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[107] Bardassa, Bravo, Piccone, Mattheo, Furfante, Formaggio, Bruno, hernach Caraffa.
PICCONE. Fort / fort / es bedarff keiner Ceremonien: der Verräther ist in unserer Gewalt.
MATTHEO. Die Person soll vortreflich belohnet werden / welche sich gegen der Stadt Neapolis so vortreflich meritirt; doch komt jhr Pursche / der Vogel muß aus dem Neste.
PICCONE. Nur hurtig hinein gedrungen: ich weiß / der Hund ist vor Schrecken halb todt.
Alle zusammen / indem Mattheo den Hertzog aus der Kammer hervor zeucht.
Schlag todt den Verräther / den Vergiffter / den Mordbrenner / den Schelm / etc.
MATTHEO. Ha / du Bluthund / wo ist die Macht / die uns nunmehr an deiner Straffe verhindern soll?
CARAFFA. Jhr Herren / ich bitte / sie gehen doch etwas gnädiger mit mir um.
MATTHEO. Ey sind wir nun Herren / und sol uns nun auch ein bißgen Gnade abgebettelt werden? Ja / ja / wir wollen dirs an deinem Leibe beweisen / daß wir auch Herren über eines Hertzogs Leben sind.
CARAFFA. Was hab ich denn verschuldet? und warum soll ich so schimpflich fortgeschleppet werden?
MATTHEO. Hastu nichts verschuldet? warum kreuchstu in ein Huren-Bette? Dieses Lager gehöret gleich vor einen Hertzog / der sich ohne Spott und Schande vor den Leuten zeigen darff.
CARAFFA. Es kan auch wohl der unschuldigste Mensch erschrecket werden.
MATTHEO. Was? Bistu unschuldig? Sage mir zuvor / warum hastu dich verkrochen?[108]
CARAFFA. Hat denn dieses Hauß so einen allgemeinen Haß verdienet?
MATTHEO. Wilstu noch nicht recht auf meine Frage antworten? Sage mir / was hastu auf der Gasse gefürchtet / als dir die Flucht in dieses Hauß beliebete? Sage fort; oder du solst die Ursache von uns hören / du Verräther.
CARAFFA. Ich habe nichts gethan.
MATTHEO. Es ist war / du hast nichts gethan. Doch etliche tausend Schelmstücke hastu angegeben / die von andern Galgen-Schwengeln hätten sollen gethan werden.
CARAFFA. Ich weiß / daß ich unschuldig bin.
MATTHEO. Hört doch der Verräther darff uns noch Lügen straffen; fort und bringet jhn auf den Platz / da er sein Bubenstücke bekennen sol.
Er wird von allen mit einem grausamen Geschrey hinein geschlept.
BRAVO. Mein Kind / darff ich so kühne seyn / und den Platz besehen / wo diese vornehme Person gelegen hat?
BARDASSA. Es steht jhm frey. Ich wil indessen hier an der Thüre verziehen.
BRAVO. Ach nein / es hat diesen Verstand nicht / ich werde es nicht eher thun / als in jhrem Geleite.
BARDASSA. Allein ich fürchte mich.
BRAVO. Liegt doch kein böser Mann im Bette.
BARDASSA. So komt ein falscher Freund in die Kammer / der mich vexieren wil.
BRAVO. Mit solchen unnöthigen Reden verlieren wir die Zeit.
BARDASSA. Ich weiß wohl / daß er die Zeit schändlich verliehren wird.
BRAVO. Immer hin / genung daß ich einem Hertzoge nach dem Lager gesehen habe.
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