[32] Philippus, der Hertzog. Egmund, Hoff-Marschall.
PHILIPPUS. Wir haben noch keine Nachricht bekommen / wie es mit dem neugebackenen Fürsten wird abgelauffen seyn.
EGMUND. Es haben sich die rechten Personen darzu gebrauchen lassen / und derohalben ist kein Zweifel / der gute Stümper wird sich in seinen Fürsten- Stand schicken müssen.
PHILLIPPUS. Wir haben die Morgen-Stunde mit unsern wichtigen Regierungs-Geschäfften zugebracht / der übrige Tag wird zu unser Vergnügung gewiedmet seyn.
EGMUND. Arbeit und Ergötzligkeit muß mit einander abwechseln / eins von beyden ruinirt den Menschen / wenn es Vor- und Nach-Mittage währet.
PHILLIPPUS. Und solcher Wechsel wird am besten gesucht / wenn ein Land in friedlichen Wohlstande regieret wird.
EGMUND. Es ist wahr. Die Welt ist allenthalben mit Kriege / oder doch zum wenigsten mit Krieges-Geschrey erfüllet. Nur in diesem Lande können die Einwohner dem Gnadenreichen-Himmel nicht gnung dancken / indem die vollkommenen Friedens-Früchte so reichlich genossen werden.
PHILLIPPUS. Es scheinet / als wenn der Nachbahren Unruhe viel zu unser Sicherheit contribuiren müssen.
EGMUND. Es ist nicht weniger. Ander Leute / die sich vor ihren Feinde vor zu sehen haben / die haben nicht viel Zeit daß sie daran gedencken / wie sie uns schaden sollen. Inmittelst muß doch eine Reflexion auff die rechte Sorgfalt eines getreuen Landes-Vaters gemachet werden. Denn wer sich in die viel Dinge mischen will / der muß sich auch der nachfolgenden Verwirrung theilhafftig machen.
PHILLIPPUS. An unserer Gütigkeit soll niemahls ein Mangel erscheinen / und werden wir nicht zu einen Kriege genöthiget / so wollen wir die Gelegenheit nicht selber suchen. Ach könten wir nur des guten Gemüths von unserm Printzen[33] versichert seyn. Sein Humeur scheinet uns etwas zu wilde / und wir besorgen / wofern die Leute unsere Güthigkeit mißbrauchen / so wird einer nach uns kommen / der sich allzuhefftig in den Krieg verwickeln möchte.
EGMUND. Euer Hochfürstl. Durchl. sind zu sorgfältig. Es ist wohl gethan / daß ein junger Printz einen auffgeweckten Geist hat / und was bey der ersten Jugend ermangeln möchte / dasselbe muß durch die gute Aufferziehuhg / und durch das Hochlöbl. Exempel des Durchl. Herrn Vaters bey guten Temperament erhalten werden. Und wie so gar zu rechter Zeit stellet sich die zukünfftige Hoffnung dieses Landes ein.
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Der niederländische Bauer
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