiener Gesellschaft.
Im Laufe der folgenden Jahre entwickelt sich Johanna allmählich zum Liebling des Wiener Theaterpublikums, ohne jedoch eine hervorragende Schauspielerin zu werden.
1798
Auf Veranlassung einer Wette entsteht ihr erstes Schauspiel »Die Drusen« (nach einer Erzählung von August Lafontaine), das jedoch nicht aufgeführt wird.
1799
Fortan erscheint in jedem Jahr mindestens ein Stück von ihr. Insgesamt schreibt sie etwa 60 Dramen (historische Dramen, bürgerliche Schauspiele und Lustspiele, jedoch nur ein Trauerspiel), wobei sie sich zumeist fremder Vorlagen, insbesondere aus der französischen Literatur, bedient. Johanna Franul von Weißenthurn orientiert sich insbesondere an den Dramen von Iffland und Kotzebue. Die meisten Stücke werden mit großem Erfolg auf den deutschen Bühnen gespielt und begründen ihren Ruhm in Deutschland und Österreich.
Freundschaft mit Caroline Pichler.
1803
»Schauspiele« (2 Bände).
1809
Auftritt im Schloßtheater zu Schönbrunn vor Napoleon, der ihr 3000 Franken als Geschenk auszahlen läßt. Für Johanna von Weißenthurn bleibt dieses Ereignis eines der wichtigsten in ihrer künstlerischen Laufbahn.
1810
»Schauspiele« (6 Bände).
1812
Beginn der Niederschrift ihrer Autobiographie (unvollendet, veröffentlicht in »Plauderstube. Beilage zum Kasseler Tageblatt und Anzeiger«, 1882/83).
1814
Nach der Übernahme der Direktion des Hoftheaters durch Joseph Schreyvogel wird Johanna von Weißenthurn allmählich durch jüngere Schauspielerinnen verdrängt.
1817
»Neue Schauspiele« (2 Bände).
Tod des Ehemannes. Ihr einziger Sohn wird zunehmend zu einer Belastung, da er in kurzer Zeit seine Erbschaft verspielt und auf die Unterstützung der Mutter angewiesen ist.
1821
»Neueste Schauspiele« (6 Bände bis 1836).
1823
Johanna von Weißenthurn übernimmt die Erziehung eines Neffen, den sie wie ihr eigenes Kind aufzieht.
1824
Johanna von Weißenthurn erhält kaum noch neue Rollen am Theater und fühlt sich von Schreyvogel mißachtet. Dennoch erfreut sie sich der Hochschätzung des Publikums und des Hofes, insbesondere des Kaisers.
1829
Zum 40jährigen Bühnenjubiläum am Wiener Hoftheater wird Johanna von Weißenthurn als Schauspielerin und Dichterin die große Zivil-Ehrenmedaille durch den Kaiser verliehen. Ihr Porträt wird der Gemäldesammlung verdienstvoller Theaterkünstler hinzugefügt.
1830
In den folgenden Jahren tritt sie kaum noch als Schauspielerin auf.
1833
August: Auf einer Reise durch Deutschland besucht sie Dresden, wo Ludwig Tieck ihr zu Ehren eine dramatische Vorlesung veranstaltet.
1839
Zu ihrem 50jährigen Bühnenjubiläum läßt ihr König Friedrich Wilhelm III. von Preußen die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft überreichen.
1840
»Meine Ansicht über den Verfall der dramatischen Bühnenerzeugnisse« (Aufsatz).
1842
3. März: Johanna von Weißenthurn nimmt Abschied von der Bühne mit den beiden eigenen Stücken »Die stille Braut« und »Sie hilft sich selbst«.
1847
17. Mai: Johanna Franul von Weißenthurn stirbt im Alter von 75 Jahren in Wien. Im folgenden Jahr erscheinen postum ihre »Nachgelassenen Schauspiele«, herausgegeben von Carl Engelbrecht.
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