Siebender Aufftrit.


[28] Roderigo, Leonisse und die Vorigen.


RODERIGO. So fahren dann jhr Liebden wohl / und gedenken / daß unsere geliebteste Kinder als der beste Schatz zu gleich in das Castell geflüchtet werde.

LEONISSE. Ich bin bereit / alles gehorsam in acht zunehmen: Allein warum bin ich so unglückselig / daß mein Hertzgeliebtester Ehe-Gemahl die Begleitung nicht in eigener Person verrichten wil?

RODERIGO. Die Ursachen sind erheblich / dessentwegen ich meine Sicherheit verachten muß.

LEONISSE. Ein Ehe-Gemahl kan die Sicherheit nicht verachten / wenn nicht zugleich die Gemahlin und die liebsten Kinder aller Liebe unwürdig geschätzet werden.

RODERIGO. Mein hohes Ambt schreibet mir solche Gesetze vor.

LEONISSE. So wil ich auch dem Gesetze der Liebe folgen / daß ist / ich wil auch in dem Pallaste bleiben / und wil das Glücke oder das Unglücke erwarten / welches über die Helffte meines Hertzens verhangen ist.

RODERIGO. Es ist mein Begehren / oder wenn dieses zu wenig ist / so sag ich / es ist mein Befehl / daß jhr euch gesamt in das Castell begebet.[28]

LEONISSE. So wil ich gehorsam seyn / aber es ist nochmahls meine unterthänigste Bitte – – –

RODERIGO. Die Zeit ist köstlich / durch dieses Bitten wird mir die Gelegenheit zu nöthigern Verrichtungen abgeschnitten.

LEONISSE. Ich kan nichts erhalten / jhr liebsten Kinder versuchet euer Bestes; vielleicht wird der Herr Vater gern bey euch bleiben wollen.

CELINDE küsset jhm die Hand. Ach! sollen wir ohne den Herren Vater leben / oder wil er uns allein sterben lassen?

RODERIGO. Es soll keines geschehen / geht nur hin im Friede.

ARCOS umfasset jhn bey den Knien. Ach! ich habe sonst das Glücke gehabt / den Herrn Vater zu bewegen; ist es nicht möglich / was die Frau Mutter gebeten hat?

RODERIGO. Hertzog Roccella, euch werden sie anvertrauet: machet Anstalt / daß sie durch das hinter Thor des Pallastes in das neue Castell begleitet werden.

LEONISSE. So werde ich noch durch einen Kuß dürffen Abschied nehmen. Ach jhr Liebden schonen jhrer selbst / wo sie nicht gegen so viele Personen wollen ungnädig seyn.

RODERIGO. Wir müssen itzund einen Stillstand mit den Complimenten machen / indem andere Personen auf mich warten / derer Anbringen nicht allerdinges nach unserm Wunsche lauffen wird.


Sie gehen ab.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 28-29.
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