Funffzehnder Aufftrit.


[85] Die Vorigen und Allegro im Reise-Rocke.


ALLEGRO. Ich habe des Stadt-Lebens gar überdrüßig. Und wenn ich vor eine Speckseite solche Schmertzen in der Achsel erdulden soll / so werd ich eine Gelegenheit auf dem Lande suchen / da ich des Tages ein Gerichte Rebhüner und Forellen verdienen kan.

BUFFONE. Siehstu den reisenden Herren da?

LURCONE. Es ist gewiß ein reicher Kauffmann.

POLTRONE. Ich spreche / er ist eines Edelmannes Diener / der die Edelgesteine auf das Dorff hinaus tragen soll.

BUFFONE. Er mag seyn / was er wil / er muß sich von uns ausschelen lassen.

ALLEGRO. Ich habe mich manirlich müssen davon stehlen / daß mir meine kleine Narren nicht nachgelauffen seyn; denn ich wuste nicht / wo ich meine Compagnie unterhalten solte.

BUFFONE greifft an. Höre doch Kerle / warum gehstu bey ehrlichen Leuten vorbey / und grüssest sie nicht?

ALLEGRO. Meine Dienste dem Herrn / zwey / drey / viermahl / meine Dienste dem Herrn.[85]

BUFFONE. Nun begehren wir deinen Gruß nicht: Gib her / was du hast / oder dein Kopff soll so weich werden, als wie ein neugebackener Kühfladen.

ALLEGRO. Die Herren verstehen mich gewiß nicht: Meinen freundlichen Gruß zuvor.

BUFFONE. Und unsere willige Dienste zuvor. Gib her was du hast / das andere behalt dir.

ALLEGRO. Ich bin ein armer Exulante, ich habe nicht viel.

BUFFONE. Das steht zu erfahren.


Sie überfallen jhn / und nach viel lächerlichen Possen ziehen sie jhn gantz aus / biß auff das Hemde.


ALLEGRO. Ach schämt euch doch / und last mir nur das Hemde.

BUFFONE. Das lassen wir wohl bleiben; ich weiß auch einen Schelmen, der hatte seine Ducaten in das Hemde genähet.

ALLEGRO. Ach! jhr seht ja / wie das Hemde hinten und forne zerrissen ist: wo wil doch ein Ducaten darin beherberget werden?

BUFFONE. Es hilfft nichts / zeuch dich guttwillig aus oder wir ziehn dir die Haut mit dem Hemde ab.


Sie ziehn jhn aus: Er hat ein glat Leibfarbig Kleid an / und hinten einen Fuchs-Schwantz.


BUFFONE. Du Schelm / was hastu da?

ALLEGRO. Ach jhr Herrn. Meine Mutter hat mirs zum Mahlzeichen gegeben / daß sie mich einmahl in der Welt wiederfinden kan.

BUFFONE. Nun so lauff immer fort.

ALLEGRO. Doch gebt nur was wieder / daß ich nicht gar nackend bin.

BUFFONE. Da hastu doch was / damit du unsre Gütigkeit erkennen magst.


Er giebt jhm die grosse Papierne Krause.


ALLEGRO. Wer kan davor / ich bedecke mich / so weit ich kan.[86]

BUFFONE. Geh uns vom Leibe / du Schelm / wirstu uns nachfolgen / so mustu noch sterben.

ALLEGRO. Ich wil nicht sterben: Aber ich wil auch an das fröliche Land-Leben gedencken / und nunmehr wird es müssen ein reicher Herr seyn / der mich aus meiner Noth erlösen kan.


Er agirt poßierlich mit der Krause und geht ab.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 85-87.
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