Nr. 8. Arie.

[19] ADAM.

Der Teufel hol' die Schererei!

Es ist gar kein Profit dabei,

Man rennt und läuft sich müd und matt

Und wird dabei nicht froh noch satt.

Bald heißt es: Lauf barbieren,

Bald muß ich Pflaster schmieren,

Bald muß ich Geister brennen,

Bald zu den Kranken rennen;

Bald muß ich Egel setzen,

Bald muß ich Messer wetzen,

Bald schwere Wunden heilen,

Und mich doch nicht verweilen,

Bald Schröpfen, bald ein Aderlaß,

Ein Umschlag, und bald dies, bald das.

Zähn' ausreißen, Federn schleißen,

Pudel scheeren, Ofen kehren,

Mord Element! Ich mach' ein End'!

Es ist, bei meiner armen Seel',

Ein hartes Brod, ein Baderg'sell.


Ab.


Dialog.


LUX. Hätte ich doch dem elenden Kerl nicht soviel Courage zugetraut. Adam kommt zurück und holt den Hut. He, Adam![19]

ADAM. Herr Lux!

LUX. Komm her! War ja nicht so böse gemeint? Er sollte mich doch schon kennen. Ich bin ein bischen jähzornig, wie alle Gelehrten, komm' Er her, da hat Er einen Groschen zu Schnupftabak, daß Er nicht sagt ich sei ein Kahlmäuser, ein Knicker, – aber daß sag' ich Ihm – sei Er fleißiger und gewöhne Er sich, das Widersprechen ab, wenn ich einen gelehrten Diskurs führe, ich kann das nicht leiden. Was gibt's, Frau Margarethe?

MARGARETHE. Mein Geselle hat bei den Händeln in der Schenke Frieden stiften wollen, aber die Bauern sind über ihn hergefallen und haben ihn jämmerlich geprügelt; darum, Herr Lux, sei Er doch so gut, ein wenig nachzusehen, es bleibt mir sonst alle Arbeit liegen.

LUX. Adam, geh' Er indessen hin, sobald ich Zeit habe werde ich selbst nachsehen. Adam ab.

MARGARETHE. Schönen Dank!

LUX nachrufend. Ihr Diener, Frau Margarethe, besuchen Sie mich bald wieder. Zu Suschen; welche aus dem Seitenzimmer kommt. Suschen! Wie sie so fleißig arbeitet – das Herz lacht mir vor Freuden! Das wird eine Hauswirthin werden. Ein anderes Mädchen wäre neugierig, würde horchen, die Ohren spitzen – sie arbeitet mir nichts Dir nichts. Suschen, liebes Suschen!

SUSCHEN von innen. Gleich!

Quelle:
Johann Baptist Schenk: Der Dorfbarbier, von Joseph Weidmann, Leipzig [o. J.], S. 19-20.
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