Erster Auftritt

[228] Zimmer des ersten Acts. Wolf, Waldberg kommen aus der Mitte, Blümlein folgt.


BLÜMLEIN. Nur zwey Worte!

WALDBERG. Ich habe wirklich nicht Zeit.

BLÜMLEIN. Weiß, weiß! Ein Bräutigam läuft, schafft, will leben und läßt leben. Darum hätte ich eben –

WALDBERG. Gleich, gleich! Zu Wolf. Gehen Sie zur Baroninn, lassen Sie den Contract unterzeichnen; der Nahme der Braut soll folgen.

WOLF. Rathe aber freundschaftlich, die Augen zu verwahren, als ob Sie den Bienen den Honig nehmen wollten; denn die Augen gehen bey der Entdeckung darauf.

WALDBERG. Ich werde weder Geld noch Bitten sparen, ihr Herz zu rühren.

WOLF. Ich hoffe alles von dem Gelde, nichts von dem Herzen.

WALDBERG. Sie ist ein Weib.

WOLF. Die, meinen Sie, sind am Ende doch schwach,[228] wenn sie auch nicht gut sind? Nun wir wollen sehen, was durchdringt, Ihr Geld, Ihre Bitten, oder mein tiefer Baß; der wird sich wohl durchschreyen müssen. Denn hören Sie, wem ich so mit meiner ganzen Stimme die Wahrheit sage, der weiß eine Weile, was er gehört hat, und vergißt es so bald nicht. Ab in das Zimmer der Baroninn.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 2, Wien 1817, S. 228-229.
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