Sechzehnder Aufftrit.


[144] Pinto, Baldo.


PINTO. So wolte ich ein reicher Fischer seyn. Wenn mir das Untertauchen alle mahl so statlich bezahlet würde.

BALDO. Ey Gefatter / habt jhr gleichwohl einen stattlichen Fischzug gethan?

PINTO. Ja vor dißmahl hab ich güldene Fische gefangen.

BALDO. Die Heringe sind auch gülden / aber das ist unser Unglücke / das kein Goldschmied solch Gold verarbeiten wil. Gefatter / jhr wist wohl das Rätzel: es hat ein Maul und beist nicht / hat Flügel und fleucht nicht / es hat Geld und gilt nicht.

PINTO. Ach nein / bey den Fischen gabs ein ander Rätzel. Es hatte keine Flügel / und floh doch / es hatte kein Maul und lachte mich gleichwohl an / es hatte Geld und galt auch.

BALDO. Mein Kopff ist zu solchen Sachen ein bißgen tumm.

PINTO. Unser neuer Herr General, der dem löblichen Fischer-Handwercke einen ewigen Nahmen gemacht hat / der hatte gleich vor der Stadt am Meere seine Kurtzweil.

BALDO. Es ist wunder / daß er sich so viel abgemüßiget hat.

PINTO. Da versucht er sich im Baden / und als er allerhand Kurtzweil angefangen hatte / so ruffte er / wo jemand unter den Fischern Lust hätte Geld zu verdienen / der solte sich heran machen.

BALDO. Dazu dürffte mich der Herr General nicht ruffen. Ich weiß wohl / wenn ein Fischer Geld verdienen wil / so muß er ins Wasser: auff dem Baume fangen wir wenig Lampreten.

PINTO. Gefatter / last mich doch reden / jhr seyd nicht dabey gewesen. Er grieff in den Rock / und warff eine Handvoll Ducaten nach der andern in das Wasser / da mochte nun einer zugreiffen / wie er wolte.[145]

BALDO. Ey schade / daß ich nicht habe mit fischen sollen. Denn Gefatter jhr wists / was ich vor ein Täucher bin.

PINTO. Es lag da nicht allein an der Kunst: wir kunten wohl alle unter fahren: Aber wenn es zum Gelde kam / da satzt es Nüsse / daß mancher hernach in den Wasser nach der Lufft schnapte / wie eine krancke Karpe.

BALDO. So hat doch der gröste Flegel die meisten Ducaten krigt.

PINTO. Ja wie ich heim kam / so hat ich zwantzig Stücke in meinen Busen / aber was ich in der Schlägerey vor See-Wasser hab in den Halß kriegt / das hab ich am besten geschmackt.

BALDO. Vor zwantzig Ducaten kan man wohl eine gesaltzene Wasser-Suppe mit nehmen.

PINTO. Aber wenn das Fischer Regiment nur fein lange wehrete.

BALDO. Ich dencke hin und her / es wäre vielleicht nicht zuwünschen; wenn die armen Leute wollen Herren werden / so wirds darnach an Dienern fehlen: Deswegen macht unser HErr GOtt mehr arme Leute als reiche / weil ein grosser Herr offt 20. 30. 40. Diener von nöthen hat.

PINTO. Es ist wahr / ein grosser Fisch bedarff viel kleine / wenn er sich erhalten wil.

BALDO. Drum sag ich: wenn die kleinen Fische alle wollen groß werden / was haben sie darnach zu fressen?

PINTO. Meintwegen möchten die andern Leute alle arm seyn, wenn ich nur ein grosser Herr wäre.

BALDO. Andere Leute dencken auch so. Es ist am besten / wir nehmen mit unsern Fischer-Hosen vor lieb. Kommet Gefatter, und spendirt mir einen Soff vor einen Ducaten / ich weiß / das jhr sonst gar freigebig seyd.

PINTO. Wolt jhr mich nicht verachten / so wil ich euch gar gerne haben. Mit uns Fischern gehet es doch so her / wer einen Heller im Beutel hat / wenn die Sonne wieder auf geht / der muß im Handwercke Straffe geben.

Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 144-146.
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