Fünffter Auffzug.

[30] Wilhelm, Stallmeister. Heinrich, Cammerjuncker. Robert, Cammerherr. Leo, Hoffjuncker.


WILHELM. Wir wollen zugleich gehen. Ihro Fürstl. Gnaden werden es uns zu gute halten.

HEINRICH. Oder wir werden bitten / daß die Straffe biß auff den morgenden Tag verschoben bleibt.

ROBERT. Sie werden etwas verziehen müssen / Ihro Gnade haben sich noch nicht anlegen lassen.

WILHELM. Gar wohl. Aber wie schickt sich die Person zu dem Possenspiele?

HEINRICH. Ich halte der Bauer wird ein Bauer bleiben / und wenn er in ein gülden Stücke krichen wird.

ROBERT. Ach nein / er hat etliche Becher auff das Hertze genommen / damit ist er in seinen Gedancken so gut als ein Fürste.

WILHELM. Das ist der beste Trost wieder das Armuth; Wenn man sich volltrincken kan / so vergist man seines Elendes.

HEINRICH. Ja wohl / der Wein ist die beste Artzney wieder die Armuth und Bekümmernüß / aber wer sie am meisten von Nöthen hat / der kan sie am wenigsten haben.

WILHELM. Doch hat man dieses aus der Experienz, daß der Wein unvergleichliche Würckung thut / wenn man dergleichen niemahls getruncken hat.

HEINRICH. Ich weiß nicht unsre Leute mögen sauffen wenn sie wollen / so bleibt der Wein bey einerley Würckung.

WILHELM. Ich sage / die ungemeine Würckung stehet hierinne / daß man sich die Gedancken verrücken läst.

HEINRICH. Ich weiß einen guten Freund / der hat die Gedancken[30] niemahls in der Ordnung / so hat er bey der schärffsten debauche keine Sorge / daß ihm etwas in Kopffe verrücket wird.

WILHELM. Es ist eine Glückseeligkeit / darinne ich nicht eine halbe vierthwel Stunde leben wolte.

HEINRICH. Wer aber in einem Stande lebt / da er von Sauffen muß Profession machen / der kan es nicht ändern. Bricht er in voller Weise den Halß / so stirbt er in seinem Beruffe.

WILHELM. Und wer ihn beruffen hat / von dem mag er auch den Schlüssel zum Himmelreich fodern.

HEINRICH. Der Tag ist zu lustig vor die ernsthafften Discurse, wir wolten lieber sehn / daß wir gegen den frembden Fürsten mit unser Complimente bestehen.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 30-31.
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