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[5] Spuraus, Vorige
Spuraus kömmt mit tausend gezwungenen Bücklingen.
DONNERSCHLAG. Sieh da Spuraus, welcher Sturmwind führt dich her? Was macht dein Weib, eifersüchtiger Gimpel?
SPURAUS. O ihr unterthänigster Diener, sie ist schon zu den Vätern gereiset.
DONNERSCHLAG. Verfluchter Mann, wie viel Weiber begräbst du schon?
SPURAUS. Ich bin eben wieder ein Bräutigäm.[5]
DONNERSCHLAG. Da seh man einmal die Kreatur! Beym Blitz, das ist erschröcklich wär ich nicht verhert, ich risse dir den Bissen vom Munde weg; aber die höllische Lahmung ist dein Glück, sonst –
WAGNER. Was suchen sie hier?
SPURAUS. Ich wünsche nur ein Paar Worte in geheim mit ihnen zu sprechen. Sehn sie, ich bin ein Bräutigam.
WAGNER. Es freut mich, die Ehre zu haben – Sind sie vieleicht auch verhext, oder ihre holdseelige Braut?
SPURAUS. Nichts weniger, dem Himmel sey Dank; aber sehn sie, ich habe einen Naturfehler, ich bin eifersüchtig.
WAGNER. So sollen sie nicht heurathen.
SPURAUS. Sie haben leicht reden; ich bin ja verliebt. Ich möchte also gerne mich unsichtbar machen können.
WAGNER. Das ist sehr leicht. Sie nehmen einen Postwagen, und fahren davon ohne Abschied zunehmen. So sind sie unsichtbar.
SPURAUS. Hahaha, sie scherzen. Nein, ich möchte zugegen, und doch nicht gesehen seyn, um meine Braut täglich zu behorchen, was sie von mir spricht und denkt. Es soll ihr Schade nicht seyn. Hier haben sie ein Dutzend Goldstücke zum voraus.
WAGNER. Ich werde ihre Sache überdenken, kommen sie in acht Tagen wieder. Wir haben itzt einige Regimenter Soldaten über den Hals,[6] die sich alle auf der Gränze unsichtbar machen wollen. Sobald dieß geschehen seyn wird, so wird man auf sie denken.
DONNERSCHLAG. Also vergiß er nicht auf mich. Da hat er ein Geschenk. Leb er wohl, und geh er zum Teufel. Spuraus viel Glück zur Hochzeit. Ich wollte gerne dabey tanzen, aber meine Knochen sind steif. Die verwünschte Here! Geht ab.
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Johann Faust
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